Am I excited?
Das erste Date – immer neu, immer aufregend und man weiß nie, was alles geschehen wird. Es kribbelt schon Tage vorher in der Magengegend, frau spielt alle möglichen „was-wäre-wenn“-Szenarien im Kopf durch, und am D-Day blockiert man für mindestens 2 Stunden das Badezimmer, um sich „ausgehfein“ zu stylen. Und mit etwas Glück verbringt man einen netten Abend in anregender Gesellschaft – selbst, wenn es nicht funkt, kann man sich ja doch gut unterhalten.
Aber was, wenn der Abend eine mittlere Katastrophe wird? Wenn man in einem Lokal festsitzt und keine plausible Fluchtmöglichkeit hat? Und dummerweise keinen Escape-Call bei der besten Freundin geordert hat? Tja, dann bleibt wohl nur: die Geschichte mit viel Humor nehmen und hinterher darüber lachen. In diesem Sinne präsentiere ich hier meine drei furchtbarsten Dates.
Platz 3: Ist es ein Wink des Schicksals, wenn man ein Date vereinbart und sich dann verpaßt? Wenn dem so ist, dann bin ich auf beiden Ohren taub, was die Kommunikation mit dem Universum betrifft - Handyakku überraschend ausgegangen, Handynummer nirgends notiert, und Stefan wollte natürlich auch keinen Tisch im Lokal reservieren, weil "im Tricafé kriegt man immer einen Platz". Ja, stimmt, haben wir auch, sogar zwei, nur dummerweise getrennt von einander. Eigentlich sollte diese Anzahl an Zeichen ausreichen, aber nein, ich weiß es wie immer besser, und organisiere sogar den zweiten Anlauf . Und siehe da, es klappt alles und wir schaffen es, einander nicht zu verfehlen. Und ich geb' mir wirklich Mühe und streng' mich an, dass ich nett bin, stelle viele Fragen und lache auch an den richtigen Stellen.
... aber es ist in Wahrheit ziemlich anstrengend, denn Stefan schaut beim Reden ziemlich konsequent an mir vorbei (soviel zum beliebten Spiel "Augenkontakt halten"), wetzt auf seinem Sessel hin- und her, die Tischmanieren lassen ziemlich zu wünschen übrig und nach einer Stunde beginnt er, mit der Hintergrundmusik mitzusingen und mitzushaken. Das ist der Zeitpunkt, wo ich von meinem wahnsinnig aufregenden, anstrengenden und vor allem zeitintensiven Job zu erzählen beginne, und demonstrativ gähne, weil ich ja von meinem tollen Job sooooooo wahnsinnig müde bin. Nach den längsten zwei Stunden meines Lebens darf ich endlich zahlen und bin irre froh, dass von ihm kein "wann sehen wir uns wieder?" kommt...
Das zweitschlimmste Date war aus meiner Sicht eigentlich gar kein Date. Ich bin mit einem Bekannten verabredet, von dem ich felsenfest überzeugt bin, dass er schwul ist. Gut, das Lokal, das er vorschlägt, zählt nicht gerade zu meinen Favourites, aber es liegt günstig und ich kann dann bequem mit der Bim heimfahren. Im Lokal angekommen, beginnt Günther mich vollzuquatschen, vom Ärger über seine Diss angefangen, über seinen Frust, wie wenig er doch verdient bis hin zu seinem Unverständnis über die Zuwanderungspolitik unserer Politiker. Ich sitze da, lächle stur vor mich hin und frage mich „Günther war doch immer so liberal und open-minded – wo ist ihm das verloren gegangen? Und warum muss ich mir diesen Mist eigentlich anhören?“. Irgendwann bemerke ich, dass Günthers Blick immer wieder über mein Dekollete wandert – what the f…, ich dachte doch, der wäre schwul! Ok, geordneter Rückzug… ein demonstratives Gähnen „du Günther, ich bin schon irre müde, macht’s dir was aus, wenn wir zahlen?“. Nein, gar kein Problem. Ich komme der Frage des Kellners zuvor, sage „getrennt bitte“ und begleiche meinen Anteil der Rechnung. Günther zückt für seinen Teil der Rechnung (doch stolze 12 EUR) die Visa. Der Kellner schaut ihn an und sagt „Tut mir leid, aber wir akzeptieren keine Kreditkarten“. Auch kein Problem – Günther zückt seine Bankomatkarte. Der Kellner „… wir haben auch keine Bankomatkasse“. Daraufhin schaut mich Günther Hilfe suchend an und meint „Julia, könntest du bitte…“.
… and the Oscar goes to… Über Websingles maile ich mit jemandem, der in mein Beuteschema passen könnte: ein Jahr älter, sehr eloquent, und der Fotoausschnitt erinnert ein bissl an Christian Slater. Klingt ja fast zu gut, um wahr zu sein – andererseits: warum soll ein Mädchen nicht auch einfach mal Glück haben… Und so stimme ich natürlich gerne zu, als er mich um ein Treffen bittet. Leider bin ich am gleichen Abend mit Caro beim Metro zum Einkaufen für eine Party verabredet, aber die Beste aller Freundinnen stellt mich für ein Date natürlich unverzüglich „dienstfrei“.
Naja, als mir mein Date entgegenkommt, strecke ich mal vorsichtshalber die Hand aus, denn allein beim Gedanken an ein Wangenbussi schüttelt’s mich. Wenn das Foto in seinem Profil aktuell ist, fress’ ich einen Besen… Gut, beginnen wir mit dem Small-Talk. Er brüstet sich, was er nicht alles studiert hat, und was für coole Jobs er nicht schon hatte, und wie schön nicht seine Exfreundinnen waren. Na leiwand, ich habe also ein Doppeldate mit ihm und seinem Ego… Irgendwann bekomme ich die Chance, etwas über mich und meinen Job zu erzählen. „Und wie viel verdienst du da so?“ – genau die Frage, die ich beim ersten Date nicht hören möchte. „Pays the rent and the shoes“ lächle ich kryptisch. Mein Begleiter entschuldigt sich kurz und verschwindet auf die Toilette. Ich nutze die Zeit, um all die Vorstellungen, die ich vom perfekten ersten Date hatte, zu begraben. Er kommt zurück und ich versuche, dem Gespräch etwas mehr Humor zu verpassen „Weißt du, eigentlich müsste ich jetzt mit meiner Freundin beim Metro einkaufen, davor hast du mich quasi gerettet“. Er strahlt mich an und meint „ja, beim Metro einkaufen ist echt nicht sexy“. Ich bemühe mich darum, dass mir mein Lächeln nicht entgleist und denke mir „mit dir hier sitzen aber ehrlich gesagt auch nicht…“. Mein Begleiter entschuldigt sich wieder und entschwindet abermals Richtung WC. Ich bin irritiert – der hat ja eine Blase wie ein Wellensittich, wenn er in nicht mal einer Stunde zweimal muss… Ich spiele mit meinem Pashmina, den ich zum Glück nicht abgelegt habe. Er kommt zurück und ich hantle mich noch einmal durch eine anstrengende viertel Stunde, bevor er wieder Richtung Toilette verschwindet. Als er fünf Minuten später strahlend wieder zurückkommt, dämmert mir langsam, was er da eigentlich am Klo treibt… Ekel steigt in mir hoch, ich sage, dass ich müde bin und zahlen will. Ich überwinde mich, um ihm zum Abschied die Hand zu schütteln und mache mich schleunigst aus dem Staub. Und bin sehr froh darüber, dass ich keine mails mehr von ihm bekomme…
Die Dates, die ich nach diesen drei Katastrophen hatte, waren zum Glück alle sehr nett, was mich hoffen lässt, dass ich nach dem Motto „aller guten Dinge sind drei“ den schrecklichen Teil abgearbeitet habe. Und bin zuversichtlich, dass das nächste Date toll wird... Das Profil bei Websingles hab ich aber dennoch vorsichtshalber deaktiviert.
Aber was, wenn der Abend eine mittlere Katastrophe wird? Wenn man in einem Lokal festsitzt und keine plausible Fluchtmöglichkeit hat? Und dummerweise keinen Escape-Call bei der besten Freundin geordert hat? Tja, dann bleibt wohl nur: die Geschichte mit viel Humor nehmen und hinterher darüber lachen. In diesem Sinne präsentiere ich hier meine drei furchtbarsten Dates.
Platz 3: Ist es ein Wink des Schicksals, wenn man ein Date vereinbart und sich dann verpaßt? Wenn dem so ist, dann bin ich auf beiden Ohren taub, was die Kommunikation mit dem Universum betrifft - Handyakku überraschend ausgegangen, Handynummer nirgends notiert, und Stefan wollte natürlich auch keinen Tisch im Lokal reservieren, weil "im Tricafé kriegt man immer einen Platz". Ja, stimmt, haben wir auch, sogar zwei, nur dummerweise getrennt von einander. Eigentlich sollte diese Anzahl an Zeichen ausreichen, aber nein, ich weiß es wie immer besser, und organisiere sogar den zweiten Anlauf . Und siehe da, es klappt alles und wir schaffen es, einander nicht zu verfehlen. Und ich geb' mir wirklich Mühe und streng' mich an, dass ich nett bin, stelle viele Fragen und lache auch an den richtigen Stellen.
... aber es ist in Wahrheit ziemlich anstrengend, denn Stefan schaut beim Reden ziemlich konsequent an mir vorbei (soviel zum beliebten Spiel "Augenkontakt halten"), wetzt auf seinem Sessel hin- und her, die Tischmanieren lassen ziemlich zu wünschen übrig und nach einer Stunde beginnt er, mit der Hintergrundmusik mitzusingen und mitzushaken. Das ist der Zeitpunkt, wo ich von meinem wahnsinnig aufregenden, anstrengenden und vor allem zeitintensiven Job zu erzählen beginne, und demonstrativ gähne, weil ich ja von meinem tollen Job sooooooo wahnsinnig müde bin. Nach den längsten zwei Stunden meines Lebens darf ich endlich zahlen und bin irre froh, dass von ihm kein "wann sehen wir uns wieder?" kommt...
Das zweitschlimmste Date war aus meiner Sicht eigentlich gar kein Date. Ich bin mit einem Bekannten verabredet, von dem ich felsenfest überzeugt bin, dass er schwul ist. Gut, das Lokal, das er vorschlägt, zählt nicht gerade zu meinen Favourites, aber es liegt günstig und ich kann dann bequem mit der Bim heimfahren. Im Lokal angekommen, beginnt Günther mich vollzuquatschen, vom Ärger über seine Diss angefangen, über seinen Frust, wie wenig er doch verdient bis hin zu seinem Unverständnis über die Zuwanderungspolitik unserer Politiker. Ich sitze da, lächle stur vor mich hin und frage mich „Günther war doch immer so liberal und open-minded – wo ist ihm das verloren gegangen? Und warum muss ich mir diesen Mist eigentlich anhören?“. Irgendwann bemerke ich, dass Günthers Blick immer wieder über mein Dekollete wandert – what the f…, ich dachte doch, der wäre schwul! Ok, geordneter Rückzug… ein demonstratives Gähnen „du Günther, ich bin schon irre müde, macht’s dir was aus, wenn wir zahlen?“. Nein, gar kein Problem. Ich komme der Frage des Kellners zuvor, sage „getrennt bitte“ und begleiche meinen Anteil der Rechnung. Günther zückt für seinen Teil der Rechnung (doch stolze 12 EUR) die Visa. Der Kellner schaut ihn an und sagt „Tut mir leid, aber wir akzeptieren keine Kreditkarten“. Auch kein Problem – Günther zückt seine Bankomatkarte. Der Kellner „… wir haben auch keine Bankomatkasse“. Daraufhin schaut mich Günther Hilfe suchend an und meint „Julia, könntest du bitte…“.
… and the Oscar goes to… Über Websingles maile ich mit jemandem, der in mein Beuteschema passen könnte: ein Jahr älter, sehr eloquent, und der Fotoausschnitt erinnert ein bissl an Christian Slater. Klingt ja fast zu gut, um wahr zu sein – andererseits: warum soll ein Mädchen nicht auch einfach mal Glück haben… Und so stimme ich natürlich gerne zu, als er mich um ein Treffen bittet. Leider bin ich am gleichen Abend mit Caro beim Metro zum Einkaufen für eine Party verabredet, aber die Beste aller Freundinnen stellt mich für ein Date natürlich unverzüglich „dienstfrei“.
Naja, als mir mein Date entgegenkommt, strecke ich mal vorsichtshalber die Hand aus, denn allein beim Gedanken an ein Wangenbussi schüttelt’s mich. Wenn das Foto in seinem Profil aktuell ist, fress’ ich einen Besen… Gut, beginnen wir mit dem Small-Talk. Er brüstet sich, was er nicht alles studiert hat, und was für coole Jobs er nicht schon hatte, und wie schön nicht seine Exfreundinnen waren. Na leiwand, ich habe also ein Doppeldate mit ihm und seinem Ego… Irgendwann bekomme ich die Chance, etwas über mich und meinen Job zu erzählen. „Und wie viel verdienst du da so?“ – genau die Frage, die ich beim ersten Date nicht hören möchte. „Pays the rent and the shoes“ lächle ich kryptisch. Mein Begleiter entschuldigt sich kurz und verschwindet auf die Toilette. Ich nutze die Zeit, um all die Vorstellungen, die ich vom perfekten ersten Date hatte, zu begraben. Er kommt zurück und ich versuche, dem Gespräch etwas mehr Humor zu verpassen „Weißt du, eigentlich müsste ich jetzt mit meiner Freundin beim Metro einkaufen, davor hast du mich quasi gerettet“. Er strahlt mich an und meint „ja, beim Metro einkaufen ist echt nicht sexy“. Ich bemühe mich darum, dass mir mein Lächeln nicht entgleist und denke mir „mit dir hier sitzen aber ehrlich gesagt auch nicht…“. Mein Begleiter entschuldigt sich wieder und entschwindet abermals Richtung WC. Ich bin irritiert – der hat ja eine Blase wie ein Wellensittich, wenn er in nicht mal einer Stunde zweimal muss… Ich spiele mit meinem Pashmina, den ich zum Glück nicht abgelegt habe. Er kommt zurück und ich hantle mich noch einmal durch eine anstrengende viertel Stunde, bevor er wieder Richtung Toilette verschwindet. Als er fünf Minuten später strahlend wieder zurückkommt, dämmert mir langsam, was er da eigentlich am Klo treibt… Ekel steigt in mir hoch, ich sage, dass ich müde bin und zahlen will. Ich überwinde mich, um ihm zum Abschied die Hand zu schütteln und mache mich schleunigst aus dem Staub. Und bin sehr froh darüber, dass ich keine mails mehr von ihm bekomme…
Die Dates, die ich nach diesen drei Katastrophen hatte, waren zum Glück alle sehr nett, was mich hoffen lässt, dass ich nach dem Motto „aller guten Dinge sind drei“ den schrecklichen Teil abgearbeitet habe. Und bin zuversichtlich, dass das nächste Date toll wird... Das Profil bei Websingles hab ich aber dennoch vorsichtshalber deaktiviert.
drewshine - 2. Jun, 13:25