Samstag, 26. Januar 2008

Wenn alle Männer Mädchen wär'n...

Ich weiß, der Titel dieser Kolumne ist sehr provokativ und lässt auf einen totalen Emanzeninhalt schließen, deshalb möchte ich gleich mal eines vorweg sagen: ich finde Männer toll. Sie bringen mich sehr oft zum Lachen, manchmal zum Weinen und ständig zum Grübeln und Nachdenken. Um es mit den Worten von Herbert Grönemeyer zu sagen „Männer sind auf dieser Welt einfach unersetzlich“. Und wenn frau mal durchschaut hat, wie diese Wunderwesen funktionieren, ist ja auch die Kommunikation watscheneinfach und es gibt kaum noch Missverständnisse zwischen den Geschlechtern. Ihr seid unglücklich, weil „er“ nicht auf ein mail oder ein SMS reagiert? Es ist so simpel – baut einfach eine direkte Frage ein. Der wohltuende Teil der Männer, die nicht in die Kategorie „Dampfplauderer“ zählen, findet nämlich, dass Informationen nicht kommentiert werden müssen und nur direkte Fragen einer Antwort bedürfen. Und wenn ihr nervös seid, weil er sich vor dem Date nicht rührt und ihr schon Angst hat, er hätte auf euch vergessen: nein, hat er nicht, und solange sich am Status-quo nichts ändert, gibt es auch keinen Grund, dass er vor dem Date nochmals anruft und nochmals bestätigt, dass es beim Termin bleibt. Wenn ihm hingegen was dazwischen kommt, dann meldet er sich zuverlässig. Was, Ladies, ihr glaubt mir nicht? Probiert es doch einfach mal aus…

Ich kann also sehr guten Gewissens sagen: Männer bereichern mein Leben. Gewiss, sie haben auch Macken und Schrulligkeiten und manchmal etwas eigenartige Angewohnheiten. Ich würde z.B. bedenkenlos einem anderen Menschen die Schlüssel und Papiere meines Autos in die Hand drücken, wohingegen mancher Mann die Meinung vertritt „my car is my castle“ und die Karre lieber irgendwo stehen lässt als jemand anders damit fahren zu lassen. Gut, darüber mag ich mich vielleicht wundern, aber wenn er’s so will, dann will er’s einfach so, und das ist für mich nichts, worüber ich mich ärgern oder lustig machen würde oder ähnliches. Jedem Tierchen sein Pläsierchen.

Es gibt aber eine Angewohnheit, die einige Männer haben, die mich schlichtweg rasend macht: wildpinkeln. Und nein, ich leide nicht an einem unterdrückten Penisneid oder bin eifersüchtig, weil Männer im Stehen pinkeln können und ich nicht. Denn wenn ich mal das Bedürfnis gehabt hätte im Stehen zu pinkeln, dann hätte ich dafür ohne weiteres das pinkfarbene Urinal, das eine zeitlang im Einstein montiert war, ausprobieren können. So habe ich über dieses Ding herzlich geschmunzelt, aber ich habe keinen inneren Drang verspürt, es jemals zu testen.

Und während wir Frauen beim Weggehen oftmals einen etwas unentspannten Gesichtsausdruck haben – weil eben die Natur ruft und die Toilette aufgrund mangelnder Reinheit nicht sonderlich verlockend ist – und andächtig unsere Blase im Zaum halten, suchen sich Männer einfach den nächsten Baum oder die nächste Hauswand und verrichten dort ihre Notdurft. Ich habe einmal mit einem Mann darüber gesprochen, und er hat gemeint, das ist der letzte Rest des Tiers im Mann, dass er das Revier markiert. Ok, akzeptiert, einige Männer haben offensichtlich das Bedürfnis, sich wie die Hunde zu verhalten, aber könntet ihr dann bitte auch so freundlich sein, dass ihr euch zur Begrüßung auch gegenseitig am Hintern beschnuppert, dann kann man euch leichter erkennen und euch gezielt aus dem Weg gehen. Wobei – nein, das mit dem „am-Hintern-beschnuppern“, das wird nicht funktionieren, hätte diese Kategorie Mann doch sofort die Angst, man würde sie der Homosexualität verdächtigen, wenn sie auf einmal mit ihrer Nase am Hintern eines anderen Mannes hingen.

Wieder etwas, das wir Frauen nicht verstehen. Keine Frau würde sich weniger weiblich fühlen, wenn man ihr unterstellt, sie sei lesbisch. Aber ein Mann, bei dem man fälschlicherweise vermutet, er sei schwul, führt sich dann gleich auf, als hätte man ihn öffentlich kastriert…

Aber egal. Ich schlendere diesen Donnerstag zu nachtschlafener Zeit (nämlich gegen 22 Uhr) vom Büro Richtung heimwärts. Nach mehr als 12 Stunden im Office bin ich so müde, dass ich nicht mal den iPod einstöpsle, um mich vor der Umwelt etwas abzukapseln, ich will einfach nur noch heim und ins Bett. Als ich am 12. Februar Platz zur Straßenbahn marschiere, fällt mir ein junger Mann auf, der geraume Zeit vor einem Laternenpfahl steht und sich keinen Millimeter weg bewegt. Alle Fenster des Gemeindebaus sind geschlossen, also unterhält er sich auch mit niemandem. Was zum Teufel macht der Kerl da mitten auf dem Gehsteig? Auf einmal sehe ich die spiegelnde, sich ausbreitende Fläche zu seinen Füßen. Wenn es etwas gibt, das ich um 22 Uhr in der Nacht noch weniger ertrage als die Tatsache, dass mir da jemand quasi vor die Füße pinkelt ist es die Tatsache, dass der besagte junge Mann dafür das beste Stück des Mannes aus seiner Jeans hervorholen musste. Und beim Anblick eines blanken Penis um 22 Uhr auf offener Straße, da erwacht in mir der unverhohlene Wunsch nach einer öffentlichen Kastration.

Ich gebe zu, wenn ich nicht so hundemüde gewesen wäre, dann hätte ich dem jungen Mann sicher einen launigen Kommentar in Richtung „Schwanz ab“ oder „mach halt einen Knopf rein – ups, doch nicht, dafür ist er nicht lang genug“ an den Kopf geworfen. So habe ich lediglich meinen Schritt verlangsamt, um der direkten Konfrontation mit dem Penis zu entgehen – in müdem Zustand mag ich nicht mit einem Idioten streiten – schon gar nicht, wenn er dabei seinen Penis in der Hand hält.

Aber wenn’s eine Göttin gibt, und sie so launisch und nachtragend ist, wie ich vermute, dann hat der Idiot jetzt so eine richtig nette, feine Blasenentzündung, wo er sich wünscht, er wäre ein Mädchen, denn dann wäre der Harnleiter nicht so lange und das Pinkeln würde nicht so extrem schmerzen…

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