Small world
Wie oft ist es schon vorgekommen: man lernt einen x-beliebigen Menschen kennen, kommt ins plaudern und stellt plötzlich fest, dass man einen oder mehrere gemeinsame Bekannte hat. Der Satz, der in diesem Fall wohl am häufigsten bemüht wird, ist „die Welt ist doch ein Dorf…“.
Genau genommen ist die Welt eine „small world“, wie der Psychologe Stanley Milgram in den 60er Jahren herausgefunden hat. Er hat untersucht, wie oft man einen Brief weiterschicken muss, um ihn von Person A zu Person B zu befördern. A hatte dabei die Anweisung, wenn er B nicht kennt, dann soll er den Brief jemanden schicken, von dem er denkt, dass er B kennen könnte. Milgram wollte in seinem Experiment die Zwischenschritte zählen, die der Brief benötigt, um zu seinem Empfänger zu gelangen. Und es waren erstaunlich wenige Zwischenschritte, die man benötigt, um zwei völlig unbekannte Menschen miteinander zu vernetzen – genau genommen sind es im Durchschnitt 6.
Nun sind wir aber normale Durchschnittsmenschen und keine höheren Mathematiker oder Psychologen. Wir finden diese Info somit witzig und fragen uns: was kann ich damit anfangen?
Nein, wir beginnen nicht mit Prominenten – das ist nämlich viel zu einfach. Jeder kennt wen, der wen kennt, der einen Promi kennt. Und es würde jeden erstaunen, wie wenige Zwischenschritte man benötigt, um z. B. den mächtigsten Mann der Welt zu erreichen (mein persönlicher Bush-Faktor ist 4, was ich für mich schon als sehr bedenklich empfinde).
Nein, ich spreche vom gelebten Alltagsleben: 6 Schritte, um jeden Menschen auf der Welt zu erreichen. Und wenn es nur 6 Schritte benötigt, um mit jedem Menschen auf der Welt vernetzt zu sein, dann muss es entsprechend weniger sein, um jeden Wiener zu erreichen. Grad innerhalb einer Altersgruppe sind die Menschen sehr stark miteinander vernetzt, und auch, wenn diese Netzwerke „lose“ sind, so sind diese losen Verbindungen oft die effektivsten.
Die meisten Jobs werden z.B. auf diese Weise vermittelt. A trifft B im Supermarkt/in der Bar/am Fußballplatz und erzählt ihm, dass er einen neuen Job sucht. B fällt ein, dass ihm C erzählt hat, dass in dessen Firma eine Stelle frei geworden ist und ruft C am nächsten Tag an – der Job ist vermittelt, bevor er noch ausgeschrieben worden ist.
Auch das ist ja alles schön und gut zu wissen, aber sofern man grad nicht auf der Jobsuche ist, wird man auch mit dieser Information relativ wenig anfangen können. Gut, dehnen wir das Denkmodell auf einen Bereich aus, der doch für jeden (besonders für die Singles unter uns) interessant ist: 6 Schritte, und man hat den persönlichen McDreamy an der Angel. Nur 6 Kontakte aktivieren und man hat die Liebe des Lebens gefunden – warum damit noch kein Partnerinstitut inseriert hat…
Lustigerweise kommt man ja auch erst im Nachhinein drauf, wie nahe man seiner Liebe die ganze Zeit über gewesen ist – wieder ein Beweis dafür, dass das Universum eine sehr subtile Art von Humor hat. Der süße Kerl mit den eisblauen Augen, den frau in der Bar aufgerissen hat – tja, seine Schwester ist die Arbeitskollegin meiner Cousine. Die große Liebe meines besten Freundes? Die Studienkollegin seiner Sandkastenfreundin. Der Flirt auf der letzten Party? Der beste Freund eines Studienkollegen… Die Liste lässt sich beliebig lang fortsetzen.
Und es wäre ja auch unendlich praktisch: man wird von jemanden vorgestellt, der beide kennt und beide mag (damit wird automatisch signalisiert „wenn ich ihn/sie nett finde, wirst du ihn/sie garantiert auch mögen“), wird ein bisschen gelobt (oder „schöngeredet“), vielleicht weiß der Kuppler auch ein paar Gemeinsamkeiten – stundenlanger Gesprächsstoff wäre quasi garantiert.
Wie stellt man’s aber intelligenterweise an? Sicher, man könnte bei jeder sich bietenden Gelegenheit die Bemerkung fallen lassen, dass man gerade auf Partnersuche ist. Die Freunde werden das im besten Fall auf Dauer als lästig empfinden, bei Familienfeiern wird man als „schwer vermittelbar“ belächelt. Wenn’s ganz schlimm kommt, rechnet einem die Urstrumpftante vor, wie laut die biologische Uhr schon tickt und gibt den weisen Rat, dass frau nicht so wählerisch sein soll, bevorzugterweise mit dem beliebten Spruch „bist haglich, bleibst übrig“. Im Office ist man mit solchen Aktionen sehr rasch das Gesprächsthema bei Kopier- und Faxgeräten, in der Kantine dreht man sich nach einem um und man wird das Gefühl nicht los, dass da hinter dem Rücken getuschelt wird… Wobei man grad am Arbeitsplatz den stille-Post-Effekt nicht unterschätzen darf, und aus „XY ist grad auf Partnersuche“ wird über „XY ist grad verlassen worden“ sehr rasch „XY hat eine böse Scheidung hinter sich“, weil „XY hat seine Frau betrogen“ – autsch, Bumerang… Und in Wahrheit sehr, sehr unpassend (das Leben ist definitiv einfacher, wenn man das Privatleben nicht mit ins Office nimmt).
Somit habe ich auch keine Lösung für dieses Problem. Mir bleibt aber die Hoffnung, dass der Eine oder Andere beim Lesen dieser Zeilen vielleicht denkt „na ja, für mich ist sie vielleicht nichts, aber ich kenn da wen…“
Genau genommen ist die Welt eine „small world“, wie der Psychologe Stanley Milgram in den 60er Jahren herausgefunden hat. Er hat untersucht, wie oft man einen Brief weiterschicken muss, um ihn von Person A zu Person B zu befördern. A hatte dabei die Anweisung, wenn er B nicht kennt, dann soll er den Brief jemanden schicken, von dem er denkt, dass er B kennen könnte. Milgram wollte in seinem Experiment die Zwischenschritte zählen, die der Brief benötigt, um zu seinem Empfänger zu gelangen. Und es waren erstaunlich wenige Zwischenschritte, die man benötigt, um zwei völlig unbekannte Menschen miteinander zu vernetzen – genau genommen sind es im Durchschnitt 6.
Nun sind wir aber normale Durchschnittsmenschen und keine höheren Mathematiker oder Psychologen. Wir finden diese Info somit witzig und fragen uns: was kann ich damit anfangen?
Nein, wir beginnen nicht mit Prominenten – das ist nämlich viel zu einfach. Jeder kennt wen, der wen kennt, der einen Promi kennt. Und es würde jeden erstaunen, wie wenige Zwischenschritte man benötigt, um z. B. den mächtigsten Mann der Welt zu erreichen (mein persönlicher Bush-Faktor ist 4, was ich für mich schon als sehr bedenklich empfinde).
Nein, ich spreche vom gelebten Alltagsleben: 6 Schritte, um jeden Menschen auf der Welt zu erreichen. Und wenn es nur 6 Schritte benötigt, um mit jedem Menschen auf der Welt vernetzt zu sein, dann muss es entsprechend weniger sein, um jeden Wiener zu erreichen. Grad innerhalb einer Altersgruppe sind die Menschen sehr stark miteinander vernetzt, und auch, wenn diese Netzwerke „lose“ sind, so sind diese losen Verbindungen oft die effektivsten.
Die meisten Jobs werden z.B. auf diese Weise vermittelt. A trifft B im Supermarkt/in der Bar/am Fußballplatz und erzählt ihm, dass er einen neuen Job sucht. B fällt ein, dass ihm C erzählt hat, dass in dessen Firma eine Stelle frei geworden ist und ruft C am nächsten Tag an – der Job ist vermittelt, bevor er noch ausgeschrieben worden ist.
Auch das ist ja alles schön und gut zu wissen, aber sofern man grad nicht auf der Jobsuche ist, wird man auch mit dieser Information relativ wenig anfangen können. Gut, dehnen wir das Denkmodell auf einen Bereich aus, der doch für jeden (besonders für die Singles unter uns) interessant ist: 6 Schritte, und man hat den persönlichen McDreamy an der Angel. Nur 6 Kontakte aktivieren und man hat die Liebe des Lebens gefunden – warum damit noch kein Partnerinstitut inseriert hat…
Lustigerweise kommt man ja auch erst im Nachhinein drauf, wie nahe man seiner Liebe die ganze Zeit über gewesen ist – wieder ein Beweis dafür, dass das Universum eine sehr subtile Art von Humor hat. Der süße Kerl mit den eisblauen Augen, den frau in der Bar aufgerissen hat – tja, seine Schwester ist die Arbeitskollegin meiner Cousine. Die große Liebe meines besten Freundes? Die Studienkollegin seiner Sandkastenfreundin. Der Flirt auf der letzten Party? Der beste Freund eines Studienkollegen… Die Liste lässt sich beliebig lang fortsetzen.
Und es wäre ja auch unendlich praktisch: man wird von jemanden vorgestellt, der beide kennt und beide mag (damit wird automatisch signalisiert „wenn ich ihn/sie nett finde, wirst du ihn/sie garantiert auch mögen“), wird ein bisschen gelobt (oder „schöngeredet“), vielleicht weiß der Kuppler auch ein paar Gemeinsamkeiten – stundenlanger Gesprächsstoff wäre quasi garantiert.
Wie stellt man’s aber intelligenterweise an? Sicher, man könnte bei jeder sich bietenden Gelegenheit die Bemerkung fallen lassen, dass man gerade auf Partnersuche ist. Die Freunde werden das im besten Fall auf Dauer als lästig empfinden, bei Familienfeiern wird man als „schwer vermittelbar“ belächelt. Wenn’s ganz schlimm kommt, rechnet einem die Urstrumpftante vor, wie laut die biologische Uhr schon tickt und gibt den weisen Rat, dass frau nicht so wählerisch sein soll, bevorzugterweise mit dem beliebten Spruch „bist haglich, bleibst übrig“. Im Office ist man mit solchen Aktionen sehr rasch das Gesprächsthema bei Kopier- und Faxgeräten, in der Kantine dreht man sich nach einem um und man wird das Gefühl nicht los, dass da hinter dem Rücken getuschelt wird… Wobei man grad am Arbeitsplatz den stille-Post-Effekt nicht unterschätzen darf, und aus „XY ist grad auf Partnersuche“ wird über „XY ist grad verlassen worden“ sehr rasch „XY hat eine böse Scheidung hinter sich“, weil „XY hat seine Frau betrogen“ – autsch, Bumerang… Und in Wahrheit sehr, sehr unpassend (das Leben ist definitiv einfacher, wenn man das Privatleben nicht mit ins Office nimmt).
Somit habe ich auch keine Lösung für dieses Problem. Mir bleibt aber die Hoffnung, dass der Eine oder Andere beim Lesen dieser Zeilen vielleicht denkt „na ja, für mich ist sie vielleicht nichts, aber ich kenn da wen…“
drewshine - 23. Jan, 22:35