Donnerstag, 26. Juli 2007

Dogs (the girl that does Yoga)

Mag sein, dass es daran liegt, dass ich Wassermann bin – aber irgendwie bin ich etwas esoterisch “angehaucht”, wie wir Wiener so gerne sagen. Ich habe einen Wasserkrug, in dem Heilsteine liegen, ich habe mich eine zeitlang für Kinesiologie interessiert und ich pendle unverträgliche Nahrungsmittel mit einem Pendel aus. Als es „in“ war, habe ich Buddha-Beads getragen und bin als gestresste Großstadt-Singlefrau natürlich immer auf der Jagd nach der ultimativen Entspannung.

Nun, wenn wir „Westler“ auf der Suche nach Erleuchtung sind, dann führt irgendwann kein Weg mehr am Yoga vorbei. Und es gibt unendlich viel, das am Markt angeboten wird: Hatha-Yoga, Bikram-Yoga, Ashtanga-Yoga, Kundalini-Yoga, Power-Yoga – welches Yoga ist das Richtige?

Meinen ersten Yoga Kontakt habe ich im Fitnesscenter. Ein weiß gewandeter Yogatrainer, der auf einem Podest liegend einige Übungen vorzeigt, die ich mit verrenktem Kopf und verdrehtem Rücken versuche, nachzumachen. Wir liegen dicht an dicht in dem Studio gedrängt, kaum eine Übung ist möglich, ohne den Arm, das Bein oder sonst ein Körperteil vom Mattennachbarn in den eigenen Körper gerammt zu bekommen. Die Yogastunde selbst wird wie ein Workout runter gespult – ja, die Übungen machen schon Spaß – aber wo ist die Erleuchtung?

Aber wozu hat der Yogagott die DVD erfunden? Warum um teures Geld in ein Studio trippseln, wenn man um 20 EUR bei Amazon eine Yoga-DVD erhält. Also werfe ich die DVD in den Player, rolle meine Matte aus und beginne andächtig, im Wohnzimmer meine Übungen zu machen. Das Gute ist, dass ich wirklich viel Platz zum Trainieren habe und immer, wann ich Zeit, Lust und Laune habe, die DVD einlegen kann. Blöd ist allerdings, dass ich zwei Katzen habe, die natürlich auf der Matte Probe liegen müssen und bei jeder Übung mitmachen müssen. Entspannung? Vergiss es, von der bin ich so weit entfernt wie von einem Physiknobelpreis…

Dann die Wende: ich entdecke das Buch von Milena Moser „Schlampenyoga“. Ich lese es und bin begeistert: genauso stelle ich mir Yoga vor! Genau das will ich! Nur woher kriegen, wenn nicht stehlen…

Ein Jahr später eine weitere Yoga-Erfahrung. Wieder ist es ein Fitnessstudio, allerdings diesmal mit einem berühmten Yoga Lehrer: Oskar Hodosi. Ein ca. 50jähriger Mann mit langem Haar, vielen Tattoos und einigen Piercings. Seine Yogastunden unterscheiden sich deutlich von den vorangegangenen: wir beginnen mit einer Einführungsentspannung, danach einige Varianten des Sonnengrußes, eine rasche Abfolge weiterer Asanas. Oskar geht zwischen seinen Schülern herum und korrigiert die Haltung. Für die Anfänger in seiner Power-Yoga Stunde hat er den Hinweis: macht die Asanas soweit ihr sie könnt. Natürlich habe ich den Ehrgeiz, bei den Übungen mitzuhalten und beiße die Zähne zusammen. Oskar schätzt besonders die Stellung „der Hund“, von ihm auch Dreiecksstellung genannt. Man steht dabei wie ein Dreieck, Handflächen und Fußsohlen am Boden, der Hintern bildet die Spitze des Dreiecks. Ich taufe den Hund in Gedanken in „Demutshaltung“ um… Bei Oskar wird der Hund über 5 Atemzüge gehalten. Nach dem zweiten Mal Luftschnappen beginnen mir die Arme zu zittern. Aber ich beiße mich weiter durch die Stunde. Nach 20 Minuten beginne ich, die Minuten bis zum Ende der Einheit zu zählen. Verdammt, die dauert ja 100 Minuten… Irgendwann kommt die Schlussentspannung in der Totenhaltung, die mir besonders authentisch gelingt. Nach der Stunde wanke ich aus dem Studio und schleppe mich zu meinem Auto. So also fühlt es sich an, wenn man stehend k.o. geht… Zuhause angekommen überlege ich, wie ich mich wohl am Besten mitsamt meiner Sporttasche in meine Wohnung befördere. Kriechen wäre sehr praktisch, weil mir immer noch die Knie schnackeln… In meiner Wohnung klettere ich mühsam unter die Dusche und reibe mich hinterher großzügig mit Diana ein. Ein kleiner Fleck beim Brustbein, den ich übersehe – hier genieße ich drei Tage lang einen Muskelkater von biblischen Ausmaßen. Aber schon nach der zweiten Einheit bemerke ich Fortschritte – ich schaffe es sogar, einen Arbeitskollegen zu einem Hund-Wettstehen herauszufordern (merke: Fotohandies sind die blödeste und unnötigste Erfindung, solange sie sich in den Händen der Mitkollegen befinden…). Aber ich fühle mich in diesem Fitnessstudio ebenfalls nicht wohl: viel Glas und Spiegelfronten, es ist sehr unruhig – wo ist meine Erleuchtung?

Durch Zufall stoße ich im Xing auf der Absolventenseite meiner Universität auf eine Bekannte von mir: lustig, ich wusste gar nicht, dass Annemarie dasselbe wie ich studiert hat. Neugierig wie ich nun mal bin clicke ich auf ihr Profil und sehe dort, dass sie sich mittlerweile mit einem Yogastudio selbständig gemacht hat. Ich schaue mir ihre Homepage an und bin angenehm überrascht: für mich verkehrsgünstig gelegen, überstundenfreundliche Zeiten, sehr moderate Preise und die Schnupperstunde ist noch dazu gratis. Also melden meine Freundin Lilly und ich uns für die Schnupperstunde an.

Als wir am Freitagabend zum Yogastudio kommen, sind wir wieder erfreut: das Yogastudio befindet sich in einem Kellerlokal, und gerade an diesen Tropentagen ist es herrlich kühl. Wir ziehen unsere Trainingsklamotten an und Annemarie erklärt den Ablauf der Stunden. Zuerst eine Anfangsentspannung, dann eine Atemübung, darauf folgend das Sonnengebet, einige andere Asanas, darunter der König der Asanas, der Schulterstand. Und zum Schluss wieder eine Schlussentspannung. Es werden dreimal pro Woche Kurse für Anfänger angeboten, und Annemarie empfiehlt jedem Neuling, 10 Anfängerstunden zu besuchen, bevor man in die Fortgeschrittenenkurse wechselt. Da die Schnupperstunde viel Spaß macht, löse ich eine Monatskarte, damit ich auch ja motiviert bin, regelmäßig in die Stunde zu gehen.

Die Yogastunde beginnt sehr relaxed: wir liegen auf unseren Matten und gleiten in die Entspannung – zur Unterstützung haben wir mit Lavendel gefüllte Augensäckchen auf den Augen liegen, zusätzlich zündet Annemarie Räucherstäbchen an. Danach setzen wir uns auf die bereitgelegten Yogakissen und machen unsere Atemübungen. Das Sonnengebet danach ist etwas flotter, um den Kreislauf in Schwung zu bekommen. Einige Asanas für das Gleichgewicht, einige für den Bauch, für den Rücken und natürlich der Schulterstand. Die Übungen bringen mich zum Schwitzen, aber es ist ein angenehmes Schwitzen, ich habe nie das Gefühl, dass ich jederzeit groggy zu Boden gehen könnte. Annemarie achtet darauf, dass es für jede Bewegung eine Gegenbewegung gibt, damit kein Körperteil überbeansprucht wird. Nach jedem Asana lässt uns Annemarie die Übung nachspüren. Während der Asanas korrigiert sie die Haltung der Schüler, und die Gelassenheit, die diese Frau verströmt, schafft eine sehr angenehme Stimmung in dem Trainingsraum. Bei der Schlussentspannung merke ich, wie sich mein Körper mit Energie füllt – nach dieser Yogaeinheit fühle ich mich, als könnte ich Bäume ausreißen. Und selbst ein, zwei Tage später fühle ich immer noch diese Yogastunde in mir nachklingen.

Ich vermag nicht zu sagen, wie es mit mir in Sachen Yoga weiter gehen wird, aber für das Erste habe ich meine Yogaheimat gefunden.

Om namah Shivaya!

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