Schifoan
Es gibt einige „Standardgerüchte“, mit denen der Durchschnittsösterreicher im Laufe seines Lebens so konfrontiert wird: wir essen alle Apfelstrudel und Wiener Schnitzel, unsere Fußballnationalmannschaft wird im Leben kein Leiberl reißen (ok, das ist wahrscheinlich kein Gerücht) und wir können alle Schi fahren.
Ich muss hier eines klarstellen: der Österreicher wird nicht mit Schiern an den Füßen geboren. Aber zugegeben: selbst der Unsportlichste unter uns wird im Laufe seiner Schulkarriere sicher zwei, dreimal mit einem Schulschikurs „zwangsbeglückt“. Und Schifahren ist auch zugegeben einer der „Volkssporte“ in Österreich. Kaum ein Hügerl in den Alpen, wo nicht zumindest ein Schlepplift rauf führt und eine breite Schneise in den Wald Richtung bergab geschlagen wurde. Die malerischen Alpendörfchen haben sich zu Touristenburgen gewandelt, und verlangen Preise, wo man selbst das gesalzene Pflaster der Wiener Innenstadt als „eigentlich eh net so teuer“ empfindet.
Aber wozu Schifahren „aktiv“ betreiben und gebrochene Knochen riskieren (bei mir hat jeder Schiausflug mit einem Aufenthalt in der Notaufnahme und einem Körperteil in Gips gehüllt geendet – ich habe die Zeichen verstanden…), wenn man auch „passiv“ dem Schivergnügen frönen kann. Und zwar auf die bequemste denkbare Art: man knotzt sich daheim auf die Couch, schaltet den Breitbildfernseher ein und fühlt sich dank Exschifahrern, die mit einer Kamera in der Hand die Piste runter bretteln im wahrsten Sinne „live dabei“. Und selbst, wenn man keinen Fernseher in der Nähe hat, kann man im Radio einer Moderation von Adi und Edi lauschen, wo ich mir regelmäßig Sorgen um die beiden Knaben mache, weil so, wie die zwei sich reinsteigern und mitfiebern, müssen sie regelmäßig hart an der Grenze zum Herzinfarkt schrammen. Das ist alles Adrenalin pur.
Und ich muss gestehen, beim Schifahren bin ich stolz, dass ich eine Österreicherin bin. Zugegeben, in allen anderen Sportarten stinken wir ziemlich ab, aber – hey, Schifahren, das können’s, die Damen und Herren des Schiteams. Ich erinnere mich auch noch an legendäre Schirennen, wo die Plätze 1 bis 5 von Österreichern belegt wurden und der Kommentator launig bemerkt hat „Österreich bedankt sich für die ausländische Mitwirkung“. Und – gebt es doch zu – es ist doch herrlich, wenn wir kleines Österreich wenigstens in einer Sportart unserem Lieblingsnachbarn – den Piefke – zeigen können, wo der Bartl den Most herholt. Denn verlieren tun sie sehr ungern, die Deutschen, und wir Österreicher laben uns dann doch mit einem gewissen boshaften Grinsen an der Frustration der deutschen Nachbarn.
Und so verwundert es wohl niemanden, wenn einmal jährlich in der Gamsstadt Kitzbühel der Bär steppt. Alljährlich lockt die berühmt-berüchtigte Streif, die Reichen und die Schönen geben sich ein Stelldichein und die Liste der Promis ist endlos. Und so ähnelt der Beginn der Liveübertragung eher einer Extraausgabe der Seitenblicke, die österreichische Hochpolitik ist geschlossen vertreten (ok, den Bundeskanzler in seiner Eigenschaft als Sportminister versteh ich noch, aber was ein Verteidigungs- und ein Sozialminister dort machen…), alles, was Rang und Namen hat steht sich die Füße platt, um nur einmal kurz im Bild zu sein, und der Rundfunk sollte langsam überlegen, ob es nicht sinnvoller wäre, das Landesstudio Tirol nach Kitzbühel zu verlegen – rein infrastrukturmäßig betrachtet, natürlich.
Ich gestehe, ich schaue auch liebend gerne die Herrenabfahrt auf der Streif. Besonders beeindruckend finde ich, dass der Exschirennläufer Hans Knauß mit einer Handkamera (nein, nicht Helm, sondern Hand) die Streif freiwillig runter gefahren ist – ohne Schistöcke! Und langsam war der auch nicht unterwegs – auf meinem supertollen Riesenfernseher hab ich fast den Eindruck gehabt, als ob ich selbst die Piste runter brettle (wenn ich noch den Ventilator aufgestellt hätte, dann hätte ich sogar Fahrtwind imitieren können) und habe nur schwer der Versuchung widerstehen können, mich so richtig in die Kurven reinzulegen.
Aber die Streif hat nicht nur den Ruf, die schwierigste Abfahrt zu sein, sondern sie ist auch eine der gefährlichsten. Und ich denke, es kostet jeden eine gehörige Portion Überwindung, den sicheren Platz im Starthäuschen zu verlassen, um sich nur mit einem Sturzhelm und einem Rückenprotektor als Schutz (den Rennanzug vernachlässige ich mal) mit über 130 km/h den Berg runter zu stürzen – und wofür? Für Ruhm, Ehre und der Gewissheit, die eigene Angst bezwungen zu haben?
Es ist sicher mit ein Teil der Faszination der Speed-Bewerbe, dass man als Zuseher weiß, dass es den Rennfahrer jede Sekunde so was von zerbröseln kann. Nicht umsonst hat Reinhard Fendrich schon in den 80er Jahren gesungen „Wenn einer bei der Zwischenzeit sich zwanglos von sein’m Schi befreit, und es ihn in die Landschaft steckt, dass jeder seine Ohr’n anlegt. Wenn er das überleben tut, dann wird er nachher interviewt.“ Leider hat auch gestern die Streif ihren Tribut gefordert. Nun, es war nicht bei der Zwischenzeit, sondern beim Zielsprung, wo der Amerikaner Scott Macartney schwer gestürzt ist und die Livekamera einige Sekunden zu lang auf den Verunglückten gezoomt hat, damit das Publikum nur ja keine Zuckung des krampfenden Körpers verpasst. Zum Glück für den Amerikaner ist alles „halbwegs“ glimpflich ausgegangen. Tja, was soll man sagen: the show must go on, und nachdem der Verunglückte geborgen war, ging das Spektakel weiter – zum Glück ohne weitere Extremstürze. Ich hab auf jeden Fall mit jenen, die nach Macartney gestartet sind, mitgelitten – auch, wenn die Fahrer keine Information am Start bekommen haben, aber bei einer 20minütigen Rennunterbrechung kann sich jeder ausmalen, dass etwas schlimmes passiert sein muss. Mich hätten jedenfalls keine zehn Pferde aus dem Starthaus raus bekommen.
Gratulation an Didier Cuche, der gewonnen hat. Und eine gute Besserung an Scott Macartney…
Ich muss hier eines klarstellen: der Österreicher wird nicht mit Schiern an den Füßen geboren. Aber zugegeben: selbst der Unsportlichste unter uns wird im Laufe seiner Schulkarriere sicher zwei, dreimal mit einem Schulschikurs „zwangsbeglückt“. Und Schifahren ist auch zugegeben einer der „Volkssporte“ in Österreich. Kaum ein Hügerl in den Alpen, wo nicht zumindest ein Schlepplift rauf führt und eine breite Schneise in den Wald Richtung bergab geschlagen wurde. Die malerischen Alpendörfchen haben sich zu Touristenburgen gewandelt, und verlangen Preise, wo man selbst das gesalzene Pflaster der Wiener Innenstadt als „eigentlich eh net so teuer“ empfindet.
Aber wozu Schifahren „aktiv“ betreiben und gebrochene Knochen riskieren (bei mir hat jeder Schiausflug mit einem Aufenthalt in der Notaufnahme und einem Körperteil in Gips gehüllt geendet – ich habe die Zeichen verstanden…), wenn man auch „passiv“ dem Schivergnügen frönen kann. Und zwar auf die bequemste denkbare Art: man knotzt sich daheim auf die Couch, schaltet den Breitbildfernseher ein und fühlt sich dank Exschifahrern, die mit einer Kamera in der Hand die Piste runter bretteln im wahrsten Sinne „live dabei“. Und selbst, wenn man keinen Fernseher in der Nähe hat, kann man im Radio einer Moderation von Adi und Edi lauschen, wo ich mir regelmäßig Sorgen um die beiden Knaben mache, weil so, wie die zwei sich reinsteigern und mitfiebern, müssen sie regelmäßig hart an der Grenze zum Herzinfarkt schrammen. Das ist alles Adrenalin pur.
Und ich muss gestehen, beim Schifahren bin ich stolz, dass ich eine Österreicherin bin. Zugegeben, in allen anderen Sportarten stinken wir ziemlich ab, aber – hey, Schifahren, das können’s, die Damen und Herren des Schiteams. Ich erinnere mich auch noch an legendäre Schirennen, wo die Plätze 1 bis 5 von Österreichern belegt wurden und der Kommentator launig bemerkt hat „Österreich bedankt sich für die ausländische Mitwirkung“. Und – gebt es doch zu – es ist doch herrlich, wenn wir kleines Österreich wenigstens in einer Sportart unserem Lieblingsnachbarn – den Piefke – zeigen können, wo der Bartl den Most herholt. Denn verlieren tun sie sehr ungern, die Deutschen, und wir Österreicher laben uns dann doch mit einem gewissen boshaften Grinsen an der Frustration der deutschen Nachbarn.
Und so verwundert es wohl niemanden, wenn einmal jährlich in der Gamsstadt Kitzbühel der Bär steppt. Alljährlich lockt die berühmt-berüchtigte Streif, die Reichen und die Schönen geben sich ein Stelldichein und die Liste der Promis ist endlos. Und so ähnelt der Beginn der Liveübertragung eher einer Extraausgabe der Seitenblicke, die österreichische Hochpolitik ist geschlossen vertreten (ok, den Bundeskanzler in seiner Eigenschaft als Sportminister versteh ich noch, aber was ein Verteidigungs- und ein Sozialminister dort machen…), alles, was Rang und Namen hat steht sich die Füße platt, um nur einmal kurz im Bild zu sein, und der Rundfunk sollte langsam überlegen, ob es nicht sinnvoller wäre, das Landesstudio Tirol nach Kitzbühel zu verlegen – rein infrastrukturmäßig betrachtet, natürlich.
Ich gestehe, ich schaue auch liebend gerne die Herrenabfahrt auf der Streif. Besonders beeindruckend finde ich, dass der Exschirennläufer Hans Knauß mit einer Handkamera (nein, nicht Helm, sondern Hand) die Streif freiwillig runter gefahren ist – ohne Schistöcke! Und langsam war der auch nicht unterwegs – auf meinem supertollen Riesenfernseher hab ich fast den Eindruck gehabt, als ob ich selbst die Piste runter brettle (wenn ich noch den Ventilator aufgestellt hätte, dann hätte ich sogar Fahrtwind imitieren können) und habe nur schwer der Versuchung widerstehen können, mich so richtig in die Kurven reinzulegen.
Aber die Streif hat nicht nur den Ruf, die schwierigste Abfahrt zu sein, sondern sie ist auch eine der gefährlichsten. Und ich denke, es kostet jeden eine gehörige Portion Überwindung, den sicheren Platz im Starthäuschen zu verlassen, um sich nur mit einem Sturzhelm und einem Rückenprotektor als Schutz (den Rennanzug vernachlässige ich mal) mit über 130 km/h den Berg runter zu stürzen – und wofür? Für Ruhm, Ehre und der Gewissheit, die eigene Angst bezwungen zu haben?
Es ist sicher mit ein Teil der Faszination der Speed-Bewerbe, dass man als Zuseher weiß, dass es den Rennfahrer jede Sekunde so was von zerbröseln kann. Nicht umsonst hat Reinhard Fendrich schon in den 80er Jahren gesungen „Wenn einer bei der Zwischenzeit sich zwanglos von sein’m Schi befreit, und es ihn in die Landschaft steckt, dass jeder seine Ohr’n anlegt. Wenn er das überleben tut, dann wird er nachher interviewt.“ Leider hat auch gestern die Streif ihren Tribut gefordert. Nun, es war nicht bei der Zwischenzeit, sondern beim Zielsprung, wo der Amerikaner Scott Macartney schwer gestürzt ist und die Livekamera einige Sekunden zu lang auf den Verunglückten gezoomt hat, damit das Publikum nur ja keine Zuckung des krampfenden Körpers verpasst. Zum Glück für den Amerikaner ist alles „halbwegs“ glimpflich ausgegangen. Tja, was soll man sagen: the show must go on, und nachdem der Verunglückte geborgen war, ging das Spektakel weiter – zum Glück ohne weitere Extremstürze. Ich hab auf jeden Fall mit jenen, die nach Macartney gestartet sind, mitgelitten – auch, wenn die Fahrer keine Information am Start bekommen haben, aber bei einer 20minütigen Rennunterbrechung kann sich jeder ausmalen, dass etwas schlimmes passiert sein muss. Mich hätten jedenfalls keine zehn Pferde aus dem Starthaus raus bekommen.
Gratulation an Didier Cuche, der gewonnen hat. Und eine gute Besserung an Scott Macartney…
drewshine - 20. Jan, 09:53
sarah_t - 26. Jan, 16:01
geh schatzi
du wirst echt alt.
heutzutage fährt doch niemand mehr auf schulschikurs...
heutzutage fährt doch niemand mehr auf schulschikurs...
drewshine - 27. Jan, 09:23
tztztz...
diese jugend heutzutage wird sowas von verweichlicht, nicht mal die obligatorischen gipsarme und -beine bekommt sie mehr... also, zu meiner zeit hat's sowas no net geben ;-)))
busserl!
busserl!
schifoan
Nur zur Info - der Eistraum am Rathausplatz hat wieder begonnen und so eine kleine Heiße-Schokolade-mit-Schuß-Plauderei und ein zwei Runden auf den Kufen ist immer eine schöne Idee.
Bussi
Caro
um es...
aber seh ich des richtig, dass ich jetzt mit dir eislaufen gehen muss?
bussi
julia
auf den punkt gebracht..,.
Bussi
Caro
oke...
bussi
julia
verspreche
andererseits...
net blöd
sollten sie aber vielleicht ;-)