Donnerstag, 26. Juni 2008

It's like thunder, lightning...

Seit letztem Wochenende haben wir es endlich, endlich offiziell: Sommer ist’s! Es ist schön warm, die Sonne sticht vom Himmel, und Caro und ich haben es sogar schon geschafft, baden zu gehen. Zusätzlich sind wir in Wien ja grad EM, wie es so schön heißt, die Touristen bevölkern unsere schöne Stadt, auf der Fanmeile und in den diversesten Public viewing Zones wird bei jedem Spiel Party gefeiert, und alle sind ausgelassen und gut gelaunt. Und viele, viele Autos sind mit bunten Fähnchen geschmückt (dafür gab’s extra einen Erlass vom Verkehrsministerium – denn die Beflaggung von Autos ist normalerweise nur dem Bund gestattet…).

So sehr ich auch den Sommer liebe, so sehr zipft mich eine seiner Nebenwirkungen an: Gewitter. Nicht, dass mir je bei einem Gewitter etwas Schlimmeres passiert wäre als bis auf die Knochen durchnässt zu werden… und wasserscheu bin ich ja zum Glück nicht. Aber trotzdem: vorher ist es drückend schwül, sodass es einem den Schweiß waagrecht bei den Poren raus treibt, die Stimmung ist elektrisch geladen, ebenso die Stimmung bei den Kollegen im Büro, wo ein klitzekleiner Funken zu einer gewaltigen Entladung führen kann.

Abgesehen davon werden die Sommergewitter in den letzten Jahren immer heftiger (oder bilde ich mir das nur ein?), und wenn es so richtig herzhaft zu hageln beginnt, bleiben weder Autos noch Fensterscheiben heil – von Dächern und Pflanzen ganz zu schweigen… Dazu Starkregen, sodass das kooperativste Dach zum Lecken beginnt und Anrufe in der Hausverwaltung, die mit meinem theatralischen „mir kommt das Wasser schon beim Plafond rein“ beginnen, mit einem lapidaren „solong’s eahna net in da Lamp’n steht, san se ka Notfoi“ beantwortet werden. Nein, Gewitter is’ nix schönes, macht nur Mist und Arbeit und Ärger.

Außerdem muss ich gestehen, dass mir die Tiere auch immer Leid tun. Ich erinnere mich noch gut an den Hund, den ich als Kind hatte. Es war ein ziemlich großer Hund, ein Teil Dobermann, der andere Teil Schäferhund, ziemlich Furcht einflößender Anblick… Und kaum war ein Gewitter im Anzug, hat sich dieses Riesenviech im hintersten Winkerl der Wohnung verkrochen, den Schwanz so eingezogen, dass die Schwanzspitze bei der Nasenspitze war, und hat gescheppert wie ein Kluppensackl. Dazu ein Augenaufschlag, der einem das Herz brechen könnte und ein Winseln zum Steine erweichen.

Mit meinen Katzen ist es jetzt nicht viel anders. Na schön, dem einen ist Gewitter so egal wie der berühmte Reissack, der in China umfällt. Aber der zweite verbarrikadiert sich im Vorzimmer, hasst dort Unwetter im allgemeinen und Gewitterstürme im speziellen wie die Pest und lässt sich weder durch Streicheleinheiten noch durch Leckerlies dazu bewegen, auch nur einen einzigen Schritt in Richtung Wohnzimmer zu machen – da kann das Frauchen tausendmal schwören, dass sie den armen schwarzen Kater eh vor allem Unheil beschützen wird, sicher ist sicher, und keine Katze, die etwas auf ihre sieben Leben hält, würde nur eines für das unsichere Versprechen eines Menschen aufs Spiel setzen. Sobald das Gewitter dann irgendwann vorbei ist, kommt der Kater wieder aus seinem Versteck vorgekrochen und muss mir dann in allen Einzelheiten berichten, was er in der vergangenen schrecklichen Zeit alles erlebt hat, und wie heroisch er dieses Leid überstanden hat – auch das muss man mal durchdrucken, vor allem, wenn er seine Heldentaten mitten in der Nacht, wenn ich schon den Schlaf der Gerechten schlafe, mit mir besprechen muss.

Gestern sind wir Wiener ja wieder in den „Genuss“ eines heftigen Gewittersturms gekommen, sodass sogar die Fanzone am Rathausplatz geräumt werden musste, Unterführungen standen unter Wasser, ebenso zahlreiche Keller, und wir haben wieder mal den Weltuntergang geprobt – immerhin hatte alle Welt etwas von unserem Unwetter, zumindest jener Teil der Welt, der Fußball interessiert ist, denn durch das Unwetter, das über Wien tobte, ist die Liveübertragung des gestrigen Matches auch einige Male ausgefallen. Ich bin um meinen doch verdienten Schlaf gekommen, weil der Regen gegen die Fenster geknallt hat und Sturm und Donner einander einen Wettkampf geliefert haben, wer lauter ist. Völlig unnötig…

Und auch heute hat sich der Tag sehr gewittrig entwickelt. Zwar nicht heiß, aber schwül, die Luft steht, alles lädt sich auf, bei jeder Bewegung fließt der Schweiß in Strömen über den Körper. Am Nachmittag dann der erste starke Regenschauer, dazwischen eine Pause, gerade lange genug, um halbwegs trockenen Fußes heimzukommen.

Und jetzt daheim? Ich sitze vor meinen offenen Fenstern, beobachte, wie die Sonne den stark bewölkten Himmel gelb färbt, höre das Prasseln des Regens und sehe den Blitzen zu, wie sie über den Himmel tanzen. Lediglich der Regen und der Donner sind zu hören, kein Vogel ist zu sehen, kaum Straßenlärm... Die Stimmung ist beinahe mystisch, fast wie in einem Fantasyfilm. Später färbt der Sonnenuntergang den Himmel in verschiedenen Rotschattierungen und ich kann beobachten, wie die tiefer liegenden Wolken langsam über den Himmel ziehen. Der Wind ist angenehm kühl und die Luft fühlt sich an wie frisch gewaschen.

Gut, der Kater sitzt wieder im Vorzimmer und hasst die Welt, und ich glaube, die 22 Mann, die gerade im Happel-Stadion dem runden Leder nachlaufen, sind von der Wetterlage auch nicht sonderlich begeistert, von den tausenden von Menschen in den Fanzonen ganz zu schweigen. Aber gegen gestern ist das heutige Gewitter fast friedlich und wirkt irgendwie beruhigend (zumindest in meinem Teil von Wien) – vielleicht überdenke ich meine Abneigung gegen Sommergewitter noch einmal…

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Aktuelle Beiträge

Geräuschdämmung
Durch Zufall über Google auf diese wunderschöne Seite...
Ing.enders (Gast) - 5. Mär, 18:13
Nachdem ich eine aktive...
Nachdem ich eine aktive Befürworterin von "Kleinvieh...
drewshine - 10. Dez, 17:52
wiove
Liebe Julia, liebe(r)? creature, lasst Euch euer Glück...
caro (Gast) - 10. Dez, 17:13
man nehme sich ein beispiel...
man nehme sich ein beispiel am kung fu panda, er sah...
creature - 10. Dez, 12:07
Du hast völlig recht,...
Du hast völlig recht, allerdings gibts halt auch viele...
drewshine - 10. Dez, 11:50
da stimme ich dir voll...
da stimme ich dir voll zu! genau darüber dachte ich...
creature - 10. Dez, 11:20
danke, laru. der text...
danke, laru. der text ist aber nicht von mir, den...
drewshine - 23. Apr, 21:38
.
mein Mitgefühl trotzdem oder deswegen wunderschöner...
Laru - 22. Apr, 15:13
hehe.. naja, also zumindest...
hehe.. naja, also zumindest so reden als würdest du...
Laru - 9. Sep, 17:18
dazu hab ich eine frage:...
dazu hab ich eine frage: wie kann ich mir zeit für...
ambi (Gast) - 8. Sep, 14:17

Worth to be read...


Antoine de Saint-Exupéry, Antoine de Saint Exupéry
Der Kleine Prinz



David Schalko
Frühstück in Helsinki


Thomas Glavinic
Das bin doch ich


Daniela Zeller, Robert Kratky, Thomas Wizany
Die ganze Wahrheit über ...



Daniel Glattauer
Gut gegen Nordwind




Mark Buchanan
Small Worlds

Deine Stimme gegen Armut

Deine Stimme gegen Armut

Suche

 

Status

Online seit 6326 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 5. Mär, 18:13

Credits

Haftungshinweis

Ich erklären hiermit ausdrücklich, dass ich keinerlei Einfluss auf die Gestaltung und die Inhalte der hier verlinkten Seiten habe und distanziere mich ausdrücklich von allen Inhalten aller verlinkten Seiten auf dieser Homepage. Für den Inhalt der verlinkten Seiten sind ausschließlich deren Betreiber verantwortlich.

Besucher seit 26.02.2008


Kategorie: today's quote
Kategorie: today's song
Kategorie: today's special
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren