You don't own me
Wir haben – spätestens seit der Magnum-Werbung – alle gelernt, dass es sieben Todsünden gibt: Hochmut, Geiz, Neid, Zorn, Wollust, Völlerei und Faulheit. Und wenn wir ehrlich zu uns selbst sind, müssen wir alle im tiefsten Inneren unseres Herzens gestehen, dass wir der Einen oder der Anderen schon ein- oder mehrfach nachgegeben haben. Auch ich gebe zu, dass ich zu manchen dieser Todsünden öfters ein besonderes Naheverhältnis habe, auch wenn ich sie natürlich für mich selbst nie als Todsünde definieren würde. So würde ich mich zB nicht als hochmütig bezeichnen, aber eine Unterart des Hochmuts ist der Stolz, und den kann ich uneingeschränkt für mich okkupieren. Unter Völlerei kann man mit Sicherheit den Einen oder Anderen Shoppinganfall subsumieren und wer noch nie von sich behauptet hat, schon mal so richtig herzhaft zornig gewesen zu sein, der stelle sich gleich ins Eckerl für seine Lüge.
Es gibt natürlich auch in regelmäßigen Abständen die Diskussion, welche denn nun eigentlich die „Haupttodsünde“ ist. In einer Folge von Grey’s Anatomy wurde der Zorn als Mutter der Todsünden bezeichnet, weil die übrigen sechs nur einem selbst schaden, wohingegen der Zorn auch die Mitmenschen schädigt.
MEREDITH: [narrating] "In life we're taught that there are seven deadly sins. We all know the big ones... gluttony, pride, lust. But the thing you don't hear much about is anger. Maybe it's because we think anger is not that dangerous, that you can control it. My point is, maybe we don't give anger enough credit. Maybe it can be a lot more dangerous than we think. After all, when it comes to destructive behavior, it did make the top seven."
MEREDITH: [narrating] "So what makes anger different from the six other deadly sins? It's pretty simple really. You give in to a sin like envy or pride, and you only hurt yourself. Try lust or coveting and you'll only hurt yourself and one or two others. But anger is the worst... the mother of all sins... Not only can anger drive you over the edge, when it does, you can take an awful lot of people with you."
Nun, wenn die Mutter der Todsünden der Zorn ist, dann ist der Vater der Todsünden in meinen Augen der Neid – denn nichts vergiftet den betroffenen Menschen meiner Meinung nach so sehr wie er.
Ich muss gestehen, ich persönlich kann mit Neid und seinen Unterarten – Missgunst und Eifersucht – nur sehr wenig anfangen. Vor allem die Eifersucht ist mir persönlich völlig fremd. Friedrich Schleiermacher hat die Eifersucht mit einem Satz sehr treffend beschrieben: „Eifersucht ist eine Leidenschaft, die mit Eifer sucht was Leiden schafft“.
Warum ist man eifersüchtig? Es gibt einen Satz von Max Frisch, der wie folgt lautet: Eifersucht ist die Angst vor dem Vergleich. Ich glaube, dass Max Frisch Recht hat – auf mich wirken eifersüchtige Menschen immer so, als ob sie von sich selbst denken, sie wären minderwertig, ungenügend, nicht gut genug. Und dass sie, wenn sie sich mal sicher, glücklich und geborgen fühlen, sofort befürchten, dass das alles nur Teil einer großen Verschwörung gegen sie ist und jeder Mensch, mit dem der Partner Kontakt hat, der potentielle nächste Nebenbuhler ist. Weil es ja nicht sein kann, dass man einfach „nur so“ glücklich ist. Ich erweitere somit die Aussage von Frisch um „… und das Fehlen von Vertrauen in den Anderen.“
Für mich ist Vertrauen etwas Essentielles im menschlichen „Miteinander“. Eifersüchtige Menschen wittern überall den Verrat und dass sie als Einzige sehen, was der übrigen Menschheit verborgen ist – dass das Ziel ihrer Eifersucht nur einen einzigen Lebenszweck hat: sie zu belügen. Und dass ihr einziger Lebenszweck ist, den Anderen dieser Lüge zu überführen.
Es gibt genügend Parodien über das berühmte Paar, er sagt „ich treff’ mich mit meinem Freund im Wirtshaus“. Sie ist daraufhin eingeschnappt: sie mag zwar nicht mitgehen (weil ihre Lieblingssoap im Fernsehen läuft oder sie den Freund überhaupt nicht ausstehen kann), unterstellt ihrem Mann aber dennoch, dass er in Wahrheit zu einer anderen Frau unterwegs ist. Er verlässt trotzdem die Wohnung, sie telefoniert ihm daraufhin im Minutenrhythmus hinterher, weint, schreit und zetert. Und er sitzt mit seinem Kumpel im Lokal und muss den mitleidigen Gesichtsausdruck ertragen, wenn sein Freund ihn anschaut und murmelt „na, nervt sie schon wieder…“.
Das Kernproblem ist ja, dass man jemanden, der eifersüchtig ist, nicht davon überzeugen kann, dass die Eifersucht unbegründet ist. Denn selbst, wenn das Eifersuchtsopfer so weit geht und 24 Stunden am Tag mit dem Eifersüchtigen zusammen ist und sich sozusagen rund um die Uhr von ihm überwachen lässt, kommt immer noch der Vorwurf „gib’s zu, du denkst jetzt grad an eine Andere…“. Das Einzige, das man mit so einer Methode ziemlich sicher erreichen kann, ist, dass der Partner eines Tages ziemlich entnervt aufgibt und sein Heil in der Flucht sucht…
Außerdem stelle ich es mir auch für das Eifersuchtsopfer als frustrierend vor: da gibt es einen Menschen, den man liebt, und nichts, was man tut, kann ihn davon überzeugen, dass es keinen Anderen gibt. Das Geschenk, das man außerplanmäßig mitbringt, weil man es in der Auslage gesehen hat und an den Partner gedacht hat, wird dahingehend interpretiert, dass man sich vom schlechten Gewissen freikaufen möchte. Das Funkloch in der U-Bahn, dass man das Handy beim Tete-a-tete abgeschaltet hat um ungestört zu sein…
Bleibt die Frage, wie man Eifersucht überwinden kann. Ich muss gestehen, ich weiß es nicht, da ich eben nicht zur Eifersucht neige. Aber warum bin ich eigentlich nicht eifersüchtig? Vielleicht liegt es daran, dass ich mit mir eins bin und mich so akzeptiere, wie ich nun mal bin. Vielleicht auch daran, dass mir bewusst ist, dass ich niemanden dazu zwingen kann, mich zu lieben. Und ich auch niemanden davon abhalten kann, sich in einen anderen Menschen zu verlieben, wenn ich ihn nur genug kontrolliere und dominiere. Und ich muss auch gestehen, dass mir der Gedanke Angst macht, dass ein anderer Mensch solche Besitzansprüche an mich stellen könnte. Seitdem die Sklaverei und die Leibeigenschaft abgeschafft wurden, gehören die Menschen nur sich selbst – sie sind für sich selbst eigenverantwortlich und dafür, dass sie glücklich werden.
Von dem her bleibt mir nur zu hoffen, dass ich nie den folgenden Satz aus dem Mund von McDreamy hören werde: „Du machst mich so glücklich…“. Denn dann könnte es passieren, dass ich darüber nachdenke, ob ich das überhaupt möchte… weil ich ja eigentlich der Meinung bin, dass das nicht mein Job ist.
Es gibt natürlich auch in regelmäßigen Abständen die Diskussion, welche denn nun eigentlich die „Haupttodsünde“ ist. In einer Folge von Grey’s Anatomy wurde der Zorn als Mutter der Todsünden bezeichnet, weil die übrigen sechs nur einem selbst schaden, wohingegen der Zorn auch die Mitmenschen schädigt.
MEREDITH: [narrating] "In life we're taught that there are seven deadly sins. We all know the big ones... gluttony, pride, lust. But the thing you don't hear much about is anger. Maybe it's because we think anger is not that dangerous, that you can control it. My point is, maybe we don't give anger enough credit. Maybe it can be a lot more dangerous than we think. After all, when it comes to destructive behavior, it did make the top seven."
MEREDITH: [narrating] "So what makes anger different from the six other deadly sins? It's pretty simple really. You give in to a sin like envy or pride, and you only hurt yourself. Try lust or coveting and you'll only hurt yourself and one or two others. But anger is the worst... the mother of all sins... Not only can anger drive you over the edge, when it does, you can take an awful lot of people with you."
Nun, wenn die Mutter der Todsünden der Zorn ist, dann ist der Vater der Todsünden in meinen Augen der Neid – denn nichts vergiftet den betroffenen Menschen meiner Meinung nach so sehr wie er.
Ich muss gestehen, ich persönlich kann mit Neid und seinen Unterarten – Missgunst und Eifersucht – nur sehr wenig anfangen. Vor allem die Eifersucht ist mir persönlich völlig fremd. Friedrich Schleiermacher hat die Eifersucht mit einem Satz sehr treffend beschrieben: „Eifersucht ist eine Leidenschaft, die mit Eifer sucht was Leiden schafft“.
Warum ist man eifersüchtig? Es gibt einen Satz von Max Frisch, der wie folgt lautet: Eifersucht ist die Angst vor dem Vergleich. Ich glaube, dass Max Frisch Recht hat – auf mich wirken eifersüchtige Menschen immer so, als ob sie von sich selbst denken, sie wären minderwertig, ungenügend, nicht gut genug. Und dass sie, wenn sie sich mal sicher, glücklich und geborgen fühlen, sofort befürchten, dass das alles nur Teil einer großen Verschwörung gegen sie ist und jeder Mensch, mit dem der Partner Kontakt hat, der potentielle nächste Nebenbuhler ist. Weil es ja nicht sein kann, dass man einfach „nur so“ glücklich ist. Ich erweitere somit die Aussage von Frisch um „… und das Fehlen von Vertrauen in den Anderen.“
Für mich ist Vertrauen etwas Essentielles im menschlichen „Miteinander“. Eifersüchtige Menschen wittern überall den Verrat und dass sie als Einzige sehen, was der übrigen Menschheit verborgen ist – dass das Ziel ihrer Eifersucht nur einen einzigen Lebenszweck hat: sie zu belügen. Und dass ihr einziger Lebenszweck ist, den Anderen dieser Lüge zu überführen.
Es gibt genügend Parodien über das berühmte Paar, er sagt „ich treff’ mich mit meinem Freund im Wirtshaus“. Sie ist daraufhin eingeschnappt: sie mag zwar nicht mitgehen (weil ihre Lieblingssoap im Fernsehen läuft oder sie den Freund überhaupt nicht ausstehen kann), unterstellt ihrem Mann aber dennoch, dass er in Wahrheit zu einer anderen Frau unterwegs ist. Er verlässt trotzdem die Wohnung, sie telefoniert ihm daraufhin im Minutenrhythmus hinterher, weint, schreit und zetert. Und er sitzt mit seinem Kumpel im Lokal und muss den mitleidigen Gesichtsausdruck ertragen, wenn sein Freund ihn anschaut und murmelt „na, nervt sie schon wieder…“.
Das Kernproblem ist ja, dass man jemanden, der eifersüchtig ist, nicht davon überzeugen kann, dass die Eifersucht unbegründet ist. Denn selbst, wenn das Eifersuchtsopfer so weit geht und 24 Stunden am Tag mit dem Eifersüchtigen zusammen ist und sich sozusagen rund um die Uhr von ihm überwachen lässt, kommt immer noch der Vorwurf „gib’s zu, du denkst jetzt grad an eine Andere…“. Das Einzige, das man mit so einer Methode ziemlich sicher erreichen kann, ist, dass der Partner eines Tages ziemlich entnervt aufgibt und sein Heil in der Flucht sucht…
Außerdem stelle ich es mir auch für das Eifersuchtsopfer als frustrierend vor: da gibt es einen Menschen, den man liebt, und nichts, was man tut, kann ihn davon überzeugen, dass es keinen Anderen gibt. Das Geschenk, das man außerplanmäßig mitbringt, weil man es in der Auslage gesehen hat und an den Partner gedacht hat, wird dahingehend interpretiert, dass man sich vom schlechten Gewissen freikaufen möchte. Das Funkloch in der U-Bahn, dass man das Handy beim Tete-a-tete abgeschaltet hat um ungestört zu sein…
Bleibt die Frage, wie man Eifersucht überwinden kann. Ich muss gestehen, ich weiß es nicht, da ich eben nicht zur Eifersucht neige. Aber warum bin ich eigentlich nicht eifersüchtig? Vielleicht liegt es daran, dass ich mit mir eins bin und mich so akzeptiere, wie ich nun mal bin. Vielleicht auch daran, dass mir bewusst ist, dass ich niemanden dazu zwingen kann, mich zu lieben. Und ich auch niemanden davon abhalten kann, sich in einen anderen Menschen zu verlieben, wenn ich ihn nur genug kontrolliere und dominiere. Und ich muss auch gestehen, dass mir der Gedanke Angst macht, dass ein anderer Mensch solche Besitzansprüche an mich stellen könnte. Seitdem die Sklaverei und die Leibeigenschaft abgeschafft wurden, gehören die Menschen nur sich selbst – sie sind für sich selbst eigenverantwortlich und dafür, dass sie glücklich werden.
Von dem her bleibt mir nur zu hoffen, dass ich nie den folgenden Satz aus dem Mund von McDreamy hören werde: „Du machst mich so glücklich…“. Denn dann könnte es passieren, dass ich darüber nachdenke, ob ich das überhaupt möchte… weil ich ja eigentlich der Meinung bin, dass das nicht mein Job ist.
drewshine - 10. Jan, 20:43