Sonntag, 8. April 2007

Mars vs. Venus

Es gibt Unmengen von Büchern, die das Phänomen beschreiben, warum Männer und Frauen einander nicht verstehen, wenn sie etwas zueinander sagen. Männer ziehen sich dabei bevorzugt auf den Standpunkt zurück „ihr Frauen seid ja widersprüchlich – man darf gar nicht versuchen, euch zu verstehen“. Und wir Frauen sind dann so kooperativ und versuchen euch, unsere Verhaltensweisen zu „übersetzen“, damit ihr ein Gespür dafür bekommt, wann ein „nein“ ein „nein“ ist und wann ein „ja“, und ob man ein „vielleicht“ als Zustimmung oder als Ablehnung zu deuten hat.

Wobei wir Frauen es da – zugegeben – leichter haben als die Männer. Frauen kommunizieren. Sei es, indem wir unsere berühmt-berüchtigten Frauentratschrunden abhalten, wo kein Thema zu intim ist, sei es, indem wir unseren besten Freund fragen, was er als Mann zu einem bestimmten Thema meint und unsere Erkenntnisse dann mit unseren Freundinnen teilen. Frauen bauen Netzwerke auf und arbeiten auch vernetzt – teilweise, um sich selbst das Leben leichter zu machen, teilweise, um unseren Freunden zu helfen. Und wenn sich ein Mann für eine meiner Freundinnen interessiert, dann kann ich ihn mit Tonnen an Tipps versorgen, damit er seine Chancen, bei ihr zu landen, steigern kann. So sind wir Frauen nun mal.

Männer sind da völlig anders. Auch Männer haben natürlich ihr Männernetzwerk, wo sie mit ihren Kumpels rumhängen, Bier trinken und kommunizieren. Aber Männer reden untereinander anders, als Männer mit Frauen und Frauen mit Frauen reden. Ihre Gespräche haben andere Schwerpunkte. Frauen reden mit Frauen über Freundschaften, Beziehungen, Möchtegern-Beziehungen und die perfekte Beziehung, die nur in unseren Träumen existiert. Frauen reden mit Männern auch irgendwann mal über Beziehungen und wir genießen es dabei, wenn das Gespräch ein bisschen anrüchig wird. Männer reden mit Männern über… ja, worüber eigentlich? Nun, sie diskutieren über Sport, über alles, was irgendwie mit Motoren zu tun hat (das kann das neue Auto sein genauso wie der Rasenmäher), über Politik (da gehören dann auch die diversesten Militär-Geschichten dazu), vielleicht noch Computer (und da zähle ich jetzt Hard- und Software genauso dazu wie die diversesten Playstations) und das war’s dann auch schon.

Wobei ich Männern jetzt nicht unterstellen möchte, dass sie am Liebesleben ihres Kumpels nicht interessiert sind. Sie registrieren sehr wohl, dass ihr Freund schon seit geraumer Zeit Single ist und nicht im Wochenrhythmus mit einem anderen Mädel an der Bar rumhängt. Aber sie hinterfragen nicht das „warum“? Frauen sind grundsätzlich davon überzeugt, dass niemand überzeugter Single ist, sondern dass sich jeder nach Zweisamkeit sehnt. Und wenn jemand diese Zweisamkeit verweigert, dann muss in der vorangegangenen Beziehung irgendetwas passiert sein. Wir nehmen dann an, dass sein Vertrauen zutiefst missbraucht worden ist, sodass mann sich dann in seine Ritterrüstung zurückzieht.

Das Dilemma für uns Frauen ist dann natürlich: was ist, wenn wir an dem unnahbaren Ritter interessiert sind? Wie knacken wir die Rüstung und vor allem – mit wessen Unterstützung?

Konstruieren wir mal den Fall, ich wäre an einem Mann interessiert und kenne sowohl eine Freundin von ihm als auch einen Freund. Ich blitze bei dem Mann ab und bin hinterher am „warum“ interessiert. Ich setze mich also hin und sage „ich verstehe gar nicht, warum das mit ihm und mir nichts wird – ich merke ja, dass er sich in meiner Gegenwart wohl fühlt, dass er mir ständig in die Augen sieht, versucht, mich zum Lachen zu bringen und mich immer wieder zufällig berührt. Und trotzdem schrickt er dann davor zurück, wenn ich konkreter werde – ich verstehe nicht, wieso.“ Seine Freundin würde mir womöglich sagen „er hat Angst vor einer Beziehung, weil ihn in seiner letzten Beziehung seine Freundin mit einem Bekannten betrogen hat – alle haben davon gewusst, nur er hat es durch Zufall herausgefunden. Sein Vertrauen in die Frauenwelt ist zerstört, und er möchte nicht, dass noch mal jemand so sehr auf seinen Gefühlen herumtrampelt.“ Sein Freund würde mir sagen „er mag einfach keine Beziehung haben“. – In diesem Fall kann ich wohl wirklich nur darauf hoffen, dass ich auch eine Freundin von meinem Angebeteten kenne, denn sonst steh ich wohl ziemlich ohne Support da.

Ich denke, dass auch die Männer durchaus Interesse daran hätten, warum ihr Kumpel so ein überzeugter Single ist. Aber sie fragen nicht. Und wenn sie vielleicht doch mal die Frage stellen „Bist’ eigentlich so als Single zufrieden“ und ein „Jo, eh…“ als Antwort bekommen, dann geben sie sich damit zufrieden. Eine Frau würde ihren Kumpel erst dann aus ihren Klauen lassen, wenn er einen kompletten Seelenstrip hingelegt hätte und sie das „wie“ bis ins kleinste Detail auseinandergepflückt hätten. Warum machen wir Frauen das? Vielleicht, weil wir wissen, dass man sich hinterher besser fühlt, wenn man ein Problem einmal ausgesprochen hat, eine Angst konkretisiert hat und sich eingestanden hat, dass man enttäuscht worden ist. Oder selbst in einigen Punkten versagt hat. Das zählt für uns Frauen zum „Aufarbeiten von Beziehungen“ und wir schließen meist dann erst mit Beziehungen ab, wenn wir sie entsprechend aufgearbeitet haben. Damit wird die Beziehungs-Festplatte sozusagen defragmentiert und wir sind wieder für Neues aufnahmebereit.

Ich wage daher folgende Feststellung: auch Männer sagen „nein“, wenn sie eigentlich „ja“ meinen und umgekehrt. Vielleicht sollten wir alle in Zukunft eine Antwort mehr als einmal hinterfragen…

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