Sonntag, 25. November 2007

Dirty Dancing

Ich liebe es, wenn es am Sonntagabend diese Uraltschinken im Fernsehen spielt – und unter „Uraltschinken“ verstehe ich nicht die richtigen Klassiker, aus der Zeit, als die Bilder laufen lernten. Nein, für mich beginnt der nostalgische Flair des Fernsehens, wenn ich einen Film aus meiner „wilden Jugend“ sehe. Und heute ist so ein Tag, wo mir RTL eine kleine Zeitreise in die Vergangenheit schenkt – mit Dirty Dancing.

Himmel, was habe ich als Teenie diesen Film bloß geliebt. Und ich wollte immer so sein wie Baby Houseman, natürlich an der Seite von Patrick Swayze, der umwerfend aussieht und perfekt tanzen kann. Zu dieser Zeit hatte ich auch eine ähnliche Dauerwellenmähne wie Jennifer Grey. Ich erinnere mich sogar, als der Film raus gekommen ist (was doch schon 20 Jahre her ist *hüstel*), da war in der Bravo Girl eine Anleitung, wie man zu „The time of my life“ richtig tanzt. Das wilde 1987, das Jahr, in der ich meinen ersten Freund hatte, als ich Händchen haltend mit ihm spazieren gegangen bin und mit ihm herum knutschen das Höchste der Gefühle war…

Zwei Jahre später bin ich mit Schulfreundinnen in die Tanzschule gegangen – so, wie es sich für brave Mädchen gehört hat, sind wir zum „Elmayer“ gegangen. Und da ist mir die große Liebe meines Lebens begegnet – das Tanzen. Ja, ich war eine richtige Tanzratte, ich war in den normalen Stunden und bin am Sonntag noch zusätzlich in die Perfektion gegangen. Ganz besonders stolz war ich, wenn ich mich als Anfängerin in die Fortgeschrittenen-Perfektion mogeln konnte. Und noch stolzer war ich, wenn ich von den Burschen aus dem Bronze/Silber-Kurs aufgefordert wurde und die Figuren und Schritte besser konnte als die Leute, die ein Jahr „über mir“ waren. Meine Freundinnen und ich haben uns alle möglichen Figuren von den Fortgeschrittenen abgeschaut, und in den Schulpausen haben wir brav Tanzschritte geübt – es war klar, dass wir zu jedem Tanz sowohl den Herren- als auch den Damenschritt beherrschten, was für die Herren oftmals etwas anstrengend war, wenn wir ihnen erklärt haben, wie sie ihre Schritte besser machen konnten.

Mein Tanzpartner und ich, wir hatten alle möglichen Hebe- und Sprungfiguren drauf, und wir wurden von einem der Tanzlehrer sogar gefragt, ob wir nicht bei der Formation mitmachen wollten (zu meiner großen Enttäuschung hat mein damaliger Tanzpartner allerdings „nein“ gesagt). Wir sind damals auf alle möglichen Bälle gegangen, haben im weißen Kleid mit hochgesteckten Locken eröffnet und haben uns einfach wie Prinzessinnen gefühlt. Und es war immer ein gewisses Prickeln da, wenn wir von einem Burschen zum Tanz aufgefordert wurden und dann in seinen Armen lagen und übers Parkett geschwebt sind.

Im zweiten Elmayer-Jahr habe ich dann meinen langjährigen Freund kennen gelernt. Ja, es war wie in einem alten Hans-Moser-Film, wo man die potentielle Liebe seines Lebens in der Tanzschule kennen lernt. Ich habe dann natürlich mit meinem Liebsten getanzt und nicht mehr mit meinem Tanzpartner, und habe mit meinem Freund auf Bällen die Nacht zum Tag gemacht. Besonders beliebt war damals das Spiel „ohne Eintrittskarte in einen Ball hinein schleichen“, und die allercoolsten Parties gab es dann immer in der Personalkantine. Ich erinnere mich auch noch an Picknicks, die wir im Rathauspark abgehalten haben, alle Freunde auf einer riesigen Picknickdecke, und der Sekt ist in Strömen geflossen (den Sekt haben wir selbst mitgebracht, aber die Sektgläser haben wir vorher beim Ball zusammen geklaut). Um Mitternacht waren wir bei jeder Fledermaus-Quadrille dabei (von der ich natürlich alle sechs Touren beherrscht habe). Und natürlich sind wir bei allen Bällen bis zum „Brüderlein fein“ geblieben, was teilweise damit geendet hat, dass ich um 6 Uhr morgens heimgekommen bin, mich grad noch umgezogen habe, und dann gleich in die Schule abgerauscht bin (und mehr als einmal im Unterricht weggepennt bin).

In der Beziehung ist dann leider immer wieder was dazwischen gekommen, sodass ich nur noch auf Hochzeiten und auf Taufen getanzt habe. Leider habe ich da die bittere Erfahrung gemacht, dass alles Können, dass ich mir in den Jahren zuvor mit soviel Liebe, Schweiß und Einsatz angeeignet habe, völlig vor sich hin verstaubt ist und dass ich nur noch zu Grundschritten und einfachsten Figuren in der Lage bin.

Mittlerweile ist es ewige Zeiten her, dass ich zum letzten Mal getanzt habe. Aber immer, wenn ich so Filme sehe wie heute Dirty Dancing, dann überkommt mich wieder die Lust am Tanzen, und ich würde mich am Liebsten sofort in einen Tanzkurs einschreiben und mich zweimal die Woche in Jive, Foxtrott oder Cha-Cha-Cha üben. Am Besten wäre das natürlich, wenn mein Tanzpartner mich ebenso ansieht wie Patrick Swayze Jennifer Grey.

Vielleicht schaffe ich es ja, dass ich wieder jemanden treffe, der bereit ist, und mit mir einen Tanzkurs belegt. Und ich bin auch keine ungeschickte Partnerin: ich steige niemandem auf die Füße, lasse mich bereitwillig führen und habe eine gute Kondition. … und ich habe eine unbändige Lust zu tanzen…

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