Mittwoch, 21. März 2007

Manchmal...

Es gibt so Tage, da bin ich unrund. Nicht, dass ich mit meinem Leben hadere, aber irgendwie ist es an diesem Tag grad nicht 100%ig toll, sondern nur zu 98%. Es fehlt gerade nur die Kirsche am großen Eisbecher des Lebens, aber an diesen unrunden Tagen ist mir die Kirsche besonders wichtig. Sind wir alle so vom Glück geküsst, dass uns der gewohnte Glückskuss fehlt, wenn er mal einen Tag Pause macht?

Lustigerweise kann ich, wenn ich unleidig bin, nicht genau sagen, wo der Schuh denn nun exakt drückt. Die paar Kilo, die zu viel auf der Hüfte sind? Nein, mit denen hab ich mich arrangiert und sozusagen einen Nicht-Angriffspakt geschlossen: wenn sie versprechen, dass sie nicht mehr werden und vor allem, wenn der Körper dennoch straff bleibt, werden sie mir nicht die Nachtruhe rauben. Die viele Arbeit im Büro? Nein, die macht Spaß, auch wenn die Kollegen teilweise zum an-die-Wand-klatschen sind und der Chef nur halblustige Witze macht. Aber ich stelle mich täglich der Herausforderung der etwas anderen Art und bin mit mir zufrieden, wenn ich sie bestanden habe. Das kann’s also auch nicht sein…

Im Fernsehen läuft meine Lieblingsserie, und ich kann mit McDreamy mitfiebern und mitzittern. Der Kater ist lästig wie eine Krätz’n und beweist somit, dass er kerngesund ist und ich mir keine Sorgen um ihn machen muss. Das Girokonto ist lange nicht so negativ wie es sein könnte, die Rechnungen sind bezahlt und am Ende des Monats ist sogar noch etwas Geld übrig. Ich powere mich beim Sport aus und bin stolz auf mich, wenn ich ein kleines Ziel erreicht habe. Es ist wahnsinnig viel Schlagobers und Schokostreusel auf dem Eisbecher, aber wo zum Henker ist die verdammte Kirsche?

In meinem mailaccount sind heute wieder dutzende von lieben, lustigen mails eingegangen, und ich habe auch mit einigen Freunden telefoniert und hab an ihrem Leben teilgehabt und hab mein Leben mit ihnen geteilt, also kann es auch nicht die Einsamkeit sein. Wobei… es waren viele e-mails, aber es war keines darunter, wo mein Herz einen kleinen Hüpfer macht, wenn es im Posteingang „pling“ macht. Kein Telefonat, wo die Stimme zittert, wenn ich spreche. Es fehlt also doch etwas…

Es ist aber nicht der Mann an meiner Seite, der mir fehlt. Oder das Wissen, dass da jemand ist, der in mich verliebt ist und der den Boden anbetet, über den ich gehe. Nein, es ist die Tatsache, dass da niemand ist, der meine Hormone in Wallungen bringt. Mir fehlt das Gefühl, verliebt zu sein, zu wissen, dass da jederzeit Schmetterlinge im Bauch flattern können und dass das mail oder das Telefonat mir tagelang den Schlaf rauben wird. Dass ich meine Freunde mit Anrufen oder mails bombardiere und jede klitzekleine Nuance von dem, was er gesagt hat, jetzt, sofort und auf der Stelle bis ins kleinste Detail analysiert werden muss. Ich bin auf Endorphin-Entzug.

Nun mag man nüchtern meinen „besser gar nicht verliebt sein, als unglücklich verliebt und hinterher wochenlang ein gebrochenes Herz wieder mühsam zusammenzukitten“. Da bin ich wieder der Verfechter des „no-risk-no-fun“-Ansatzes: wer aus Angst vor dem Schmerz vor Freude kneift, wird nie im Glück baden können. Besser, einmal zuviel ein Stück vom eigenen Herzen weggegeben zu haben, und hinterher durch den Schmerz feststellen, dass auch der etwas süßes an sich haben kann, als das Herz verschließen und gar nichts fühlen.

Jetzt ist es aber nicht so, dass ich ein Leben wie eine Nonne führe, in dem keine Männer vorkommen. Nein, ich treffe laufend Männer, aber es ist niemand darunter, der mir die Knie weich werden lässt, wenn er mir in die Augen sieht. Und es ist auch nicht so, dass ich nicht bereit wäre, die Frösche zu küssen, damit sie sich endlich in Prinzen verwandeln können. Nein – Frosch bleibt Frosch…

Es ist nun mal so, dass ich nur dann vor Energie sprühe, wenn’s in der Bauchgegend kribbelt. Stellt sich die Frage: wo kriege ich dieses Kribbeln nun wieder her? Nun ja, eine Möglichkeit wäre, das Endorphin anderweitig zu substituieren, am Geeignetsten dazu ist wohl Schokolade. Das wäre aber ein direkter Verstoß gegen den Nicht-Angriffspakt mit meinem Hüftgold, und wehe, wenn das mal losgelassen…

Plan b) wäre wohl, einen Ex zu reaktivieren. Diese Exen haben den Vorteil, dass man ja schon mal in sie verliebt war. Dummerweise hat es aber einen Grund gehabt, warum man sich damals getrennt hat bzw warum er sich getrennt hat. Und flugs fallen mir wieder all die netten Kosenamen ein, mit denen ich die Idioten damals bedacht habe – diese Kosenamen vertragen sich aber so überhaupt nicht mit den romantischen Gefühlen, die ich so gerne hegen würde – Plan b) ist also ersatzlos gestrichen.

Gibt es einen Plan c)? Ich weiß es nicht. Mein Plan ist, dass ich einfach gar keinen Plan habe und mich schlicht an den Kleinigkeiten erfreue, die mir das Leben so bringt. Und wenn mich der Russel-Crowe-lookalike in der Straßenbahn das nächste Mal anlächelt, werde ich einfach zurück lächeln. Ich bin mir sicher, dass es dann in mir kribbeln wird…

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