Zufall oder Schicksal?
Sind all die absurden Dinge, die frau jeden Tag so passieren, wirklich nur Zufall? Oder ist es vielmehr so, dass das Universum einen kosmopolitischen Masterplan für jeden Einzelnen von uns in der Schublade liegen hat? Manchmal passieren nämlich Dinge, wo ich mich fragen muss, ob jemand über uns die Fäden zieht – es muss so sein, denn ansonsten wäre es um diese Pointen wahrlich schade. Es wären quasi Perlen vor die Säue geworfen, wenn da nicht irgendjemand wäre, der sich über diese Eskapaden königlich amüsiert. Stellt sich lediglich eine Frage: meint es das Universum gut mit uns, oder hat es schlichtweg einen höllischen Humor?
Meine Freundin Lisa ist zum Beispiel eine Ballettratte: fünfmal die Woche Training unter allerhöchstem Körpereinsatz, sodass kein Auge trocken bleibt. Ich gebe zu, ich bewundere sie für ihre Hartnäckigkeit und ihre Trainingsdisziplin. Eines Tages gesteht sie mir, dass es wohl die blauen Augen ihres Tanzlehrers sind, die sie da zu Höchstleistungen treiben. Aha, also daher weht der Wind… Und wie es halt so spielt, wenn man heimlich verknallt ist und nicht weiß, woran man ist, sind Lisas mails mal himmelhoch jauchzend und dann wieder zu Tode betrübt. Eines schönen Tages siegt in ihr die Vernunft, und sie verringert die Stunden bei ihrem Tanzlehrer und weicht in andere Stunden aus. Um hinterher festzustellen: er vertritt nun verstärkt die Lehrer in jenen Stunden, in die sie ausgewichen ist.
„Es ist fast so, als wolle mich das Universum in seine Arme treiben“ stöhnt sie eines Tages. Was also tun? Die Tanzschule gänzlich wechseln, obwohl sie von ihrem Trainer noch wahnsinnig viel lernen könnte, weil dieser seine begabte Schülerin natürlich tatkräftig fördert? Weiterhin in seine Stunden gehen, auch wenn das Herz hinterher in Fetzen hängt? Oder sich einen Ruck geben und ihn ansprechen und ihn auf einen Kaffee einladen? Es ist klar, dass das Universum mit dieser Aktion etwas bezweckt – die Frage ist nur: was? Wie findet man heraus, was uns vorher bestimmt ist? Und gibt es irgendwo die Möglichkeit, dass man in diesen Masterplan einen kleinen Blick werfen kann und gegebenenfalls Einspruch erheben, wenn einem die Regieanweisungen nicht gefallen?
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass all jenes, was so „rein zufällig“ geschieht, in Wahrheit einen tieferen Sinn hat. Und dass uns dieser Zufall – nachträglich betrachtet – einen wertvollen Hinweis geben wollte, auch wenn der Hinweis vielleicht nicht das war, was wir in diesem Augenblick gerade hören wollten.
Als mir mein One-night-stand nach einem Konzert letztes Jahr in der U-Bahn über den Weg gelaufen ist – er in weiblicher Begleitung – habe ich gegrübelt, was mir der Zufall damit sagen wollte. Die Frau an seiner Seite hat definitiv nicht nach Date ausgesehen, das hat man an der Körpersprache der beiden gemerkt, und er hatte mir ja auch erzählt, dass er eine Schwester hat. Es hat eine Weile gedauert, bis ich die Botschaft des Universums an mich kapiert hatte: es ist völlig egal, wer diese Frau an seiner Seite war. Das einzig Wesentliche war, dass es nicht ich – Julia – war, die da mit ihm zum Konzert gegangen ist. Und dass es für mich im Masterplan nicht vorgesehen ist, dass ich mir weiterhin Hoffnungen bei diesem Mann mache. Danke für die Info, liebes Universum, und – wenn ich bescheiden eine Bitte an dich richten darf: geht’s beim nächsten Mal vielleicht etwas weniger mit der Holzhammermethode?
Vielleicht ist es ja aber auch so, dass im Universum nicht nur eine Macht vertreten ist, die da unser Schicksal würfelt, sondern dass wir mehreren zur Unterhaltung dienen. Und vielleicht haben einige mit uns Menschen weniger Geduld, andere genießen es, wenn wir durchs Leben stolpern und uns immer wieder hochrappeln müssen, und wieder andere halten schützend ihre Hand über uns. Ja, aber wie erkennt man, wer da nun gerade an den Fäden zieht und uns wie die Puppen tanzen lässt?
Mag sein, dass ich naiv bin, wenn ich mir sage „ich bin zuversichtlich, dass es das Universum auch mal gut mit mir meint“. Aber ich brauche diesen Gedanken, sonst bin ich mir sicher, dass ein Treffen, das mir auch durch Zufall in den Schoß gefallen ist, mein nächstes Waterloo wird.
Eigentlich war ich ja mit Marlene verabredet – wir hatten Karten für „La cage aux folles“ in der Volksoper. Einen Tag vor dem Stück ruft sie mich völlig zerknirscht an: ihre Mutter kommt gemeinsam mit einer Freundin nach Wien, und die Beiden würden sich so gerne das Stück ausschauen, ob’s mir wohl was ausmacht, wenn sie die Karten ihnen gibt. Naja, ich hätte das Stück schon gerne gesehen, aber ich werde noch öfters die Gelegenheit bekommen, den Karlheinz Hackl in Frauenkleidern zu sehen. Also habe ich natürlich „nein, es macht mir nichts aus“ gesagt und hab noch allen viel Vergnügen beim Stück gewunschen. So bin ich an einem Freitagabend alleine zuhause gesessen und habe einige Dinge getan, die ich sonst nicht gemacht hätte. Und wer weiß, wofür’s gut war, denn dadurch ist mir im Internet ein ziemlich interessanter Mann über den Weg gelaufen. Und nächsten Sonntag werden wir einander sehen.
Vielleicht lächelt ja das Universum in diesem einen Fall und vertritt die Ansicht „in Julia’s Masterplan ist festgelegt, dass sie diesen Menschen kennen lernen muss“. Ich muss gestehen, dieser Gedanke nimmt mir ein wenig die Nervosität, denn wenn es vorherbestimmt ist, dass wir einander kennen lernen, dann wird es ein schöner Nachmittag werden. Und wenn nicht? Wenn das Universum doch wieder mal subtil boshaft war? Na, dann kann ich ihm ja noch immer die Zunge zeigen…
Meine Freundin Lisa ist zum Beispiel eine Ballettratte: fünfmal die Woche Training unter allerhöchstem Körpereinsatz, sodass kein Auge trocken bleibt. Ich gebe zu, ich bewundere sie für ihre Hartnäckigkeit und ihre Trainingsdisziplin. Eines Tages gesteht sie mir, dass es wohl die blauen Augen ihres Tanzlehrers sind, die sie da zu Höchstleistungen treiben. Aha, also daher weht der Wind… Und wie es halt so spielt, wenn man heimlich verknallt ist und nicht weiß, woran man ist, sind Lisas mails mal himmelhoch jauchzend und dann wieder zu Tode betrübt. Eines schönen Tages siegt in ihr die Vernunft, und sie verringert die Stunden bei ihrem Tanzlehrer und weicht in andere Stunden aus. Um hinterher festzustellen: er vertritt nun verstärkt die Lehrer in jenen Stunden, in die sie ausgewichen ist.
„Es ist fast so, als wolle mich das Universum in seine Arme treiben“ stöhnt sie eines Tages. Was also tun? Die Tanzschule gänzlich wechseln, obwohl sie von ihrem Trainer noch wahnsinnig viel lernen könnte, weil dieser seine begabte Schülerin natürlich tatkräftig fördert? Weiterhin in seine Stunden gehen, auch wenn das Herz hinterher in Fetzen hängt? Oder sich einen Ruck geben und ihn ansprechen und ihn auf einen Kaffee einladen? Es ist klar, dass das Universum mit dieser Aktion etwas bezweckt – die Frage ist nur: was? Wie findet man heraus, was uns vorher bestimmt ist? Und gibt es irgendwo die Möglichkeit, dass man in diesen Masterplan einen kleinen Blick werfen kann und gegebenenfalls Einspruch erheben, wenn einem die Regieanweisungen nicht gefallen?
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass all jenes, was so „rein zufällig“ geschieht, in Wahrheit einen tieferen Sinn hat. Und dass uns dieser Zufall – nachträglich betrachtet – einen wertvollen Hinweis geben wollte, auch wenn der Hinweis vielleicht nicht das war, was wir in diesem Augenblick gerade hören wollten.
Als mir mein One-night-stand nach einem Konzert letztes Jahr in der U-Bahn über den Weg gelaufen ist – er in weiblicher Begleitung – habe ich gegrübelt, was mir der Zufall damit sagen wollte. Die Frau an seiner Seite hat definitiv nicht nach Date ausgesehen, das hat man an der Körpersprache der beiden gemerkt, und er hatte mir ja auch erzählt, dass er eine Schwester hat. Es hat eine Weile gedauert, bis ich die Botschaft des Universums an mich kapiert hatte: es ist völlig egal, wer diese Frau an seiner Seite war. Das einzig Wesentliche war, dass es nicht ich – Julia – war, die da mit ihm zum Konzert gegangen ist. Und dass es für mich im Masterplan nicht vorgesehen ist, dass ich mir weiterhin Hoffnungen bei diesem Mann mache. Danke für die Info, liebes Universum, und – wenn ich bescheiden eine Bitte an dich richten darf: geht’s beim nächsten Mal vielleicht etwas weniger mit der Holzhammermethode?
Vielleicht ist es ja aber auch so, dass im Universum nicht nur eine Macht vertreten ist, die da unser Schicksal würfelt, sondern dass wir mehreren zur Unterhaltung dienen. Und vielleicht haben einige mit uns Menschen weniger Geduld, andere genießen es, wenn wir durchs Leben stolpern und uns immer wieder hochrappeln müssen, und wieder andere halten schützend ihre Hand über uns. Ja, aber wie erkennt man, wer da nun gerade an den Fäden zieht und uns wie die Puppen tanzen lässt?
Mag sein, dass ich naiv bin, wenn ich mir sage „ich bin zuversichtlich, dass es das Universum auch mal gut mit mir meint“. Aber ich brauche diesen Gedanken, sonst bin ich mir sicher, dass ein Treffen, das mir auch durch Zufall in den Schoß gefallen ist, mein nächstes Waterloo wird.
Eigentlich war ich ja mit Marlene verabredet – wir hatten Karten für „La cage aux folles“ in der Volksoper. Einen Tag vor dem Stück ruft sie mich völlig zerknirscht an: ihre Mutter kommt gemeinsam mit einer Freundin nach Wien, und die Beiden würden sich so gerne das Stück ausschauen, ob’s mir wohl was ausmacht, wenn sie die Karten ihnen gibt. Naja, ich hätte das Stück schon gerne gesehen, aber ich werde noch öfters die Gelegenheit bekommen, den Karlheinz Hackl in Frauenkleidern zu sehen. Also habe ich natürlich „nein, es macht mir nichts aus“ gesagt und hab noch allen viel Vergnügen beim Stück gewunschen. So bin ich an einem Freitagabend alleine zuhause gesessen und habe einige Dinge getan, die ich sonst nicht gemacht hätte. Und wer weiß, wofür’s gut war, denn dadurch ist mir im Internet ein ziemlich interessanter Mann über den Weg gelaufen. Und nächsten Sonntag werden wir einander sehen.
Vielleicht lächelt ja das Universum in diesem einen Fall und vertritt die Ansicht „in Julia’s Masterplan ist festgelegt, dass sie diesen Menschen kennen lernen muss“. Ich muss gestehen, dieser Gedanke nimmt mir ein wenig die Nervosität, denn wenn es vorherbestimmt ist, dass wir einander kennen lernen, dann wird es ein schöner Nachmittag werden. Und wenn nicht? Wenn das Universum doch wieder mal subtil boshaft war? Na, dann kann ich ihm ja noch immer die Zunge zeigen…
drewshine - 29. Mai, 10:26
Hikari - 31. Mai, 22:57
Die Gedanken um Zufall und Schicksal kenne ich. Ist es Zufall oder Schicksal, dass ich jetzt mit dem Menschen zusammen bin, dem ich in der siebten Klasse - also vor 8 Jahren - noch einen Korb gegeben habe, nachdem wir uns eben diese 8 Jahre auch nicht mehr wirklich gesehen hatten und er jetzt mit einem Freund von mir beim Bund war? ;)
Und Zunge zeigen find ich gut. Wenn sie nicht so spielen wollen wie Du, dann haben sie es auch nicht anders verdient!
Und Zunge zeigen find ich gut. Wenn sie nicht so spielen wollen wie Du, dann haben sie es auch nicht anders verdient!
drewshine - 1. Jun, 09:00
ich weiß nicht, ob es zufall oder schicksal ist - aber ich finde deine geschichte sehr schön :-). wieder mal ein beweis, dass das universum einen sehr subtilen humor hat :-).
viele liebe grüße aus wien!
julia
viele liebe grüße aus wien!
julia
Hikari - 1. Jun, 09:58
Es war auch mehr eine rhetorische Frage, um Deinen Beitrag zu bekräftigen und Zustimmung zu geben, das es eine interessante, aber schwierige Frage ist =)
Danke schön ^^ Und stimmt, wenn man es so betrachtet, hat es einen sehr suvtilen Humor.
Liebe Grüße zurück aus Berlin!
Danke schön ^^ Und stimmt, wenn man es so betrachtet, hat es einen sehr suvtilen Humor.
Liebe Grüße zurück aus Berlin!
drewshine - 1. Jun, 14:18
*lacht* - das ist der fluch, wenn man immer das letzte wort haben muss - stilistische feinheiten wie rhetorische fragen werden dann oftmals übersehen ;-). naja, vielleicht schaff' ich es beim nächsten mal ;-)
zunge zeigen?
Bussi