Soulmate
Wenn es eines gibt, was sich viele Menschen wünschen – sofern sie nicht Misanthropen sind – dann ist es, einen Seelengefährten zu haben. Dieser eine Mensch, der uns das Gefühl gibt, dass wir so, wie wir sind, perfekt sind, der uns stützt, an dem wir uns reiben können und an dem wir wachsen können, der uns nie in seinen Schatten zwingt, unser Mentor, unsere Muse – geben wir es doch zu, spätestens nach dieser Beschreibung wollen wir alle einen!
Zugegeben ungeklärt ist, ob es sich bei diesem Seelengefährten um einen gleich- oder einen andersgeschlechtlichen Menschen handeln sollte, sprich: ob es die beste Freundin/der beste Freund ist, den wir suchen, oder ob es sich um die Liebe unseres Lebens handeln soll. Die Romantiker schreien nun natürlich „natürlich die eine wahre Liebe“, die Pragmatiker sagen „na ja, vielleicht doch lieber die beste Freundin, auf die kann ich mich immer verlassen, wo doch die Liebe oftmals so wankelmütig ist“. Unbestritten ist, dass dieser eine besondere Mensch – egal welchen Geschlechts – speziell, einzigartig, unersetzlich ist. Dass man ihn wie eine empfindliche Pflanze hegen und pflegen muss, damit man ihn nicht verliert, denn sonst ist er unwiederbringlich weg…
Nachdem ich mich selbst als Zyniker sehe (der somit per Definition ein enttäuschter Romantiker ist), der noch dazu Risiko lieber streut, muss ich gestehen, dass dieser „ein Mensch – und der von der Wiege bis zur Bahre“-Aspekt mir ein gewisses Unbehagen bereitet. Man stelle sich vor, mein auserwählter Seelenpartner verunfallt oder stirbt an einer schweren Krankheit – dann ist wohl Unglück oder zumindest Unvollkommenheit für den Rest meines Lebens mein Los. Kein sonderlich beruhigender Gedanke… da schlafe ich doch gleich noch eine Nuance schlechter.
Aber zum Glück rettet mich da die persönliche Erfahrung: ich habe nämlich schon mehrmals den berühmten Seelengefährten gefunden, und zwar – oh wundersamer Weise – sowohl unter Männern als auch unter Frauen! Ich habe für mich also falsifiziert, dass es nur „einen Menschen“ auf dieser Welt geben kann, der mein Seelenpartner ist. Die Seelengefährten sind in meinem Leben also gekommen, einige sind gegangen (dankenswerterweise sind sie alle noch am Leben), andere wiederum sind geblieben. Wie kam’s dazu?
Wann hat ein Mensch – egal welchen Geschlechts – das Potential, dass er der Seelenpartner wird? Nun, zuerst einmal ist es wichtig, dass von beiden Seiten Sympathie vorhanden ist. Mit einem Menschen, der einem vom ersten Augenblick an zuwider ist, wird man wohl nur schwer so warm werden, dass man die intimsten Gedanken teilt. Nun gut, wir haben einen Menschen gefunden, der uns sympathisch ist, wie geht’s weiter? Man redet miteinander, versucht, möglichst viel über den anderen zu erfahren, wie er denkt, wie er fühlt, wie seine Sicht der Dinge auf die Welt ist. Bei vielen Gedanken wird man feststellen „der denkt ja gar nicht mal so anders wie ich“, was natürlich für einen selbst auch eine Bestätigung ist „wenn außer mir noch jemand so denkt, dann kann mein Gedanke ja gar nicht so falsch sein“ oder „… dann kann mein Gedanke ja gar nicht so krank sein“. Man stellt fest, dass man diesem Menschen vertrauen kann, weil er all diese Informationen, die man ihm gegeben hat, nicht gegen einen selbst einsetzt – man schenkt ihm dafür die eigene Loyalität und hält ihm die Stange. Irgendwann hat man so viele Informationen über den Menschen gesammelt, dass man seine Gedanken oder sein Verhalten in einem besonderen Fall schon vorweg nehmen kann. Das ist dann wohl das, was man gemeinhin als „Gedanken lesen können“ bezeichnet – ich würde es jedoch als besondere Form der Empathie bezeichnen.
Erreicht man das bei jedem sympathischen Menschen, der einem über den Weg läuft? Nein. Warum nicht? Weil wir uns nicht auf jeden Menschen mit der gleichen Intensität einlassen. Bei vielen halten wir den Beziehungsball bewusst flacher, bei anderen wenigen hingegen gestatten wir uns mehr Tiefe. Nicht umsonst sagen wir „ich habe soundso viele Freunde“, nominieren allerdings immer nur einen jedes Geschlechts als „besten Freund“ und „beste Freundin“. Und während wir vor unserem Freundinnenkreis den aktuellen Lebensabschnittspartner in den höchsten Tönen loben, erfährt nur die beste Freundin, ob und wo es gerade krankt.
Ich glaube, man kann mit Fug und Recht sagen, dass „Nähe“ einer der Kernpunkte ist, der beim Seelengefährten gegeben sein muss. Wer bereit ist, jemand anders an sich emotional heran zu lassen und sich umgekehrt auch auf diese Person einlässt, hat einen ersten wichtigen Schritt getan, um diese Person mit dem Prädikat „Seelenpartner“ auszuzeichnen.
Aber so, wie die Nähe eine Seelenpartnerschaft regelrecht düngt, so bringt Distanz sie zum Verdorren. Manchmal genügt ein trivialer Grund, sei es eine nicht beantwortete mail oder ein überhörter Anruf, und eine Seite geht auf Distanz, oft nicht viel, oft nur ein kleiner Schritt. Man erzählt dem anderen nicht mehr alles, gibt weniger von sich selbst preis. Vielleicht bemerkt der andere die beginnende Distanz, und sagt sich „das ist nur vorübergehend, das wird sicher bald wieder so, wie es vorher war“, und ehe man es sich versieht, versiegt der Kommunikationskanal und eines schönen Tages stellt man fest, dass man nur noch über das Wetter miteinander spricht. Und dass der gemeinsame Austausch, das diskutieren und philosophieren, das man früher so sehr geschätzt und geliebt hat, schon vor langer Zeit aufgehört hat.
Ja, das Traurige ist: manchmal enden Seelenpartnerschaften, genauso, wie Beziehungen und Freundschaften enden. Wenn beide dazu bereit sind, kann man natürlich einen Neuanfang wagen, einander wieder kennen lernen, einander wieder Nähe schenken. Einfacher ist es natürlich, wenn man es gar nicht erst so weit kommen lässt, und wenn man täglich an der Seelenpartnerschaft arbeitet. Ich finde, dieses wunderschöne Gefühl, dass man gar nichts sagen muss und nur ein einziger Blick genügt, wo man weiß, was der andere gerade denkt, das rechtfertigt in jedem Fall das kleine bisschen Beziehungsarbeit… Sollte es doch nicht gelingen, dann darf man den Mut nicht verlieren und die Hoffnung nicht aufgeben. Denn draußen in der Welt gibt es noch viele Menschen, die einen Seelenpartner suchen.
Zugegeben ungeklärt ist, ob es sich bei diesem Seelengefährten um einen gleich- oder einen andersgeschlechtlichen Menschen handeln sollte, sprich: ob es die beste Freundin/der beste Freund ist, den wir suchen, oder ob es sich um die Liebe unseres Lebens handeln soll. Die Romantiker schreien nun natürlich „natürlich die eine wahre Liebe“, die Pragmatiker sagen „na ja, vielleicht doch lieber die beste Freundin, auf die kann ich mich immer verlassen, wo doch die Liebe oftmals so wankelmütig ist“. Unbestritten ist, dass dieser eine besondere Mensch – egal welchen Geschlechts – speziell, einzigartig, unersetzlich ist. Dass man ihn wie eine empfindliche Pflanze hegen und pflegen muss, damit man ihn nicht verliert, denn sonst ist er unwiederbringlich weg…
Nachdem ich mich selbst als Zyniker sehe (der somit per Definition ein enttäuschter Romantiker ist), der noch dazu Risiko lieber streut, muss ich gestehen, dass dieser „ein Mensch – und der von der Wiege bis zur Bahre“-Aspekt mir ein gewisses Unbehagen bereitet. Man stelle sich vor, mein auserwählter Seelenpartner verunfallt oder stirbt an einer schweren Krankheit – dann ist wohl Unglück oder zumindest Unvollkommenheit für den Rest meines Lebens mein Los. Kein sonderlich beruhigender Gedanke… da schlafe ich doch gleich noch eine Nuance schlechter.
Aber zum Glück rettet mich da die persönliche Erfahrung: ich habe nämlich schon mehrmals den berühmten Seelengefährten gefunden, und zwar – oh wundersamer Weise – sowohl unter Männern als auch unter Frauen! Ich habe für mich also falsifiziert, dass es nur „einen Menschen“ auf dieser Welt geben kann, der mein Seelenpartner ist. Die Seelengefährten sind in meinem Leben also gekommen, einige sind gegangen (dankenswerterweise sind sie alle noch am Leben), andere wiederum sind geblieben. Wie kam’s dazu?
Wann hat ein Mensch – egal welchen Geschlechts – das Potential, dass er der Seelenpartner wird? Nun, zuerst einmal ist es wichtig, dass von beiden Seiten Sympathie vorhanden ist. Mit einem Menschen, der einem vom ersten Augenblick an zuwider ist, wird man wohl nur schwer so warm werden, dass man die intimsten Gedanken teilt. Nun gut, wir haben einen Menschen gefunden, der uns sympathisch ist, wie geht’s weiter? Man redet miteinander, versucht, möglichst viel über den anderen zu erfahren, wie er denkt, wie er fühlt, wie seine Sicht der Dinge auf die Welt ist. Bei vielen Gedanken wird man feststellen „der denkt ja gar nicht mal so anders wie ich“, was natürlich für einen selbst auch eine Bestätigung ist „wenn außer mir noch jemand so denkt, dann kann mein Gedanke ja gar nicht so falsch sein“ oder „… dann kann mein Gedanke ja gar nicht so krank sein“. Man stellt fest, dass man diesem Menschen vertrauen kann, weil er all diese Informationen, die man ihm gegeben hat, nicht gegen einen selbst einsetzt – man schenkt ihm dafür die eigene Loyalität und hält ihm die Stange. Irgendwann hat man so viele Informationen über den Menschen gesammelt, dass man seine Gedanken oder sein Verhalten in einem besonderen Fall schon vorweg nehmen kann. Das ist dann wohl das, was man gemeinhin als „Gedanken lesen können“ bezeichnet – ich würde es jedoch als besondere Form der Empathie bezeichnen.
Erreicht man das bei jedem sympathischen Menschen, der einem über den Weg läuft? Nein. Warum nicht? Weil wir uns nicht auf jeden Menschen mit der gleichen Intensität einlassen. Bei vielen halten wir den Beziehungsball bewusst flacher, bei anderen wenigen hingegen gestatten wir uns mehr Tiefe. Nicht umsonst sagen wir „ich habe soundso viele Freunde“, nominieren allerdings immer nur einen jedes Geschlechts als „besten Freund“ und „beste Freundin“. Und während wir vor unserem Freundinnenkreis den aktuellen Lebensabschnittspartner in den höchsten Tönen loben, erfährt nur die beste Freundin, ob und wo es gerade krankt.
Ich glaube, man kann mit Fug und Recht sagen, dass „Nähe“ einer der Kernpunkte ist, der beim Seelengefährten gegeben sein muss. Wer bereit ist, jemand anders an sich emotional heran zu lassen und sich umgekehrt auch auf diese Person einlässt, hat einen ersten wichtigen Schritt getan, um diese Person mit dem Prädikat „Seelenpartner“ auszuzeichnen.
Aber so, wie die Nähe eine Seelenpartnerschaft regelrecht düngt, so bringt Distanz sie zum Verdorren. Manchmal genügt ein trivialer Grund, sei es eine nicht beantwortete mail oder ein überhörter Anruf, und eine Seite geht auf Distanz, oft nicht viel, oft nur ein kleiner Schritt. Man erzählt dem anderen nicht mehr alles, gibt weniger von sich selbst preis. Vielleicht bemerkt der andere die beginnende Distanz, und sagt sich „das ist nur vorübergehend, das wird sicher bald wieder so, wie es vorher war“, und ehe man es sich versieht, versiegt der Kommunikationskanal und eines schönen Tages stellt man fest, dass man nur noch über das Wetter miteinander spricht. Und dass der gemeinsame Austausch, das diskutieren und philosophieren, das man früher so sehr geschätzt und geliebt hat, schon vor langer Zeit aufgehört hat.
Ja, das Traurige ist: manchmal enden Seelenpartnerschaften, genauso, wie Beziehungen und Freundschaften enden. Wenn beide dazu bereit sind, kann man natürlich einen Neuanfang wagen, einander wieder kennen lernen, einander wieder Nähe schenken. Einfacher ist es natürlich, wenn man es gar nicht erst so weit kommen lässt, und wenn man täglich an der Seelenpartnerschaft arbeitet. Ich finde, dieses wunderschöne Gefühl, dass man gar nichts sagen muss und nur ein einziger Blick genügt, wo man weiß, was der andere gerade denkt, das rechtfertigt in jedem Fall das kleine bisschen Beziehungsarbeit… Sollte es doch nicht gelingen, dann darf man den Mut nicht verlieren und die Hoffnung nicht aufgeben. Denn draußen in der Welt gibt es noch viele Menschen, die einen Seelenpartner suchen.
drewshine - 22. Mai, 23:05