Feldforschung
Es gibt viele Dinge, die Männer an uns Frauen nicht verstehen: wann bedeutet ein „nein“ tatsächlich „nein“, was befindet sich in unseren Handtaschen und warum gehen Frauen immer zu zweit auf die Toilette? Umgekehrt ist es aber genauso: wir Frauen verstehen Männer genauso wenig und ich als Singlefrau hab mir quasi das Ziel gesetzt, die Männer bis ins Innerste zu ergründen. Also de facto eine Art Sexualanthropologin, die stets auf der Suche nach einem lohnenden Forschungsobjekt ist. Diesen Freitag wurde mein Horizont beträchtlich erweitert…
Freitagabend, und nichts vor. Ich beschließe also, die Woche auf „g’miatlich“ ausklingen zu lassen, was soviel heißt wie: zwei Stunden mit HTML-Tags verbringen, um die Homepage zu verhübschen und danach vor der Glotze versumpern. Herrlich! Kurz nach sieben Uhr klingelt mein Handy – Ulrich dran. „Hey, was machst grad?“ – Gar nix, warum? – „Das hab ich ma gedacht, hüpf unter die Dusche, zieh da was an und kumm’ her, wir sitzen in dem Schottischen Pub in der Billrothstraße.“ Ähm, wer ist ‚wir’? „Nun ja, meine Wenigkeit, dann noch Steve und Kristof – schau, dass’t in die Gänge kommst und in einer Stunde bist du da!“. Ok, da ich ohnehin nichts Besseres vor habe… Ich überlege kurz, was ich anziehen soll – ein Haufen Jungs und ich bin nicht sicher, ob sie noch andere Mädels angerufen haben – also lieber nicht zu sexy und tief ausgeschnitten. Gut, sie werden mir sicher auf die Brust starren, aber ich kann zumindest verhindern, dass sie in mein Dekollete hineinfallen und ich mühsam ihre Blicke wieder 20 cm weiter nach oben lavieren muss. Also eher züchtig. Ich entscheide mich für Jeans und ein schwarzes T-Shirt mit Speisekartenaufdruck, schminke mich noch und werfe mich ins Auto – allzu lang will ich ohnehin nicht wegbleiben.
Pünktlich um 8 Uhr bin ich im Pub und lasse mich neben Ulrich in einen bequemen Sessel fallen. Ulrich stellt mich der Runde vor, es sind zwei Steves, einer klein und blond, einer groß und dunkelhaarig, und Kristof. In den ersten Minuten versuche ich mich zu orientieren, worum sich das Gespräch dreht. Ah ja, Frauen. Der kleine Steve schwärmt gerade davon, dass er in drei Frauen verliebt ist und dass ihm die Entscheidung so wahnsinnig schwer fällt – aber die drei rennen ihm ja quasi die Türe ein. Eine Brasilianerin, eine Chinesin und eine Thailänderin. Ich flüstere Ulrich zu „alles klar, die drei sind definitiv an einer Aufenthaltsbewilligung interessiert“ und Ulrich beginnt zu kichern. So weit, so gut, meine latente Boshaftigkeit ist langsam aufgewärmt.
Steve schwärmt weiter von den Mädels und ihren Massagefähigkeiten. Massage in Kombination mit Asiatinnen… ich überlege. Vor mehr als zwei Monaten habe ich Ulrich mit seiner damaligen Freundin getroffen und er hat mir von einem Steve erzählt, der an diesem Abend auch vorbei kommen sollte, wobei ich es da etwas schwierig hätte, weil der nur auf Asiatinnen steht… Mir dämmert also, dass der kleine blonde Steve neben mir besagter Steve vom Februar sein könnte, und ich frage Ulrich „Sag, ist das der Steve, von dem du mir im Februar erzählt hast, der nur auf Asiatinnen steht?“ Die Jungs am Tisch beginnen zu lachen und Steve echauffiert sich „Ey, dude, das hab ich dir damals im Vertrauen erzählt, und du Wappler erzählst das überall herum? Wos is, hör ich die G’schichte auch morgen bei Ö3?“. Die Runde lacht noch mehr, und mir wird klar, dass ich mir soeben den Titel „Miststück des Tages“ mühsam erobert habe. Ich stelle aber fest, dass mich das nicht mal so stört und genieße es, einmal die bitch zu sein. Der große Steve lacht mich an und meint „Hot and spicy, du bist schon ok!“ Ähm, hot and what? Ich blicke auf mein Shirt hinunter „Hot and spicy. Todays special Chili chicken and one Margharita for $ 6,40“. Ok, zwei Fragen hätte ich somit erfolgreich beantwortet. Erstens: wie werden mich die Jungs wohl nennen - einfach "Julia", oder cool "Juli", altmodisch "Julchen" oder bekomme ich doch einen richtigen Indianernamen verpasst? Und zweitens: ob sie mir wohl auf die Brust starren würden…?
Die Unterhaltung nimmt weiter ihren Lauf, und ich stelle fest, dass die Jungs von der Tatsache, dass eine Frau am Tisch sitzt, gänzlich unbeeindruckt sind: Swingerclubs, one-night-stands und die Frage, ob das Hotel Orient nun ein Stundenhotel ist oder nicht – das Niveau ist so tief, dass es nicht mehr weiter sinken kann. Einerseits finde ich es aus sexualanthropologischer Sicht sehr interessant herauszufinden, was in Männerrunden so gesprochen wird. Andererseits: es ist too much information, oder auf gut deutsch gesagt: so genau wollt’ ich’s gar net wissen. Während Frauen einen Mann dann in ihr Beuteschema einreihen, wenn er witzig ist, clever ist, Charme hat und gut aussieht, reicht es den Männern dieser Runde, wenn eine Vagina vorhanden ist und das Mädl willig ist. Meine Illusionen sind endgültig zerstört und ich bin mir sicher, dass der kleine Steve, würde ich ihn anlächeln und sagen „Wanna fuck?“ mitkäme, weniger, weil er mich so interessant findet und in mir die potentielle Liebe seines Lebens wittert, sondern viel mehr, weil ich einfach grad da bin und willig bin…
Der Abend raubt mir den letzten Funken Romantik, den ich mir noch bewahrt habe, und ich bedaure insgeheim, dass ich mit dem Auto gekommen bin – die Unterhaltung wäre mit sehr viel Tequila viel leichter zu ertragen gewesen. Männergespräche… in dieser Nacht habe ich diesbezüglich meine Unschuld verloren, das ist wohl der Preis, den Männerforscherinnen zahlen müssen…
Freitagabend, und nichts vor. Ich beschließe also, die Woche auf „g’miatlich“ ausklingen zu lassen, was soviel heißt wie: zwei Stunden mit HTML-Tags verbringen, um die Homepage zu verhübschen und danach vor der Glotze versumpern. Herrlich! Kurz nach sieben Uhr klingelt mein Handy – Ulrich dran. „Hey, was machst grad?“ – Gar nix, warum? – „Das hab ich ma gedacht, hüpf unter die Dusche, zieh da was an und kumm’ her, wir sitzen in dem Schottischen Pub in der Billrothstraße.“ Ähm, wer ist ‚wir’? „Nun ja, meine Wenigkeit, dann noch Steve und Kristof – schau, dass’t in die Gänge kommst und in einer Stunde bist du da!“. Ok, da ich ohnehin nichts Besseres vor habe… Ich überlege kurz, was ich anziehen soll – ein Haufen Jungs und ich bin nicht sicher, ob sie noch andere Mädels angerufen haben – also lieber nicht zu sexy und tief ausgeschnitten. Gut, sie werden mir sicher auf die Brust starren, aber ich kann zumindest verhindern, dass sie in mein Dekollete hineinfallen und ich mühsam ihre Blicke wieder 20 cm weiter nach oben lavieren muss. Also eher züchtig. Ich entscheide mich für Jeans und ein schwarzes T-Shirt mit Speisekartenaufdruck, schminke mich noch und werfe mich ins Auto – allzu lang will ich ohnehin nicht wegbleiben.
Pünktlich um 8 Uhr bin ich im Pub und lasse mich neben Ulrich in einen bequemen Sessel fallen. Ulrich stellt mich der Runde vor, es sind zwei Steves, einer klein und blond, einer groß und dunkelhaarig, und Kristof. In den ersten Minuten versuche ich mich zu orientieren, worum sich das Gespräch dreht. Ah ja, Frauen. Der kleine Steve schwärmt gerade davon, dass er in drei Frauen verliebt ist und dass ihm die Entscheidung so wahnsinnig schwer fällt – aber die drei rennen ihm ja quasi die Türe ein. Eine Brasilianerin, eine Chinesin und eine Thailänderin. Ich flüstere Ulrich zu „alles klar, die drei sind definitiv an einer Aufenthaltsbewilligung interessiert“ und Ulrich beginnt zu kichern. So weit, so gut, meine latente Boshaftigkeit ist langsam aufgewärmt.
Steve schwärmt weiter von den Mädels und ihren Massagefähigkeiten. Massage in Kombination mit Asiatinnen… ich überlege. Vor mehr als zwei Monaten habe ich Ulrich mit seiner damaligen Freundin getroffen und er hat mir von einem Steve erzählt, der an diesem Abend auch vorbei kommen sollte, wobei ich es da etwas schwierig hätte, weil der nur auf Asiatinnen steht… Mir dämmert also, dass der kleine blonde Steve neben mir besagter Steve vom Februar sein könnte, und ich frage Ulrich „Sag, ist das der Steve, von dem du mir im Februar erzählt hast, der nur auf Asiatinnen steht?“ Die Jungs am Tisch beginnen zu lachen und Steve echauffiert sich „Ey, dude, das hab ich dir damals im Vertrauen erzählt, und du Wappler erzählst das überall herum? Wos is, hör ich die G’schichte auch morgen bei Ö3?“. Die Runde lacht noch mehr, und mir wird klar, dass ich mir soeben den Titel „Miststück des Tages“ mühsam erobert habe. Ich stelle aber fest, dass mich das nicht mal so stört und genieße es, einmal die bitch zu sein. Der große Steve lacht mich an und meint „Hot and spicy, du bist schon ok!“ Ähm, hot and what? Ich blicke auf mein Shirt hinunter „Hot and spicy. Todays special Chili chicken and one Margharita for $ 6,40“. Ok, zwei Fragen hätte ich somit erfolgreich beantwortet. Erstens: wie werden mich die Jungs wohl nennen - einfach "Julia", oder cool "Juli", altmodisch "Julchen" oder bekomme ich doch einen richtigen Indianernamen verpasst? Und zweitens: ob sie mir wohl auf die Brust starren würden…?
Die Unterhaltung nimmt weiter ihren Lauf, und ich stelle fest, dass die Jungs von der Tatsache, dass eine Frau am Tisch sitzt, gänzlich unbeeindruckt sind: Swingerclubs, one-night-stands und die Frage, ob das Hotel Orient nun ein Stundenhotel ist oder nicht – das Niveau ist so tief, dass es nicht mehr weiter sinken kann. Einerseits finde ich es aus sexualanthropologischer Sicht sehr interessant herauszufinden, was in Männerrunden so gesprochen wird. Andererseits: es ist too much information, oder auf gut deutsch gesagt: so genau wollt’ ich’s gar net wissen. Während Frauen einen Mann dann in ihr Beuteschema einreihen, wenn er witzig ist, clever ist, Charme hat und gut aussieht, reicht es den Männern dieser Runde, wenn eine Vagina vorhanden ist und das Mädl willig ist. Meine Illusionen sind endgültig zerstört und ich bin mir sicher, dass der kleine Steve, würde ich ihn anlächeln und sagen „Wanna fuck?“ mitkäme, weniger, weil er mich so interessant findet und in mir die potentielle Liebe seines Lebens wittert, sondern viel mehr, weil ich einfach grad da bin und willig bin…
Der Abend raubt mir den letzten Funken Romantik, den ich mir noch bewahrt habe, und ich bedaure insgeheim, dass ich mit dem Auto gekommen bin – die Unterhaltung wäre mit sehr viel Tequila viel leichter zu ertragen gewesen. Männergespräche… in dieser Nacht habe ich diesbezüglich meine Unschuld verloren, das ist wohl der Preis, den Männerforscherinnen zahlen müssen…
drewshine - 22. Apr, 20:58
*lach*
Männer sind so, und manchmal auch ganz anders. Kommt immer drauf an.
Lieben Gruß
G.
ah ja, ist dir übrigens der neuzugang in meiner cd-liste aufgefallen? amazon sei dank seit letzter woche in meinem besitz und du hast genau meinen geschmack getroffen - danke schön!
liebe grüsse,
julia
edit: hab heute mit ulrich telefoniert. sein erster satz an mich war "du weißt schon, dass du in meinem freundeskreis nur noch 'hot and spicy' genannt wirst...". tja, einige bezeichnungen muss man sich wahrlich verdienen...