Freitag, 1. Mai 2009

Irgendwas bleibt

Die Menschen, die mich kennen und die mich lieben, sagen mit einem kleinen Augenzwinkern über mich, ich sei Monk. Ich schmunzle dann immer darüber, und habe es mir sogar schon angewöhnt, dass ich selbst über mich sage „ich bin Monk“. Und – sind wir doch ehrlich – jeder hat so seine kleine Schrulligkeit, seine Macke, dieses kleine „Etwas“, das zu diesem betreffenden Menschen gehört, das seine Einzigartigkeit mit ausmacht, und sicher auch zum Teil seine besondere Liebenswürdigkeit. Die beste aller Freundinnen zum Beispiel will im Kino immer am Rand sitzen. Mein Liebster wird unruhig, wenn er im Restaurant nicht die Rechnung bezahlen darf. Und ich?

Nun, im Bereich „latent zwanghaftes Verhalten“ bin ich sehr schmal bestückt. Ich muss nicht dreimal die Wohnung kontrollieren, ob alles abgedreht ist, ich kann auf Fliesen und auf Fugen treten - die Tatsache, dass die Knopfleiste der Bettdecke bei mir immer unten sein muss, kann in diesem Fall schon fast als „vernachlässigbar“ gewertet werden. Ich habe eine andere Macke: ich bin ein Kontrollfreak…

Wobei ich eines gestehen muss: Kontrollfreak sein ist nicht so schlecht… Meine Studienkollegen haben es zu schätzen gewusst, dass ich ihre Diplomarbeiten perfekt lektoriert habe und ihnen sogar angestrichen habe, wenn statt einem Leerzeichen zwei zwischen den Wörtern waren. Meine Arbeitskollegen drücken mir gerne wahre Zahlenfriedhöfe in die Hand zum Abgleichen und können sicher sein, dass ich erst dann Ruhe gebe, wenn wirklich neben jeder Zahl ein Häkchen steht. Mir ein Dokument zu schicken mit dem beliebten „lies dir das bitte mal durch“ führt in der Regel zu einer mindestens 5minütigen Besprechung, wenn ich das Dokument retourniere und alle meine Anmerkungen kund tue. Ich habe den Ruf, dass ich genau und sorgfältig arbeite, wenn ich etwas als „ich hab’s mir angeschaut“ zurück gebe und keine Anmerkungen habe, dann genieße ich mittlerweile das Vertrauen meiner Kollegen, dass dann wirklich niemand mehr noch zusätzlich drüber schaut, denn wenn das Julia’sche Qualitätshakerl drunter ist, ist das mindestens so sicher wie das Österreichische Gütesigel.

Was im Job hilfreich ist, kann im Privatleben allerdings ziemlich bremsen. Denn den Monk lege ich beim Heimkommen ja nicht bei der Garderobe ab, sondern der bleibt bei mir. Und so wohl sich der Monk in mir im Büro fühlt, weil er da ja seinen Kontrollzwang ausleben kann und dadurch ein hohes Maß an Sicherheit hat, so unwohl fühlt er sich, wenn ich privat vor unklaren Situationen stehe, wo ich von Sicherheit so weit entfernt bin wie von einem Physiknobelpreis. Vor einiger Zeit habe ich mir in einer unklaren Situation damit „geholfen“, dass ich einfach eine Entscheidung erzwungen habe. Das hat in 99,5 % aller Fälle damit geendet, dass nicht das raus kam, was ich mir erhofft hatte, aber immerhin – ich habe einen kleinen Teilsieg errungen, denn die Situation war nun nicht mehr unklar. Vor etwas mehr als einem Jahr habe ich aber erkannt, dass mich dieses Verhalten sehr in meiner Entwicklung bremst, und seitdem arbeite ich daran und an mir, um es in den Griff zu bekommen und mir selbst ein kleines Eck mehr Freiheit zu schenken.

Mein Liebster hat gestern etwas sehr interessantes zu mir gesagt: du suchst dir eine Tür, durch die gehst du hindurch und schließt sie hinter dir. Ein gerader Weg, kein zurück schauen. Das genaue Gegenteil von ihm, der sich wohl fühlt, wenn er viele offene Türen, viele Optionen hat, mit denen er jonglieren kann.

Quasi ein Leben ohne Netz und doppeltem Boden… Gestern Abend hat das noch für mich erstrebenswert geklungen, da dachte ich mir noch „ja, das möchte ich auch können, das muss die ultimative Freiheit sein“. Heute – nach einmal drüber schlafen und etwas drüber nachdenken – sehe ich das anders.

Bedeutet es tatsächlich, dass ich kein Sicherheitsbedürfnis mehr habe, wenn ich unter unendlich vielen Möglichkeiten wählen kann, dass ich in einem Raum voller offener Türen stehe, nach Herzenslust hin- und hergehen kann und auch jederzeit in einen Raum zurückkehren kann? Tatsächlich glaube ich, dass das Beharren auf vielen Möglichkeiten sogar ein größeres Sicherheitsbedürfnis bedeutet. Wenn ich meine eine Türe öffne, hindurch gehe, sie hinter mir schließe und mir damit den Weg zurück versperre, bin ich bereit, ein Risiko einzugehen – das Risiko, dass ich auf meinem Weg scheitere. Ich bin gezwungen, darauf zu vertrauen, dass vor mir alles gut wird. Dass vor mir Menschen auf mich warten, die mich auf meinen Weg auffangen, die mich begleiten, die mich stützen. Dass ich mit den Situationen, die vor mir liegen, umgehen kann, dass ich an ihnen wachsen werde und nicht an ihnen zerbreche.

Wenn ich hingegen viele Möglichkeiten habe, viele Optionen, dann minimiere ich das Risiko, dass ich scheitere. Ich probiere halt die eine Türe aus, und wenn mir das dahinter nicht gefällt, kann ich immer noch dahin zurückgehen, von wo ich gekommen bin. Auch, wenn es mir in dem Ursprungsraum nicht so 100%ig gefallen hat, denn wieso wäre ich sonst weggegangen? Für mich hat die 1000-Türen-Option irgendwie den schalen Beigeschmack „ja, jetzt gefällt’s mir nicht, wo ich bin, also schau ich mal, ob’s woanders besser ist. Wenn’s mir nicht gefällt, dann komme ich einfach gleich wieder zurück. Und selbst, wenn es woanders besser ist, vielleicht ist’s dort eines Tages in der Zukunft nicht mehr so schön, und dann kann ich immer noch hierher zurückkommen.“ – das klingt für mich nach Rückschritt, nicht nach Weiterentwicklung.

Freiheit ist es wohl dann, wenn ich nicht immer gezwungen bin, in den Raum mit den vielen Türen zurück zu kehren, sondern hin und wieder eine Türe hinter mir zuschlagen kann. Genauso, wie ich nicht immer gezwungen bin, jede Türe hinter mir zuzuknallen, vielleicht lohnt sich ab und zu ein kleiner Blick zurück…

Dienstag, 28. April 2009

factor happiness

All jenen, die sich sehr für das Thema "Glück" interessieren, sei dieser Blog sehr ans Herz gelegt. Spannende Gedankengänge von einem spannenden Menschen :-)

Mittwoch, 1. April 2009

Zukunftsgespräche

Heute früh, 8 Uhr morgens, Autobus von Klo'burg nach Wien. Neben mir stehen 2 Schüler, ich schätze, maximal 17 Jahre alt. Der Eine hat mit Dreadlocks und Fetzenlook genau jenes Aussehen, das ihm von einigen Erwachsenen den Satz "aus dem wird nie was werden" einbringt.

Worüber unterhalten sich die beiden Kids? Computerspiele? Parties? Alk und Zigaretten? Womöglich gespickt mit "heast, Oida" und in dieser unendlich gedehnten und genuschelten Sprechweise, die grad bei den Teenies "in" ist, wo ich immer den Drang unterdrücken muss, dass ich den betreffenden Jugendlichen durchschüttle und sage "kannst den Mund bitte aufmachen, wenn du sprichst, damit man dich versteht"?

Nein, es ging im gestochensten Hochdeutsch um die politische Korrektheit des Begriffes "Islamismus" und wie dieser Begriff von einigen österreichischen Parteien eingesetzt wird.

Danke für diese 5 Minuten, die ich mit euch Beiden verbringen durfte - ihr habt mir wieder dieses gewisse Quentchen an Hoffnung geschenkt, dass "die Jugend von heute" nicht nur Komasaufen, Parties und Fremdenhass im Kopf hat, sondern dass diese jungen Leute tatsächlich an unser aller Zukunft interessiert sind.

Ein Stern...

Meins :-)

n669311731_1680831_242757

Mittwoch, 18. März 2009

Time to say goodbye...

Vorhin hab ich mich von meinem treuen Clio, der mich nun über 6 Jahre lang tapfer überall hin begleitet hat, verabschiedet. Ab heute Abend wird er durch Linz cruisen, mit einer besonders netten neuen Besitzerin. Sie hat sich gleich spontan bei der Besichtigung in meinen Kleinen verliebt und hat dann am Telefon laut gejubelt, als ich ihr gesagt habe, dass ich ihr das Auto verkaufe. Von demher bin ich mir sicher, dass sie gut auf ihn achten wird und dass er es bei ihr in Linz gut haben wird.

... aber dennoch bin ich grad ein kleines bisschen sentimental...

Mittwoch, 11. März 2009

Heute bin ich wieder ungnädig...

"Sehr geehrte Frau Julia,

ich habe ggf. eine sehr interessante Vakanz für Sie und möchte deshalb gerne Kontakt zu Ihnen aufnehmen.

blablabla

Mit besten Grüßen,

S. G. Senior Consultant "

Ich bin heute zugegeben nicht sehr gut drauf, unausgeschlafen, mit der Gesamtsituation latent unzufrieden - sprich: ich bin heute mit dem falschen Fuß zuerst aufgestanden...

"Sehr geehrte Frau B. K.!

Wenn Sie sich mein Profil genauer durchgelesen hätten (und nicht nur auf die Tätigkeit geschaut hätten), dann hätten sie bei meinem "ich suche" die drei Worte gefunden: Keinen neuen Job.

... hätte Ihnen das Schreiben dieser PM und mir das Antworten darauf und den leisen Ärger darüber, ob es Personalberater wirklich nicht notwendig haben, die Profile von potentiellen Kunden zu lesen, erspart. Denn diese Standard-PM von Ihnen gibt mir nicht das Gefühl "ich habe Ihr Profil gelesen, weiß, dass Sie keinen neuen Job suchen, möchte es aber trotzdem versuchen" - das gibt mir das Gefühl "ich muss meine Quote erfüllen - egal wie". Und letzteres wirkt auf mich weder schmeichelhaft noch professionell.

... abgesehen davon finde ich es interessant, dass die PM mit "S. G." unterzeichnet ist - das wirkt jetzt auf mich wie "Copy and Paste" und somit noch dazu unpersönlich. Womit ich in 2 Minuten 3 triftige Gründe gefunden hätte, warum ich - sollte ich je tatsächlich auf Jobsuche sein - nicht Ihr Unternehmen als Personalberater einschalten werde.

Freundliche Grüße

Julia"

... aber heute ist Vollmond, vielleicht kann ich das ja als Ausrede verwenden...

Donnerstag, 5. März 2009

Wieder mal in meinem Posteingang...

"Sehr geehrte Frau Julia,

wir sind ein etabliertes Personalberatungsunternehmen und zählen erfolgreiche und renommierte Unternehmen zu unseren Partnern. Momentan haben wir einen Kunden, der eine für Sie vielleicht interessante Position mit Führungsperspektive zu besetzen hat... blablabla"

Ich habe in meinem Profil noch immer stehen, dass ich keinen neuen Job suche... Aber wir haben ja bekanntlich Wirtschaftskrise, und von demher sollte man Personalberater nicht zu schlecht behandeln. Außerdem ist's bekanntlich so schlecht fürs Karma...

Also bin ich lieb, nett und freundlich und schreibe zurück "um welches Unternehmen handelt es sich denn?" - frei nach dem Motto: wenn ich schon ungefragt ein Jobangebot bekomme, obwohl ich gar nicht suche, dann will ich wenigstens wissen, um wen es sich handelt, _bevor_ ich anfange, darüber nachzudenken.

Seitdem... keine Antwort...

Was, so einfach wäre das gewesen?

Sonntag, 8. Februar 2009

Ein Stern...

Ich hab's diese Woche gewagt! Ich habe den ersten Neuwagen meines Lebens bestellt. Irgendwann ab Mai werde ich mit einem lotusblauen Mercedes B-Klasse durch Wien cruisen :-).

Montag, 5. Januar 2009

Weisheiten des Tages

1) Wenn an einem Feiertag die Geschirrspültabs ausgehen, ist es KEINE gute Idee, die Geschirrspültabs durch herkömmliches Geschirrspülmittel zu ersetzten.

2) Es ist vermessen, sich für diesen Geistesblitz auch noch zu loben.

3) Wenn man dennoch das Geschirrspülmittel in die Maschine gibt, soll man sich danach NICHT freuen, wenn der Kasten zum ersten Mal seit gut 10 Jahren leise wäscht.

4) Große Mengen an Schaum sind ein sehr guter Geräuschdämmer...

5) Zuviel Schaum in der Spülmaschine sorgt dafür, dass der Schaum bei den Dichtungen raus gedrückt wird.

6) Schaum macht viel Dreck am Küchenboden, beseitigt aber nicht den Schmutz am Geschirr...

Jo, das war mein Neujahrstag - wie war eurer?

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Aktuelle Beiträge

Geräuschdämmung
Durch Zufall über Google auf diese wunderschöne Seite...
Ing.enders (Gast) - 5. Mär, 18:13
Nachdem ich eine aktive...
Nachdem ich eine aktive Befürworterin von "Kleinvieh...
drewshine - 10. Dez, 17:52
wiove
Liebe Julia, liebe(r)? creature, lasst Euch euer Glück...
caro (Gast) - 10. Dez, 17:13
man nehme sich ein beispiel...
man nehme sich ein beispiel am kung fu panda, er sah...
creature - 10. Dez, 12:07
Du hast völlig recht,...
Du hast völlig recht, allerdings gibts halt auch viele...
drewshine - 10. Dez, 11:50
da stimme ich dir voll...
da stimme ich dir voll zu! genau darüber dachte ich...
creature - 10. Dez, 11:20
danke, laru. der text...
danke, laru. der text ist aber nicht von mir, den...
drewshine - 23. Apr, 21:38
.
mein Mitgefühl trotzdem oder deswegen wunderschöner...
Laru - 22. Apr, 15:13
hehe.. naja, also zumindest...
hehe.. naja, also zumindest so reden als würdest du...
Laru - 9. Sep, 17:18
dazu hab ich eine frage:...
dazu hab ich eine frage: wie kann ich mir zeit für...
ambi (Gast) - 8. Sep, 14:17

Worth to be read...


Antoine de Saint-Exupéry, Antoine de Saint Exupéry
Der Kleine Prinz



David Schalko
Frühstück in Helsinki


Thomas Glavinic
Das bin doch ich


Daniela Zeller, Robert Kratky, Thomas Wizany
Die ganze Wahrheit über ...



Daniel Glattauer
Gut gegen Nordwind




Mark Buchanan
Small Worlds

Deine Stimme gegen Armut

Deine Stimme gegen Armut

Suche

 

Status

Online seit 6304 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 5. Mär, 18:13

Credits

Haftungshinweis

Ich erklären hiermit ausdrücklich, dass ich keinerlei Einfluss auf die Gestaltung und die Inhalte der hier verlinkten Seiten habe und distanziere mich ausdrücklich von allen Inhalten aller verlinkten Seiten auf dieser Homepage. Für den Inhalt der verlinkten Seiten sind ausschließlich deren Betreiber verantwortlich.

Besucher seit 26.02.2008


Kategorie: today's quote
Kategorie: today's song
Kategorie: today's special
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren