Der "wünsch-dir-was"-Faktor
Woran liegts, dass bindungswillige Singles keinen Gegenpart finden? Wollen wir die Bequemlichkeit nicht aufgeben, dass sich unser Kosmos nur um uns dreht und wir keine Kompromisse eingehen müssen? Wollen wir unseren Kleider- und Schuhschrank nicht mit jemandem Anderen teilen (für einige Frauen ist das sicher ein wichtiger Punkt)? Lieben wir die Unabhängigkeit des Singlelebens so sehr, weil wir zuhause niemandem Rechenschaft ablegen müssen, wenn wir betrunken und zu spät nachhause kommen (dieser Punkt ist für Männer oft wichtig)? Oder liegt es schlicht am wünsch-dir-was-Faktor?
Was genau ist aber der wünsch-dir-was-Faktor? Nun ja, jeder von uns hat doch die Checklist im Kopf, wie wir uns den perfekten Partner wünschen. Und genauso soll er/sie dann sein. Oder so ähnlich halt. Oder zumindest nahe dranliegen. Und es gibt einige "muss-Kriterien" und einige "kann-Kriterien", sprich: von Ersterem rücken wir keinen Millimeter ab, Zweiteres ist verhandelbar. Und wie Aschenputtel sitzen wir vor einem großen Topf von Eigenschaften und entscheiden, welche ins Töpfchen und welche ins Kröpfchen kommt. Es wird natürlich einige Eigenschaften geben, die absolut unverhandelbar sind. Ein Eheverweigerer wird mit einem Ehebefürworter auf Dauer nicht glücklich werden, weil sich die Lebensvorstellungen grundlegend voneinander unterscheiden. Genauso wie jemand, der sich Kinder unendlich wünscht im Kindertotalablehner nicht den Traumpartner finden wird .
Aber zurück zum wünsch-dir-was-Faktor. Ja, gut, als Frau träumt man schon davon, mit einem Brad-Pitt/George-Clooney-lookalike glücklich zu werden, der noch dazu mit lauter guten Eigenschaften gepflastert ist und ein dickes Bankkonto hat. Aber seien wir ehrlich: wie wahrscheinlich ist, dass dieser Traummann single ist und sich ausgerechnet in uns Durchschnittsfrau verliebt? Eben... Also bleiben wir in der Realität (von Brad Pitt kann man ja immer noch phantasieren). Gut, tageslichttauglich wäre schon mal nicht schlecht, und Egoschweinderl sollte er auch keines sein. Ok, was habe ich der Männerwelt zu bieten? Wenn ich meinen Freunden glauben mag, dann bin ich unter den 10 tollsten Frauen der Welt gereiht, der Spiegel ist auch noch nicht zersprungen, wenn ich hineingesehen habe, eine gewissen Grundintelligenz ist ebenfalls vorhanden (außer beim Schuhkauf, das gebe ich zu, aber ein Laster braucht frau schließlich auch) und ich bin Gerüchten zufolge auch nicht so unlustig. Da muß sich doch ein Deckel zu diesem Topf finden lassen... Kann ja net so schwierig sein.
Gut, mal praktisch überlegt: wenn man sich die neuen, teuren Schuhe nicht durchlaufen möchte auf der Suche nach Mr. Right (oder Mr. Big, oder McDreamy), dann kann man es ja immer noch über die online Singlebörse versuchen. Ok, das Anlegen des Profils ist halblustig, und die Fragen sind teilweise sehr abstrus (vor allem die beliebte "Insel-Frage" - warum wird man immer von allen Leuten auf die einsame Insel geschickt, und warum antworten 95 % der Leute, welches Ding sie mitnehmen würden "Dich"?). Aber egal - hard facts, wie Größe, Gewicht (nicht mal unter Folter würde ich das verraten, aber egal...), Musik-, Film- und Literaturgeschmack und noch ein paar freie Felder, wo man halblustige Kommentare über Gott-und-die-Welt abgeben kann.
Weiters sehr praktisch bei online Singlebörsen: man kann schon nach gewissen Eigenschaften suchen, also Alter, Größe, Ausbildung, und der Computer spuckt einem dann eine Liste aus mit den möglichen Traumprinzen. Und man sitzt dann wie beim Quellekatalog und blättert "gefällt mir nicht, gefällt mir nicht, gefällt mir". Beim Gefallen geht man dann tiefer ins Detail und checkt genauer, ob der Traumprinz wirklich der Prinz ist oder eher in die Kategorie "Frosch, der noch ein paarmal gegen die Wand geworfen werden muss" zählt. Und hier kommt wieder der wünsch-dir-was-Faktor ins Spiel, denn bei "Raucher" gibts bei mir z.B. einen dicken Minuspunkt, bei "Gelegenheitsraucher" einen leichten Minuspunkt und bei "ich habe Kinder" oder "ich bin verheiratet" zählt der Mann automatisch in die Kategorie "beschädigte Ware" (sorry, Jungs...).
Aber wenn man die alle aussortiert, dann bleibt immer noch eine brauchbare Grundgesamtheit von grundsätzlich bindungswilligen Singlemännern im kompatiblen Alter übrig, die man anschreiben kann. Also wärmen wir mal die Fingerchen auf und lassen sie über die Tastatur tanzen, und versuchen, in diesem ersten mail witzig, charmant und überhaupt "perfekt" zu wirken.
... nach einigen Tagen, wenn man festgestellt hat, dass man auf all die witzigen mails keine Antwort bekommen hat, stellt frau sich natürlich automatisch die Frage: warum? Woran liegt's, dass sich da niemand gefunden hat, dem mein mail soweit gefallen hätte, dass er geantwortet hätte? Ich komme zum Schluß: es muß am wünsch-dir-was-Faktor der Gegenseite liegen. So wie ich mit meiner imaginären Checkliste vor dem PC sitze und die Männer abchecke, genauso sitzen die anscheinend mit ihrer Checkliste vorm PC und checken mich ab. Und sie gehen mein Profil durch und machen bei jedem Punkt ein "passt" oder "passt nicht". Und je nachdem, mit wievielen Punkten ich gesamthaft abschließe, bekomme ich ein Antwortmail oder nicht.
Singlebörsen haben eindeutig den Vorteil, dass man Leute kennenlernen kann, denen man ansonsten nicht so rasch über den Weg gelaufen wäre. Andererseits führt der wünsch-dir-was-Faktor dazu, dass man viel von der eigenen Kompromißbereitschaft schon im vorhinein aufgibt, weil "da muss es ja noch was besseres geben...". Sie haben aber auch einen weiteren entschiedenen Nachteil: jeder weiß von vornherein über die Absichten des Anderen bescheid. Es fehlt dieser Kitzel, dass man jemanden völlig Unbekannten wo stehen sieht, Augenkontakt aufnimmt, sich verstohlen zulächelt und dann das Herz zu klopfen beginnt, wenn er auf dich zukommt und dich anspricht. Um diesen Zauber des Kennenlernens betrügt man sich, was ich persönlich als sehr schade empfinde.
... weiters hat sich bei mir der Eindruck erhärtet, dass für 95 % der Männer die Eigenschaft "schlank" sehr wichtig ist, dh, ich starte in jedem Fall mit 5.000 Minuspunkten - die aufzuholen ist oft etwas schwierig... Andererseits: will ich diese Männer wirklich kennenlernen???
Was genau ist aber der wünsch-dir-was-Faktor? Nun ja, jeder von uns hat doch die Checklist im Kopf, wie wir uns den perfekten Partner wünschen. Und genauso soll er/sie dann sein. Oder so ähnlich halt. Oder zumindest nahe dranliegen. Und es gibt einige "muss-Kriterien" und einige "kann-Kriterien", sprich: von Ersterem rücken wir keinen Millimeter ab, Zweiteres ist verhandelbar. Und wie Aschenputtel sitzen wir vor einem großen Topf von Eigenschaften und entscheiden, welche ins Töpfchen und welche ins Kröpfchen kommt. Es wird natürlich einige Eigenschaften geben, die absolut unverhandelbar sind. Ein Eheverweigerer wird mit einem Ehebefürworter auf Dauer nicht glücklich werden, weil sich die Lebensvorstellungen grundlegend voneinander unterscheiden. Genauso wie jemand, der sich Kinder unendlich wünscht im Kindertotalablehner nicht den Traumpartner finden wird .
Aber zurück zum wünsch-dir-was-Faktor. Ja, gut, als Frau träumt man schon davon, mit einem Brad-Pitt/George-Clooney-lookalike glücklich zu werden, der noch dazu mit lauter guten Eigenschaften gepflastert ist und ein dickes Bankkonto hat. Aber seien wir ehrlich: wie wahrscheinlich ist, dass dieser Traummann single ist und sich ausgerechnet in uns Durchschnittsfrau verliebt? Eben... Also bleiben wir in der Realität (von Brad Pitt kann man ja immer noch phantasieren). Gut, tageslichttauglich wäre schon mal nicht schlecht, und Egoschweinderl sollte er auch keines sein. Ok, was habe ich der Männerwelt zu bieten? Wenn ich meinen Freunden glauben mag, dann bin ich unter den 10 tollsten Frauen der Welt gereiht, der Spiegel ist auch noch nicht zersprungen, wenn ich hineingesehen habe, eine gewissen Grundintelligenz ist ebenfalls vorhanden (außer beim Schuhkauf, das gebe ich zu, aber ein Laster braucht frau schließlich auch) und ich bin Gerüchten zufolge auch nicht so unlustig. Da muß sich doch ein Deckel zu diesem Topf finden lassen... Kann ja net so schwierig sein.
Gut, mal praktisch überlegt: wenn man sich die neuen, teuren Schuhe nicht durchlaufen möchte auf der Suche nach Mr. Right (oder Mr. Big, oder McDreamy), dann kann man es ja immer noch über die online Singlebörse versuchen. Ok, das Anlegen des Profils ist halblustig, und die Fragen sind teilweise sehr abstrus (vor allem die beliebte "Insel-Frage" - warum wird man immer von allen Leuten auf die einsame Insel geschickt, und warum antworten 95 % der Leute, welches Ding sie mitnehmen würden "Dich"?). Aber egal - hard facts, wie Größe, Gewicht (nicht mal unter Folter würde ich das verraten, aber egal...), Musik-, Film- und Literaturgeschmack und noch ein paar freie Felder, wo man halblustige Kommentare über Gott-und-die-Welt abgeben kann.
Weiters sehr praktisch bei online Singlebörsen: man kann schon nach gewissen Eigenschaften suchen, also Alter, Größe, Ausbildung, und der Computer spuckt einem dann eine Liste aus mit den möglichen Traumprinzen. Und man sitzt dann wie beim Quellekatalog und blättert "gefällt mir nicht, gefällt mir nicht, gefällt mir". Beim Gefallen geht man dann tiefer ins Detail und checkt genauer, ob der Traumprinz wirklich der Prinz ist oder eher in die Kategorie "Frosch, der noch ein paarmal gegen die Wand geworfen werden muss" zählt. Und hier kommt wieder der wünsch-dir-was-Faktor ins Spiel, denn bei "Raucher" gibts bei mir z.B. einen dicken Minuspunkt, bei "Gelegenheitsraucher" einen leichten Minuspunkt und bei "ich habe Kinder" oder "ich bin verheiratet" zählt der Mann automatisch in die Kategorie "beschädigte Ware" (sorry, Jungs...).
Aber wenn man die alle aussortiert, dann bleibt immer noch eine brauchbare Grundgesamtheit von grundsätzlich bindungswilligen Singlemännern im kompatiblen Alter übrig, die man anschreiben kann. Also wärmen wir mal die Fingerchen auf und lassen sie über die Tastatur tanzen, und versuchen, in diesem ersten mail witzig, charmant und überhaupt "perfekt" zu wirken.
... nach einigen Tagen, wenn man festgestellt hat, dass man auf all die witzigen mails keine Antwort bekommen hat, stellt frau sich natürlich automatisch die Frage: warum? Woran liegt's, dass sich da niemand gefunden hat, dem mein mail soweit gefallen hätte, dass er geantwortet hätte? Ich komme zum Schluß: es muß am wünsch-dir-was-Faktor der Gegenseite liegen. So wie ich mit meiner imaginären Checkliste vor dem PC sitze und die Männer abchecke, genauso sitzen die anscheinend mit ihrer Checkliste vorm PC und checken mich ab. Und sie gehen mein Profil durch und machen bei jedem Punkt ein "passt" oder "passt nicht". Und je nachdem, mit wievielen Punkten ich gesamthaft abschließe, bekomme ich ein Antwortmail oder nicht.
Singlebörsen haben eindeutig den Vorteil, dass man Leute kennenlernen kann, denen man ansonsten nicht so rasch über den Weg gelaufen wäre. Andererseits führt der wünsch-dir-was-Faktor dazu, dass man viel von der eigenen Kompromißbereitschaft schon im vorhinein aufgibt, weil "da muss es ja noch was besseres geben...". Sie haben aber auch einen weiteren entschiedenen Nachteil: jeder weiß von vornherein über die Absichten des Anderen bescheid. Es fehlt dieser Kitzel, dass man jemanden völlig Unbekannten wo stehen sieht, Augenkontakt aufnimmt, sich verstohlen zulächelt und dann das Herz zu klopfen beginnt, wenn er auf dich zukommt und dich anspricht. Um diesen Zauber des Kennenlernens betrügt man sich, was ich persönlich als sehr schade empfinde.
... weiters hat sich bei mir der Eindruck erhärtet, dass für 95 % der Männer die Eigenschaft "schlank" sehr wichtig ist, dh, ich starte in jedem Fall mit 5.000 Minuspunkten - die aufzuholen ist oft etwas schwierig... Andererseits: will ich diese Männer wirklich kennenlernen???
drewshine - 21. Jan, 11:16