Freitag, 10. Dezember 2010

How much pleasure can you stand?

Fragt man einen x-beliebigen Passanten auf der Straße nach den 3 Wünschen, die die gute Fee erfüllen sollte, so bekäme man zur Antwort wohl die drei großen G: Geld, Glück, Gesundheit (in beliebiger Reihenfolge). Leider sind zwei dieser drei nur bedingt von einem selbst beeinflussbar: selbst, wenn man so gesund wie nur möglich lebt, ist man dennoch nicht vor einem Unfall gefeit und auch Geld ist nicht in beliebiger Höhe herbeiwünschbar – jeder, der sich schon vergeblich einen Sechser im Lotto gewünscht hat, kann das bestätigen.

Bleibt also nur noch das Glück übrig. Und siehe da: es gibt eine gute Nachricht! Den individuellen Level an Glück kann jeder Mensch selbst bestimmen. Wir haben tatsächlich unser Glück in der Hand und wären somit in der Lage, es beliebig zu mehren. Vielleicht nicht immer mit dem „großen Glück“ auf einen Streich, aber da Kleinvieh bekanntlich auch Mist macht, summiert sich eine große Anzahl kleinem Glücks im Laufe der Zeit auch schon zu sehr großem Glück auf. Von demher könnte man also annehmen: wer immer sich Glück wünscht, der bekommt es auch.

Blickt man dann allerdings auf der Straße umher, so ist die Anzahl der selig-zufriedenen Gesichter leider erschreckend niedrig. Die Mitmenschen laufen mit grimmig-verbissener Mine herum und ich kann mich des Eindruckes nicht erwehren, dass es sich hierbei nicht um eine schützende Maske handelt, sondern dass dies tatsächlich der gelebte Alltag ist. Woran liegt es, dass der Mensch – wenn er die Wahl hat zwischen Glück und Unglück – mit sicherem Händchen das Unglück wählt?

Was sind denn die Kernfaktoren, ob wir glücklich oder unglücklich sind? Ich würde mal sagen: Beziehung, Job, soziales Umfeld. Und im Job sehe ich tagaus, tagein Leute im Büro, die keinen Spaß an der Arbeit haben und denen man am Gesicht ansieht, dass sie täglich „ins Bergwerk“ gehen und dort malochen. Im sozialen Umfeld gehen viele her und umgeben sich immer noch mit Menschen, mit denen sie eigentlich wenig bis gar nichts gemein haben, die ihre Interessen nicht teilen und mit denen man in der Regel eine anstrengende Zeit verbringt. Und in der Beziehung?

Ich sehe in meinem Umfeld viele unglückliche Beziehungen. Beziehungen, wo von den Partnern jeder körperliche Kontakt vermieden wird, wo man sich für den anderen nicht interessiert. Wo man quasi „lebenslänglich“ aufoktroyiert bekommen hat und das einfach absitzt. Ein objektiver Betrachter würde wohl sagen: ok, es klappt mit den Beiden ganz einfach nicht, und bevor sie sich noch weiter verletzen wäre es wohl für beide besser, sie gehen auseinander und versuchen ihr Glück bei einem anderen Partner.

In der Praxis ist es aber so, dass solche Menschen 20 und auch mehr Jahre beisammen bleiben und sowohl sich selbst als auch den Partner unglücklich machen – wohlgemerkt einen Menschen, von dem man einmal angenommen hat, dass man ihn liebt und dem man nur Gutes und Glück gewünscht hat. Und diese einstige Liebe wird nun mit Nichtachtung, Nichtkörperlichkeit, Nichtrespekt gestraft. Woher kommt dies? Haben diese Menschen über ihre Ursprungsfamilie gelernt, dass man auf alle Fälle um jeden Preis zusammen bleiben muss, dass einfach „bis zum bitteren Ende“ durchgehalten wird? Hieße, sich von dieser Ansicht emanzipieren und den eigenen Weg suchen und gehen, dass man die Beziehung der eigenen Eltern hinterfragt? Mehr noch, dass man erkennt, dass die eigenen Eltern einen Fehler gemacht haben und man selbst sich das Recht heraus nimmt, es besser zu machen?

Nein, unsereins sagt „Augen zu und durch“. Und immerhin: man selbst hat zwar keine Freude mehr an der Beziehung, aber wenigstens vergällt man auch dem anderen das Leben. Wäre ja noch schöner, wenn’s dem gut geht, wenn’s mir schlecht geht… Rache und Heimzahlung als Dank an den Menschen, den man einst geliebt hat – in meinen Augen wäre ein Ausdruck von „wahrer Liebe“, dass man diesen Menschen dann in Liebe loslässt. Aber mit meiner Meinung stehe ich wohl alleine da. Immerhin, die Selbstgeißelung, wie sie in der Kirche teilweise immer noch betrieben wird, sei’s mit der 9schwänzigen Katze oder dem Büßergürtel ist heutzutage nicht mehr „in“ – wozu sich selbst körperlich kasteien, wenn man sich und andere viel subtiler und nachhaltiger verletzen kann…

… und dann, auf einmal, völlig unerwartet, steht eines schönen Tages das Glück vor einem. Und lächelt einen verheißungsvoll an, man braucht nur noch die Hände ausstrecken und das Glück packen – es wird nicht davon laufen. Keine Anstrengung mehr, kein Schmerz, kein Druck, einfach nur ein gleichberechtigt-wertschätzendes Leben, gepaart mit der Feststellung, dass Körperkontakt etwas sehr anziehendes haben kann und der Erkenntnis, dass man die Finger vom Partner weder lassen kann noch lassen will. Dass Interessen geteilt werden, man am Leben des Anderen Anteil nehmen möchte und nicht Anteil nehmen muss, dass man einfach eine schöne Zeit miteinander verbringt und schlichtweg glücklich ist. So schön kann das Leben sein…

… zu schön, um wahr zu sein? Der misstrauische Teil in uns sucht dann das Haar in der Suppe, denn da muss irgendwo ein Haken sein. Und wenn da weder Haar noch Haken zu finden sind… ja, dann kommt der Gedanke „und was, wenn es eines Tages nicht mehr so ist? Was, wenn ich mein Glück eines Tages verliere? Wenn mein Glück eines Tages erkennt, dass ich es gar nicht verdient habe? Werde ich den Schmerz dann aushalten? Oder ist es nicht besser, von vorne herein das Glück zu vermeiden, denn was ich nie erlebt habe, kann ich hinterher auch nicht vermissen…“

Mag sein, dass ich eine eigenartige Einstellung habe. Aber ich glaube, dass man mir erlebtes Glück nicht mehr wegnehmen kann. Und selbst, wenn ein geliebter Mensch eines Tages nicht mehr Teil meines Lebens sein sollte, so habe ich immer noch die glückliche Zeit, die wir miteinander verbracht haben. Und diesen Schatz kann nichts ersetzen. Ich finde, es ist besser, Glück zu leben und es eines Tages auch wieder gehen zu lassen, als nie Glück gelebt zu haben.

… was aber, wenn jemand meint „mein Glück ist gar nicht relevant, Hauptsache, die anderen sind glücklich“? Nun dieser Mensch hat in meinen Augen etwas sehr wichtiges sehr falsch verstanden. Denn erstens hat jeder Mensch ein Recht darauf, glücklich zu sein. Und noch etwas wichtiges: nur, wenn ich selbst glücklich bin, kann ich auch Glück weiter geben. Wie erfolgreich werde ich sein, wenn ich unglücklich in meinem schwarzen Loch sitze und mit aller Kraft versuche, jemand anders glücklich zu machen, ihn sogar zu seinem Glück zu zwingen? Wird dieser Mensch es dann als Glück sehen, dass sich der andere buchstäblich einen Haxen ausreißt? Oder wird er es vielmehr als Druck, als Zwang empfinden und in Opposition gehen? … und das Rad dreht sich weiter und weiter…

Wenn man sein eigenes Glück hintenan stellt, dann fühlt man sich innerlich leer. Nachdem das natürlich kein angenehmes Gefühl ist, versucht man, das Symptom zu bekämpfen, anstatt dass man die Ursache sucht und dort ansetzt. Aber zum Glück gibt es ja viele Möglichkeiten, um sich vom eigenen Unglück und der eigenen Leere abzulenken, wie zum Beispiel Alkohol, Nikotin, Schokolade und andere Drogen. Natürlich: die Leere ist dann immer noch da. Aber man spürt sie wenigstens nicht mehr…

Dienstag, 20. April 2010

Somewhere over the rainbow

Die Regenbogenbrücke

eine Brücke verbindet den Himmel und die Erde. Wegen der vielen Farben nennt man sie die Brücke des Regenbogens. Auf dieser Seite der Brücke liegt ein Land mit Wiesen, Hügeln und saftigem grünen Gras.

Wenn ein geliebtes Tier auf der Erde für immer eingeschlafen ist, geht es zu diesem wunderschönen Ort. Dort gibt es immer zu fressen und zu trinken, und es ist warmes schönes Frühlingswetter. Die alten und kranken Tiere sind wieder jung und gesund. Sie spielen den ganzen Tag zusammen.

Es gibt nur eine Sache, die sie vermissen. Sie sind nicht mit ihren Menschen zusammen, die sie auf der Erde so geliebt haben. So rennen und spielen sie jeden Tag zusammen, bis eines Tages plötzlich eines von ihnen innehält und aufsieht.

Die Nase bebt, die Ohren stellen sich auf, und die Augen werden ganz groß!

Plötzlich rennt es aus der Gruppe heraus und fliegt über das grüne Gras, die Füße tragen es schneller und schneller.

Es hat Dich gesehen.

Und wenn Du und Dein besonderer Freund sich treffen, nimmst Du ihn in Deine Arme und hältst ihn fest. Dein Gesicht wird geküßt, wieder und wieder, und Du schaust endlich wieder in die Augen Deines geliebten Tieres, das so lange aus Deinem Leben verschwunden war, aber nie aus Deinem Herzen.

Dann überschreitet Ihr gemeinsam die Brücke des Regenbogens, und Ihr werdet nie wieder getrennt sein...



Für mein Krümelchen, das heute über die Regenbogenbrücke gegangen ist...

Montag, 9. November 2009

Samstags...

... hab ich in der Stadthalle ein Lied zum ersten Mal gehört:



Gut, in der Stadthalle hats besser geklungen, lag wohl daran, dass Bryan Adams unplugged gespielt hat, er mit der Gitarre, begleitet von einem Pianisten. Ich sag nur ein Wort: Gänsehaut!!!!!!

Samstag, 29. August 2009

Reflexionen

Schon Oscar Wilde wusste es: Sich selbst zu lieben ist der Beginn einer lebenslangen Romanze. So simpel die Aussage, so schwierig deren Umsetzung…

Wenn man nun auf dieses Thema angesprochen wird, antwortet jeder im Reflex „jaja, natürlich liebe ich mich, und ich passe auf mich auf und ich schaue, dass ich Dinge tue, die mir gut tun“. Meistens kommt diese Antwort wie aus der Pistole geschossen, haben wir doch gelernt, dass diese Antwort in der Regel die „richtige Antwort“ ist. Jeder besorgte Freund, jeder Therapeut nickt kurz nach dem Satz. Und selbst ist man dankbar dafür, dass wir den Gegenüber wieder mal so gut täuschen konnten.

Es gibt allerdings fieserweise ein Gegenüber, das wir nicht täuschen können: unseren Partner. Fieserweise deshalb, weil dieser Mensch, der uns in- und auswendig kennt, der genau weiß, wie wir ticken, mit dem wir unser Leben teilen, im tiefsten Inneren genau spürt, dass wir da gerade dabei sind, eine Verantwortung auf ihm abzuladen, die in Wahrheit uns selbst gehört – nämlich „liebe du mich, damit ich es nicht für mich tun muss“.

Ein Satz, den mein Liebster mit Sicherheit schon tausendmal in unserer Beziehung gehört hat (teils ausgesprochen, teils unterschwellig mitschwingend), ist „ich möchte, dass ich in deinem Leben an der ersten Stelle stehe“. Vordergründig ist dieser Satz ja nichts Böses: ich möchte für dich wichtiger sein als dein Job. Ich möchte für dich wichtiger sein als deine Freunde. Ich möchte das Erste sein, woran du in der Früh denkst und das Letzte, bevor du Abends einschläfst. Das Fiese an diesem Satz ist aber: er tarnt sich hinter guten Absichten und Unausgesprochenem, denn wenn man den Satz vollständig ausspricht, käme heraus „ich möchte, dass ich in deinem Leben an der ersten Stelle stehe, weil ich mich in meinem Leben nicht an die erste Stelle reihe“. Autsch…

Wie reagiert unser Partner auf diesen unausgesprochenen, zweiten Satzteil? Nun ja… Sofern der Lebenspartner nicht emotional abgestumpft ist wie ein Brotlaib, wird die Feststellung kommen „da hat jemand Erwartungen an mich… Erwartungen, die so übermächtig sind, dass ich das Gefühl habe, dass ich sie nicht erfüllen kann“. Leider (oder zum Glück, je nachdem) kann unser Partner allerdings weder unsere Gedanken lesen noch in uns hinein schauen. So ist der Partner in der Regel auf eine eigene Interpretation angewiesen. ‚Sie will was von mir, was könnte das sein?’.

Es gibt wohl eine Vorstellung über Frauen, die sich in der Männerwelt hartnäckig gehalten hat – und zwar, dass die arme Maid vom strahlenden Ritter in schimmernder Rüstung auf weißem Ross aus dem hohen Turm befreit wird, und sie reiten in immerwährender Liebe in den Sonnenuntergang. Und wenn sie nicht gestorben sind… Könnte irgendjemand mal diesen verdammten Gebrüdern Grimm erklären, dass ihre Märchen der frühkindliche Ursprung eines ausgewachsenen männlichen Fluchtverhaltens sind? Ja, natürlich gibt es Frauen, die vom Mann „gerettet“ werden wollen. Es gibt aber auch ebensolche Frauen, die das nicht wollen, weil sie sich in Sachen „Rettung“ nur auf sich selbst verlassen. Nicht jede Frau träumt vom Brillantring, von zwei Kindern, Haus und Hund. Und ja, es gibt Frauen, die ihrem Schatz in die Arme sinken und hauchen „danke dafür, dass du mich so glücklich machst“. Andere Frauen hingegen drohen alleine bei diesem Satz in Ohnmacht zu fallen und verfluchen ihre Geschlechtsgenossinnen für jede einzelne Silbe.

Das Alles weiß unser Partner allerdings nicht. Oder… vielleicht haben wir es ja mal gesagt, dass es so ist, aber wir wissen ja alle… Lippenbekenntnisse… So ist unser Partner also damit konfrontiert „da is’ was…“. Was, weiß er aber nicht. Nachfragen bringt nix, weil man da wieder das gewohnte Lippenbekenntnis zur Antwort bekommt. Und so ist er wieder auf Vermutungen angewiesen. Die Krux mit Vermutungen ist, dass man nicht immer das Naheliegendste als Erklärung wählt, sondern in der Regel das, wovon man selbst am meisten Angst hat. Und so wird zB ein Mensch mit einem ausgeprägten Freiheitsbedürfnis annehmen „sie möchte einen Ehering, Kinder, ein Einfamilienhaus im Grünen, einen Hund“. … und spürt dabei zwei Gefühle in sich aufsteigen: ein sich ausbreitendes Unwohlsein, weil mann ja eine andere Vorstellung von der Zukunft hatte und ein Gefühl des Versagens „so etwas kann ich ihr nie geben – ich bin also der Falsche für sie, sie vergeudet ihre Zeit mit mir“.

So kommt es zu den beliebten zwischenmenschlichen Missverständnissen, zu Beziehungsproblemen, Streit… und manchmal auch zu Trennungen. Trennungen, weil man aneinander vorbei geredet hat. Weil man trotz aller Kommunikationstrainings, die man im Laufe seines Lebens absolviert hat, immer noch nicht die Sprache des Anderen spricht. Weil man in der Beziehungskommunikation versagt hat.

Zu Beziehungen gehören immer zwei Menschen – wenn sie gelingen ebenso wie wenn sie scheitern. Gute Beziehungen sind meistens die, wo beide Partner so selbstreflektiert sind, dass sie – wenn am Horizont ein Thema auftaucht – sofort sagen können „das ist mein Thema“ oder „das ist sein Thema“. Und die dem Partner als Spiegel dienen, wenn er sein eigenes Thema nicht erkennt und ihn so in die Reflexion zwingen. Ich muss zu meiner Schande gestehen, so selbstreflektiert bin ich noch nicht. Ich habe zwar in den vergangenen Jahren sehr dazu gelernt, aber ich neige immer noch dazu, meinem Partner die Verantwortung für „meine Themen“ umzuhängen. Und verschließe meine Augen davor, dass er sie a) für mich nicht lösen kann und b) es auch gar nicht seine Aufgabe ist, meine Themen für mich zu lösen.

Mein aktuellstes Thema ist eben, dass ich mich selbst nicht an erste Stelle reihe. Alles andere ist wichtiger: die Familie, der Partner, sogar der Übungspartner im NLP-Seminar, dem ich sein Setting nicht versauen möchte. Ich weiß sogar, woher mein Thema kommt: ich hab es jahrzehntelang so gelernt. Meine Mutter, die Aufopferung in Person, hat mir immer beigebracht, dass man selbst an allerletzter Stelle zu stehen hat, und dass vorher auf alle anderen geachtet werden muss. Und ich habe es sogar geschafft, mir mein Thema positiv zu reframen: ich bin eben sehr fürsorglich und warmherzig. Ich achte auf meine Mitmenschen. … das Problem dabei ist, dass ich mich selbst dabei nicht achte…

Der Volksmund sagt so schön „Selbsterkenntnis ist der erste Schritt zur Besserung“. Die Erkenntnis ist da. Wie ich das Problem für mich selbst lösen kann, weiß ich noch nicht. Wenn jemand einen Workshop empfehlen kann, wie man Selbstachtung lernt, nur her damit! Solange kann ich nur mein Wort anbieten: „ja, ich habe mein Thema gesehen. Und ja, ich verspreche, dass ich an meinem Thema arbeiten werde.“ – weil ich weiß, dass es für eine Beziehung zwei „ich’s“ benötigt, die so fest in sich ruhen, damit genug Stabilität für ein „wir“ da ist…

Freitag, 24. Juli 2009

Land unter...

Gestern war wohl so eine Nacht, an die man sich sein ganzes Leben erinnert. Und alles danach folgende mit dieser einen Nacht vergleicht.

Nach dem Hagelunwetter gestern Nacht bin ich auf der Heiligenstädter Straße knietief (!!!) durchs Wasser gewatet. Ich kann mich nicht erinnern, dass die Heiligenstädter Straße schon einmal so hoch unter Wasser stand, und ich wohne seit über 30 Jahren in Nussdorf. Meine Dachflächenfenster sind zum Glück heil geblieben. Der Boden war ein bissl nass, aber das trocknet. Meinen Schreibtisch kann ich nun feng-shui-mäßig abräumen, weil alles Papier dort völlig durchnässt ist.

Wenn ich heute mutig bin, werde ich am Abend den Keller inspizieren, ich fürchte fast, dass der auch recht nass geworden ist...

Mittwoch, 22. Juli 2009

The dark side of the Force

“A Jedi uses the Force for knowledge and defense. Never for attack.” Yoda

Manipulation. Gut geschulte Verkäufer, die einem Eskimo eine Kühlkombination aufschwatzen. Pseudowissenschaftlichkeit. Esoterik. Mischung von Platitüden. Das ist ja eine Sekte. Das alles sind Assoziationen, die bei einigen Menschen hochkommen, wenn man drei Buchstaben in den Mund nimmt: NLP…

Über neurolinguistische Programmierung wurde viel geschrieben. Wikipedia sagt über die neurolinguistische Programmierung zB folgendes: „Neurolinguistische Programmierung (kurz NLP) wurde Anfang der 1970er Jahre an der University of California in Santa Cruz von Richard Bandler und John Grinder als neues Verfahren der Kurzzeit-Psychotherapie entwickelt. Sie definierten NLP als das Studium der Struktur subjektiver Erfahrung und der Folgerungen daraus.“ Ich gestehe, unter dieser Definition kann ich mir nur sehr wenig vorstellen, denke aber, dass schon alleine beim Wort „Kurzzeit-Psychotherapie“ bei vielen Menschen eine ganze Armada von Alarmglocken zu läuten beginnt. Wo doch niemand von uns eine Psychotherapie notwendig hat, und schon gar nicht kurzzeitig…

Heutzutage wird NLP oftmals als Kommunikations-Tool angepriesen. Sehr oft auch als „erfolgreich kommunizieren mit NLP“, was unterschwellig mitklingen lässt: wenn du erfolgreich kommunizierst, dann lernst du, dass du deine eigene Meinung durchsetzt. Aber wann kommuniziert man „erfolgreich“? Meiner Meinung nach ist eine Kommunikation dann „erfolgreich“, wenn die Schallwellen und die Gesten, die A produziert, bei B mit dem selben Inhalt ankommen, den A ursprünglich gemeint hat. Und B dann sinngemäß sagen kann „ah, das hast du also damit gemeint“ und A nickt. Wenn also eine Wissensredundanz geschaffen wurde - beide wissen nach der Unterhaltung dasselbe, und damit weiß einer von beiden mehr als vor der Unterhaltung. Das ist doch eigentlich keine schlechte Sache…

Wie transportiert man aber die Schallwellen und die Körpersprache so zu B, damit der nach der Unterhaltung nicht mit lauter Fragezeichen in den Augen da steht? Nun, das geht damit, indem man sich in das Gegenüber hinein versetzt, seine Sprache beobachtet (die nicht nur aus dem tatsächlich gesprochenen Wort besteht) und ihm dann in seiner Sprache die Informationen übermittelt. Emphatisch auf den Gegenüber eingehen und die eigene Sprache so modifizieren, dass sie vom Anderen verstanden wird. Eigentlich auch nix schlechtes…

Nun besteht Kommunikation nicht nur in der Kommunikation mit einem oder mehreren anderen Mitmenschen. Wir kommunizieren auch laufend mit uns selbst. Und diese Qualität der internen Kommunikation prägt auch sehr maßgeblich unsere Kommunikation nach außen. Mein Liebster hat über mich sehr treffend gesagt „du behandelst die Menschen um dich herum ungnädig. Wobei man dir zugestehen muss: du behandelst niemanden schlechter als dich selbst“. Und ich muss zähneknirschend zugeben: er hatte Recht! Der innere Zensor, der auf meiner Schulter sitzt, hat den ganzen lieben langen Tag nur mit mir gekeppelt… „Na, das hast jetzt aber wieder sehr clever gemacht“, „da hast überlegt, wie man das möglichst deppert anstellen kann, weil zufällig passiert dir so was nicht“, „ui, da hamma die Intelligenz aber wieder mal mit dem Löffel gefressen“…

Das Spannende ist: man sieht den Menschen am Gesicht an, ob die innere Kommunikation harmonisch oder zänkisch ist. Schaut mal in den öffentlichen Verkehrsmitteln euren Sitznachbarn an. Sträflingsmiene? Finsterer Blick? Dann kann man sich schon ganz gut vorstellen, was der sich selbst grad an Nettigkeiten an den Kopf wirft…

Ich habe nun also mit einer NLP-Ausbildung begonnen. Und ich habe schon fünf wundervolle Tage voller Lachen, Lernen und Lieben hinter mir und ich freue mich wie ein kleines Kind auf die Tage, die noch kommen werden. Ich habe Muster an mir entdeckt, habe Masken abgenommen und habe einen sehr interessanten Menschen kennen gelernt: mich selbst.

Wenn nun jemand auf mich zukommt und mir sagt „wir waren uns schon einig darüber, dass NLP die dunkle Seite der Macht ist“, dann passieren in mir nun einige interessante Dinge. Statt dass ich sage „wie kannst du so etwas sagen? Hast du dich mit der Materie beschäftigt, sodass du dir eine eigene Meinung darüber bilden kannst? Oder kopierst du nur die Meinung anderer, die du irgendwann mal gehört hast?“ läuft in meinem Kopf nun folgendes Programm ab:

Am Liebsten würde ich nun verbal zurück schlagen. Damit würde ich allerdings selbst zum Täter werden, und die Situation würde nicht besser werden. Dieser Satz löst in mir eine Emotion aus. Spannend – wie fühlt sich das an? Danke, dass du mich auf diese Emotion aufmerksam gemacht hast, daran muss ich noch arbeiten. Habe ich vielleicht den falschen Kanal gewählt, um mich beim anderen verständlich zu machen? Beobachten wir dich noch einmal genauer, was ist dein leading system, was dein Referenzsystem? Kann ich etwas tun, um diese Spannung aus der Unterhaltung rauszunehmen? Gibt es eine Möglichkeit, damit wir uns beide wieder in der Unterhaltung wohler fühlen?

All das läuft nun in einem Sekundenbruchteil ab. Und ich überlege auch „ist das mein Thema, an dem ich arbeiten sollte, oder versucht mein Gegenüber gerade, mir sein Thema umzuhängen?“ – wenn’s meins ist, bedanke ich mich in Gedanken für den Hinweis. Wenn es nicht meines ist, dann nehme ich es auch nicht an, sondern lasse es regelrecht durch mich hindurch gehen.

Entspannt sein. Gelöstheit. Eine innere Stimme, die mit mir gemeinsam lacht. Ein besseres Verständnis für die Mitmenschen. Eine feinere Wahrnehmung. Auch das kann NLP sein. Wenn man sich für „the light side of the Force“ entscheidet…

Freitag, 22. Mai 2009

Soulmate

Wenn es eines gibt, was sich viele Menschen wünschen – sofern sie nicht Misanthropen sind – dann ist es, einen Seelengefährten zu haben. Dieser eine Mensch, der uns das Gefühl gibt, dass wir so, wie wir sind, perfekt sind, der uns stützt, an dem wir uns reiben können und an dem wir wachsen können, der uns nie in seinen Schatten zwingt, unser Mentor, unsere Muse – geben wir es doch zu, spätestens nach dieser Beschreibung wollen wir alle einen!

Zugegeben ungeklärt ist, ob es sich bei diesem Seelengefährten um einen gleich- oder einen andersgeschlechtlichen Menschen handeln sollte, sprich: ob es die beste Freundin/der beste Freund ist, den wir suchen, oder ob es sich um die Liebe unseres Lebens handeln soll. Die Romantiker schreien nun natürlich „natürlich die eine wahre Liebe“, die Pragmatiker sagen „na ja, vielleicht doch lieber die beste Freundin, auf die kann ich mich immer verlassen, wo doch die Liebe oftmals so wankelmütig ist“. Unbestritten ist, dass dieser eine besondere Mensch – egal welchen Geschlechts – speziell, einzigartig, unersetzlich ist. Dass man ihn wie eine empfindliche Pflanze hegen und pflegen muss, damit man ihn nicht verliert, denn sonst ist er unwiederbringlich weg…

Nachdem ich mich selbst als Zyniker sehe (der somit per Definition ein enttäuschter Romantiker ist), der noch dazu Risiko lieber streut, muss ich gestehen, dass dieser „ein Mensch – und der von der Wiege bis zur Bahre“-Aspekt mir ein gewisses Unbehagen bereitet. Man stelle sich vor, mein auserwählter Seelenpartner verunfallt oder stirbt an einer schweren Krankheit – dann ist wohl Unglück oder zumindest Unvollkommenheit für den Rest meines Lebens mein Los. Kein sonderlich beruhigender Gedanke… da schlafe ich doch gleich noch eine Nuance schlechter.

Aber zum Glück rettet mich da die persönliche Erfahrung: ich habe nämlich schon mehrmals den berühmten Seelengefährten gefunden, und zwar – oh wundersamer Weise – sowohl unter Männern als auch unter Frauen! Ich habe für mich also falsifiziert, dass es nur „einen Menschen“ auf dieser Welt geben kann, der mein Seelenpartner ist. Die Seelengefährten sind in meinem Leben also gekommen, einige sind gegangen (dankenswerterweise sind sie alle noch am Leben), andere wiederum sind geblieben. Wie kam’s dazu?

Wann hat ein Mensch – egal welchen Geschlechts – das Potential, dass er der Seelenpartner wird? Nun, zuerst einmal ist es wichtig, dass von beiden Seiten Sympathie vorhanden ist. Mit einem Menschen, der einem vom ersten Augenblick an zuwider ist, wird man wohl nur schwer so warm werden, dass man die intimsten Gedanken teilt. Nun gut, wir haben einen Menschen gefunden, der uns sympathisch ist, wie geht’s weiter? Man redet miteinander, versucht, möglichst viel über den anderen zu erfahren, wie er denkt, wie er fühlt, wie seine Sicht der Dinge auf die Welt ist. Bei vielen Gedanken wird man feststellen „der denkt ja gar nicht mal so anders wie ich“, was natürlich für einen selbst auch eine Bestätigung ist „wenn außer mir noch jemand so denkt, dann kann mein Gedanke ja gar nicht so falsch sein“ oder „… dann kann mein Gedanke ja gar nicht so krank sein“. Man stellt fest, dass man diesem Menschen vertrauen kann, weil er all diese Informationen, die man ihm gegeben hat, nicht gegen einen selbst einsetzt – man schenkt ihm dafür die eigene Loyalität und hält ihm die Stange. Irgendwann hat man so viele Informationen über den Menschen gesammelt, dass man seine Gedanken oder sein Verhalten in einem besonderen Fall schon vorweg nehmen kann. Das ist dann wohl das, was man gemeinhin als „Gedanken lesen können“ bezeichnet – ich würde es jedoch als besondere Form der Empathie bezeichnen.

Erreicht man das bei jedem sympathischen Menschen, der einem über den Weg läuft? Nein. Warum nicht? Weil wir uns nicht auf jeden Menschen mit der gleichen Intensität einlassen. Bei vielen halten wir den Beziehungsball bewusst flacher, bei anderen wenigen hingegen gestatten wir uns mehr Tiefe. Nicht umsonst sagen wir „ich habe soundso viele Freunde“, nominieren allerdings immer nur einen jedes Geschlechts als „besten Freund“ und „beste Freundin“. Und während wir vor unserem Freundinnenkreis den aktuellen Lebensabschnittspartner in den höchsten Tönen loben, erfährt nur die beste Freundin, ob und wo es gerade krankt.

Ich glaube, man kann mit Fug und Recht sagen, dass „Nähe“ einer der Kernpunkte ist, der beim Seelengefährten gegeben sein muss. Wer bereit ist, jemand anders an sich emotional heran zu lassen und sich umgekehrt auch auf diese Person einlässt, hat einen ersten wichtigen Schritt getan, um diese Person mit dem Prädikat „Seelenpartner“ auszuzeichnen.

Aber so, wie die Nähe eine Seelenpartnerschaft regelrecht düngt, so bringt Distanz sie zum Verdorren. Manchmal genügt ein trivialer Grund, sei es eine nicht beantwortete mail oder ein überhörter Anruf, und eine Seite geht auf Distanz, oft nicht viel, oft nur ein kleiner Schritt. Man erzählt dem anderen nicht mehr alles, gibt weniger von sich selbst preis. Vielleicht bemerkt der andere die beginnende Distanz, und sagt sich „das ist nur vorübergehend, das wird sicher bald wieder so, wie es vorher war“, und ehe man es sich versieht, versiegt der Kommunikationskanal und eines schönen Tages stellt man fest, dass man nur noch über das Wetter miteinander spricht. Und dass der gemeinsame Austausch, das diskutieren und philosophieren, das man früher so sehr geschätzt und geliebt hat, schon vor langer Zeit aufgehört hat.

Ja, das Traurige ist: manchmal enden Seelenpartnerschaften, genauso, wie Beziehungen und Freundschaften enden. Wenn beide dazu bereit sind, kann man natürlich einen Neuanfang wagen, einander wieder kennen lernen, einander wieder Nähe schenken. Einfacher ist es natürlich, wenn man es gar nicht erst so weit kommen lässt, und wenn man täglich an der Seelenpartnerschaft arbeitet. Ich finde, dieses wunderschöne Gefühl, dass man gar nichts sagen muss und nur ein einziger Blick genügt, wo man weiß, was der andere gerade denkt, das rechtfertigt in jedem Fall das kleine bisschen Beziehungsarbeit… Sollte es doch nicht gelingen, dann darf man den Mut nicht verlieren und die Hoffnung nicht aufgeben. Denn draußen in der Welt gibt es noch viele Menschen, die einen Seelenpartner suchen.

Samstag, 9. Mai 2009

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