Mittwoch, 13. Februar 2008

Cocktail

Jeder, der schon mal einen kurzen Blick in meine „worth to be addicted to…“-Liste geworfen hat, der hat eines festgestellt: ich habe ein sehr starkes Faible für Serien. Ich finde Serien toll: man lernt über einen gewissen Zeitraum die Charaktere kennen, findet seinen persönlichen Liebling in der Serie und kann dann mitfiebern und mitleiden. Und meine Leidenschaft für Serien begleitet mich schon durch mein ganzes Leben: im zarten Alter von fünf Jahren habe ich mir die Biene Maja und Wickie und die starken Männer gegeben, mit zwölf habe ich Michael Knight angeschmachtet (zu meiner Verteidigung muss ich sagen: das haben damals ALLE gemacht), und heutzutage sitze ich am Serienmontag gespannt und schaue mir Grey’s Anatomy und Private Practice an. Ab und zu stelle ich mir die Frage, ab wann eine Serie eigentlich eine Serie ist. Und da es ja irgendwo ein Urvölkchen gibt, das nur die Zahlen eins und zwei kennt – danach kommt für alle weiteren Zahlen „viele“ – übernehme ich diese Zählweise und definiere, dass für mich jede Geschichte, die mehr als eine Nachfolgestory hat, eine Serie ist. Und freue mich hiermit bekanntzugeben, dass es auch in den Ansichtssachen eine Serie gibt. Werte Leserinnen, werte Leser, hiermit präsentiere ich euch voller Stolz und mit einem kleinen bisschen Herzklopfen die Serie „das Mädchen und der Moderator“…

Angefangen hat ja alles ganz harmlos: wenn mich die Langeweile treibt und ich frustriert bin, dass in meinem Leben grad so gar nix Spannendes und Aufregendes passiert, neige ich dazu, dass ich über meine Langeweile und ihre Blüten in meinem Blog schreibe. In diesen Fällen kann es dann sein, dass das Universum mit seinem unnachahmlichen Humor meint „na schön, dann stoßen wir die Julia mal in eine ganz absurde Situation – damit sie nicht jammern kann, dass in ihrem Leben nix passiert“. Bei mir hat das Universum wohl gemeint „was passiert, wenn wir der Julia eine Cocktaileinladung von ihrem Lieblingsradiomoderator in die Hände spielen?“. Nun, da gibt es dann einige lustige mails und eine Einladung zu einer Veranstaltung in die Ottakringer Brauerei. Aber auf meine Frage, ob der Cocktail eigentlich noch aktuell ist, gibt's keine Antwort…

Naja, in solchen Fällen denke ich mir „ich hab eine lustige Geschichte bekommen“ und bin mit meinem Schicksal wieder versöhnt. Außerdem kann ich einige Wochen später der Klatsch- und Tratschpresse entnehmen, dass der Eppi nun eine sehr hübsche, süße Freundin hat – na, da wird er für mich keine Zeit haben, das sei ihm verziehen und ich wünsche ihm in Gedanken eine schöne Zukunft. Und finde es immer wieder witzig, wenn ich seine Stimme in der Früh höre, weil… jetzt hab ich ja der Person dahinter immerhin schon einmal die Hand geschüttelt. Als ich eines schönen Tages meine Erlebnisse in der Ottakringer Brauerei online stelle, bin ich auch so fair und schicke ihm den Link – falls ihm die Geschichte nicht gefällt, kann ich sie ja wieder löschen. Wobei ich mir den Disclaimer gönne „wenn ich von dir nichts höre, nehme ich mal an, dass die Story für dich ok geht“ – weil ich ja ohnehin mit keiner Antwort rechne. Und ich bekomme auch keine…

Viele Monate später, so um den Nationalfeiertag, werfe ich eines Morgens einen Blick in mein mailaccount und falle fast vom Sessel: aus heiterem Himmel ein mail von Peter, wo er unter anderem die Cocktaileinladung wiederholt. Damit hätte ich nun echt nicht gerechnet. Aber ich antworte natürlich „ja, können wir gerne machen“ und bin gespannt auf die Antwort. Und die kummt net, kummt net, kummt net…

Ich muss gestehen, solche Geschichten ärgern mich. Ich mein’, einmal in der Versenkung verschwinden, ok, aber zweimal… Und wenn ich mich über etwas ärgere, dann will ich auch, dass die Zielperson meines Ärgers davon etwas mitbekommt, still vor mich hinleiden ist nicht meins. Aber was tun bei einem Promi? Nämlich, ohne dass ich das Gefühl habe, ein Stalker oder ein Groupie zu sein. Ein mail schicken ist nicht sehr sinnvoll, wahrscheinlich stehe ich schon auf irgendeinem spam-Filter. Ein Eintrag im Gästebuch auf seiner Homepage? Und mich dort in die Reihe der enttäuschten Groupies einreihen? Nein, dann fühl’ ich mich erbärmlich. Es muss doch noch irgendwas anderes geben…

Das Thema „Peter L. Eppinger“ kommt natürlich auch regelmäßig in meinem Freundeskreis hoch. Und alle paar Wochen kommt von irgendjemandem die Frage „und, was ist jetzt mit dem Cocktail?“. Eines schönen Tages antworte ich meiner Freundin Lisa „weißt, ich hätt’ ja gute Lust, ihm die Zutaten für einen Tequila Sunrise mit der Post zu schicken – soll er sich das Klumpert doch selbst zusammenmischen…“. Mooooooment… das ist es!

Bei einem Blick auf die Zutaten eines zünftigen Tequila Sunrise und einem zweiten Blick auf die Preisliste der dazu notwendigen Alkoholika wird mir allerdings etwas schwummrig. Für so einen Spaß eine Flasche silver Tequila zu opfern, das ist mir dann doch etwas zuviel Geld zum Fenster raus geworfen… Praktisch wäre es, wenn es solche Cocktails in Dosen gäbe… Nach einem kurzen Abstecher zu Google stelle ich fest: es gibt Tequila Sunrise in Dosen – sogar in Österreich. Und da man sich ja bekanntlich für nichts zu blöd sein darf, bestelle ich zwei Dosen, und als die stillste Zeit des Jahres naht, wo man liebe Menschen mit einem Päckchen bedenkt, packe auch ich ein kleines Packerl, mit zwei Dosen Tequila Sunrise, einem Glas Cocktailkirschen, einem Packen Strohhalmen und einigen Cocktailschirmchen, schreibe eine sehr freundliche Weihnachtskarte und schicke das zum Radiosender – sehr zum Amüsement meines Postlers, der nach einem kurzen Blick auf den Empfänger – „Hitradio Ö3 z.H. Peter L. Eppinger – Persönlich“ sehr breit zu grinsen beginnt. Wobei die freundliche Weihnachtskarte eigentlich nur da ist, um die Kernaussage des Packerls – nämlich ein herzhaftes „… du mich auch!“ - etwas zu verschleiern. Denn wenn, dann möchte ich auch ein bisschen Spaß bei der Geschichte haben. Und male mir drei mögliche Szenarien aus, die passieren können. Szenario 1: er kriegt das Packerl, versteht den tieferen Sinn und rührt sich daraufhin nicht mehr bei mir – dann habe ich das letzte Wort. Szenario 2: er kriegt das Packerl, versteht den tieferen Sinn nicht und bedankt sich bei mir – dann kann ich mich wochenlang drüber amüsieren. Szenario 3: er versteht den tieferen Sinn und entschuldigt sich bei mir – dann hab ich diese Genugtuung. Also quasi eine triple-win-Situation. Ich reibe mir die Hände und bin stolz auf meinen Plan – und kann mir nicht vorstellen, dass es noch ein 4. Szenario gibt…

Einige Wochen nach Weihnachten maile ich eines schönen Freitagnachmittags mit meinen Freundinnen Caro und Lisa – frau braucht schließlich etwas Unterhaltung, wenn man so spät noch das Büro hütet, und das vor dem Wochenende… Und jedes Mal, wenn ich ein mail bekomme, achte ich gar nicht drauf, von wem ich das habe, sondern clicke einfach nur auf „öffnen“. Als also am Nachmittag ein mail hochplingt, denke ich mir nichts und lese… und stelle während des Lesens fest, dass der Inhalt des mails so gar nicht zu den mails passt, die ich vorher meinen Freundinnen geschrieben hab. Eigentlich passt auch der Betreff gar nicht dazu… „Du bist wirklich gut! :-)“ – und als Absender wieder mal die mir schon bekannte mailadresse des Rundfunks…

Peter schreibt mir also, dass er das Päckchen erst an diesem Tag bekommen hat (und ich bin in der Sekunde dankbar dafür, dass ich die Idee, auch eine Deko-Orange mit einzupacken, verworfen habe – die wäre ihm in allen Farben aus dem Packerl entgegengeschimmelt…), gibt zu, dass er sehr geschmunzelt hat und bedankt sich artig. Und ergänzt, dass er zu Silvester den Vorsatz gefasst hat, dass wir dieses Jahr unseren Cocktail schaffen müssen… Jaja, Schatzerl, den Schmäh kannst deiner Großmutter erzählen. Und auch, wenn ich das vergangene Silvester in der Nähe der Eppinger’schen Latifundien verbracht habe, ich hab mir um Mitternacht sicher nicht über ihn den Kopf zerbrochen. Insgeheim freue ich mich aber diebisch „er hat’s nicht verstanden…“. Also antworte ich auch ganz brav und artig, dass es mich freut, ihm eine Freude gemacht zu haben. Und dass ich mich ganz einfach überraschen lasse, ob das mit dem Cocktail wirklich was wird. Außerdem äußere ich die Befürchtung, dass diese Dosen sicher fürchterlich schmecken werden, aber Strafe muss ja schließlich sein. Als Antwort bekomme ich ein „wir werden diese Dosen gemeinsam leeren…“. Uah, das zählt dann wohl in die Kategorie „gefährliche Drohung“. Ich antworte also schon lachend „du, das soll für DICH eine Strafe sein, nicht für mich…“. Das wirft bei Peter die Frage auf, ob ich schon mal so eine Dose geleert habe. Denn besser wäre eigentlich eine Flasche gewesen, er selbst hat noch nie gehört, dass jemand zu jemand anderem sagt „Du bist so eine Dose!!!“.

Jetzt hat er es geschafft – ich schaffe es gerade noch, mich soweit zusammenzureißen, dass ich mich weder am Kaffee verschlucke noch dass ich ihn über den Flatscreen spucke. Die Lachtränen, die mir über die Wange kullern, kann ich allerdings nicht unterdrücken. Und während ich haltlos vor mich hinkichere, sehe ich, dass meine Kollegen nur noch leise den Kopf über mich schütteln. Chapeau, Herr Eppinger, der war echt gut! Womit wir also Szenario 4 hätten: den tieferen Sinn des Packerls verstanden – und herzhaft darüber lachen können.

Und da man mir bekanntlich die größte Freude macht, wenn man mich zum Lachen bringt und mir zusätzlich eine Wuchtl spendiert, bin ich nun wirklich neugierig, ob das mit dem Cocktail tatsächlich was wird. Wenn ja, dann könnt’s ein lustiger Abend werden…

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Aktuelle Beiträge

Geräuschdämmung
Durch Zufall über Google auf diese wunderschöne Seite...
Ing.enders (Gast) - 5. Mär, 18:13
Nachdem ich eine aktive...
Nachdem ich eine aktive Befürworterin von "Kleinvieh...
drewshine - 10. Dez, 17:52
wiove
Liebe Julia, liebe(r)? creature, lasst Euch euer Glück...
caro (Gast) - 10. Dez, 17:13
man nehme sich ein beispiel...
man nehme sich ein beispiel am kung fu panda, er sah...
creature - 10. Dez, 12:07
Du hast völlig recht,...
Du hast völlig recht, allerdings gibts halt auch viele...
drewshine - 10. Dez, 11:50
da stimme ich dir voll...
da stimme ich dir voll zu! genau darüber dachte ich...
creature - 10. Dez, 11:20
danke, laru. der text...
danke, laru. der text ist aber nicht von mir, den...
drewshine - 23. Apr, 21:38
.
mein Mitgefühl trotzdem oder deswegen wunderschöner...
Laru - 22. Apr, 15:13
hehe.. naja, also zumindest...
hehe.. naja, also zumindest so reden als würdest du...
Laru - 9. Sep, 17:18
dazu hab ich eine frage:...
dazu hab ich eine frage: wie kann ich mir zeit für...
ambi (Gast) - 8. Sep, 14:17

Worth to be read...


Antoine de Saint-Exupéry, Antoine de Saint Exupéry
Der Kleine Prinz



David Schalko
Frühstück in Helsinki


Thomas Glavinic
Das bin doch ich


Daniela Zeller, Robert Kratky, Thomas Wizany
Die ganze Wahrheit über ...



Daniel Glattauer
Gut gegen Nordwind




Mark Buchanan
Small Worlds

Deine Stimme gegen Armut

Deine Stimme gegen Armut

Suche

 

Status

Online seit 6650 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 5. Mär, 18:13

Credits

Haftungshinweis

Ich erklären hiermit ausdrücklich, dass ich keinerlei Einfluss auf die Gestaltung und die Inhalte der hier verlinkten Seiten habe und distanziere mich ausdrücklich von allen Inhalten aller verlinkten Seiten auf dieser Homepage. Für den Inhalt der verlinkten Seiten sind ausschließlich deren Betreiber verantwortlich.

Besucher seit 26.02.2008


Kategorie: today's quote
Kategorie: today's song
Kategorie: today's special
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren