Dienstag, 28. Oktober 2008

Human behaviour

Gibt es irgendwo Regeln oder Normen, wie man mit Menschen, die man liebt, umzugehen hat? Außer den beliebten Redensarten „was du nicht willst, das man dir tu’, das füg’ auch keinem andren zu“ oder „wie man in den Wald hinein ruft, so kommt’s zurück“? Im Allgemeinen denke ich, dass ich mit den Menschen in meinem Leben freundlich-respektvoll umgehe. Im Speziellen frage ich mich aber, ob ich es bei meinem Liebsten im Augenblick etwas übertreibe…

„Danke, dass du dich so lieb um mich kümmerst“ steht diese Woche in einer PM, die mein Liebster mir geschickt hat. Keine zehn Worte, und doch schaffen diese paar Buchstaben, dass ich mich frage, ob ich es im Moment heftig übertreibe, schließlich bin ich „als Freundin“ doch ein kleines Bisschen aus der Übung. Na ja, was mache ich denn schon großartig für ihn? Ich helf’ ihm bei seiner Steuer, er mir bei meinem Internet. Ich koche ab und zu für ihn und trete ihm Kostproben ab, wenn ich mal was backe, er bestellt uns regelmäßig Pizza, Sushi oder Schnitzel. Wenn er auf Dienstreise ist, bringt er mir eine Kleinigkeit mit, wenn ich wo eine hübsche Kerze sehe, kaufe ich ihm die. Bei Verspannungen und Rückenschmerzen massiert der Eine den Anderen, wenn der Eine beruflich Feedback braucht, schaut der Andere drüber oder hört sich eine Präsentation als „Vorabpublikum“ an. Und wenn er einen stressigen Tag hatte, lasse ich ihn seine Geschichte erzählen – ich texte ihn ja auch umgekehrt zu, wenn ich Bürofrust habe. Das ist in meinen Augen ganz normales Beziehungsleben, wo man am Leben des Partners teilnimmt, wo man sich freut, wenn der geliebte Mensch sich freut, und wo man tröstet, wenn der Andere Kummer und Sorgen hat. Und aus meinem Blickwinkel ist unser gegenseitiges geben und nehmen im Gleichgewicht.

Aber das scheint nur meine Sicht der Dinge zu sein. Und während ich mich freue, dass meine Anwesenheit dazu führt, dass mein Liebster etwas entspannter und ruhiger ist, empfindet er es retrospektiv betrachtet als Belastung, dass er seinen Kummer und seine Sorgen auf mich „abgeladen“ hat. Dabei sieht er aber nicht, dass ich ihm seinen Rucksack, den er mit sich herum trägt, nicht abnehme. Mitfühlen – ja. Mitleiden – nein.

Meine Freundin Ambi hat es sehr schön formuliert: „mir geht es ja nicht am Allerwertesten vorbei, wenn es meinem Mann schlecht geht. Weil würd’s das, würde ich ihn ja schlechter behandeln als meine engen Freunde.“ Das trifft es meiner Meinung nach sehr gut: für meine Freunde bin ich ja auch da, wenn sie mich brauchen, da höre ich mir auch Freude, Kummer und Leid an, auch deren Leben teile ich. Außerdem möchte ich für meinen Liebsten eine gleichwertige Partnerin sein – nicht das Weibchen, das sich zurück lehnt und sagt „was dir heute passiert ist, das interessiert mich nicht, ich möchte, dass du dich jetzt ausschließlich um mich kümmerst, und was mit dir ist geht mich nichts an – und dass du mich ja schön unterhältst…“. Nein, ich will nicht die Sonnenuhr in seinem Leben sein, die nur die schönen Stunden mitbekommt. Warum? Weil ich glaube, dass ich dann einen wichtigen Teil von meinem Liebsten nie kennen lernen werde. Was ich schade fände, weil ich bis jetzt jeden Teil, den er mir von sich vorgestellt hat, als interessant, liebenswert und bereichernd empfunden habe. Und ich kann einen Menschen nur als Gesamtheit lieben – scheibchenweise geht nicht.

Ich habe mir immer einen Mann gewünscht, der mir den Boden unter den Füßen wegzieht und der dann hinter mir steht und mich auffängt, einer, an dem ich mich reiben kann und an dem ich wachse. Nun, so ein Mann bereichert nun mein Leben. … „Und was passiert, nachdem der Prinz die Prinzessin gerettet hat?“ – „Sie rettet daraufhin sein Leben…“

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